
Heute wurde das neu umgebaute Wohnheim an der Wolfhager Straße 10 in Kassel eröffnet. Der Umbau, an dem seit 2019 gearbeitet wurde, beschleunigte sich durch die Herausforderungen wie die Pandemie, die Energiekrise sowie Inflation und Personalmangel. Die ursprünglichen Baukosten von 2,2 Millionen Euro verdoppelten sich auf 5 Millionen Euro, was zu einem Preis von 125.000 Euro pro Wohnheimplatz führt. Die Einweihung der neuen Wohnanlage fand im Beisein von Hessens Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori und Wissenschaftsminister Timon Gremmels statt.
Als entscheidendes Ziel dieser Baumaßnahme gilt die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum für Studierende. Prof. Dr. Ute Clement, Präsidentin der Universität Kassel, hebt hervor, dass solche Angebote entscheidend sind, um die Attraktivität der Hochschule zu steigern. „Studienentscheidungen dürfen nicht von der Frage des Wohnraums abhängen“, sagt sie. Insbesondere 138 Studierende, etwa die Hälfte davon aus dem Ausland, finden nun in dem neuen Wohnheim ein Zuhause.
Matthias Anbuhl, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Studierendenwerks, fordert eine Erhöhung der Wohnkostenpauschale beim BAföG und eine Anpassung der Wohnraumförderrichtlinie in Hessen. Die Finanzierungsstruktur für den Umbau umfasste einen Landeszuschuss von 640.000 Euro, 390.000 Euro an KfW-Förderung sowie ein zinsgünstiges WIBank-Darlehen in Höhe von 1,6 Millionen Euro. Die Geschäftsführerin des Studierendenwerks, Christa Ambrosius, äußerte Dank für die Unterstützung, wies jedoch auf die erheblichen Kostensteigerungen hin, die den Bau begleitet haben.
Herausforderungen im Wohnungsbau
Die Herausforderungen, die im Wohnungsbau für Studierende liegen, sind nicht neu. Die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum bleibt selbst während und nach der Pandemie hoch, wie das Deutsche Studentenwerk bestätigt. In vielen Großstädten konkurrieren junge Menschen um Wohnraum, der oft nicht bezahlbar ist. Vor allem einkommensschwächere Studierende sind auf Wohnraum angewiesen, der unter der BAföG-Wohnbedarfspauschale von 325 Euro liegt.
“Die Überbrückungshilfe der Bundesregierung hat gezeigt, dass viele Studierende vor der Pandemie in struktureller Armut lebten”, so DSW-Generalsekretär Achim Meyer auf der Heyde. Die durchschnittliche Miete in DSW-Wohnheimen beträgt laut Angaben 256 Euro im Monat. Trotz der Erhöhung der staatlich finanzierten Studienplätze um 45 % seit 2007 ist die Anzahl der geförderten Wohnheimplätze lediglich um 8 % gestiegen, was ein klares Ungleichgewicht in der Wohnraumversorgung darstellt.
Politische Maßnahmen und Zukunftsausblick
Um die Situation für Studierende zu verbessern, hat die Bundesregierung das Sonderprogramm „Junges Wohnen“ ins Leben gerufen. Dies unterstützt den Bau neuer Wohnheimplätze. Im Programmjahr 2023 wurden hierfür 500 Millionen Euro bereitgestellt. Die finanziellen Hilfen sollen in Zusammenarbeit mit den Bundesländern bereitgestellt werden, die ebenfalls eigene Förderprogramme entwickeln können.
Auf diese Weise lässt sich die Anzahl an Wohnheimplätzen erhöhen, die für Studierende und Auszubildende unerlässlich ist. Klara Geywitz, Bundesbauministerin, betont, dass junge Menschen sich während ihrer Ausbildung keine Sorgen um bezahlbaren Wohnraum machen sollten. Bis 2028 stellt der Bund insgesamt 21,65 Milliarden Euro zur Verfügung, um die Schaffung von neuen Sozialwohnungen zu fördern.
Bürgermeisterin Nicole Maisch lobt die Entscheidung für das Wohnheim an der Wolfhager Straße als positives Signal für die Nordstadt. Ambrosius plant, die Aufenthaltsqualität des Areals durch mehr Grünflächen zu verbessern, sieht jedoch finanzielle und regulatorische Hürden, die es zu überwinden gilt. Der Innenhof, der derzeit als Parkplatz genutzt wird, steht ebenfalls auf der Liste für eine geplante Umgestaltung.