
Eine neue Studie, die am 14. April in der Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlicht wurde, beleuchtet die komplexen Transportmechanismen von Nähr- und Schadstoffen aus sibirischen Flüssen in die Arktis. Unter der Leitung der Universität Bristol hat ein internationales Forschungsteam Erkenntnisse aus der größten Arktis-Expedition, der MOSAiC-Expedition, gesammelt. Dabei driftete das Forschungsschiff POLARSTERN ein ganzes Jahr im Meereis und lieferte wertvolle Daten über die Transpolardrift, eine bedeutende Meeresströmung im Arktischen Ozean, die sowohl Süßwasser als auch terrestrische Materialien transportiert.
Die Forschung zeigt auf, wie die Transpolardrift funktioniert und welche Faktoren, darunter steigende Temperaturen, die Verbreitung von Schadstoffen beeinflussen. Laut der Studie gelangen Stoffe aus sibirischen Flüssen über die Transpolardrift in den zentralen Arktischen Ozean und ziehen weiter in den Nordatlantik. Dies betrifft sowohl natürliche Stoffe wie Nährstoffe und Spurenelemente als auch anthropogene Schadstoffe, darunter Mikroplastik und Schwermetalle. Die Forschungen dokumentieren signifikante Veränderungen in der Zusammensetzung des sibirischen Flusswassers entlang der Driftstrecke.
Einfluss des Meereises auf den Stofftransport
Ein zentrales Ergebnis der Studie ist die aktive Rolle des Meereises bei der Stoffumverteilung. Meereis nimmt Materialien aus mehreren Flüssen auf und spielt somit eine Schlüsselrolle im Transport von Nähr- und Schadstoffen. Das Forschungsteam führte Analysen von Isotopen aus Sauerstoff, Neodym und Seltenen Erden in Proben von Meerwasser, Meereis und Schnee durch, was ihnen ermöglichte, die Herkunft der in den Flüssen transportierten Stoffe nachzuvollziehen.
Zudem stellt die Studie die gängige Annahme in Frage, dass die Transpolardrift ein stabiles „Förderband“ für Flusswasser ist. Stattdessen zeigen die neuen Erkenntnisse, dass die Drift räumlich und zeitlich variabel ist. Diese Beobachtungen bieten eine einzigartige Ganzjahresbeobachtung, die das Verständnis des Ozeansystems erweitert und wichtige Implikationen für die Vorhersage von Veränderungen im arktischen Stofftransport hat.
Klimatische Veränderungen und ihre Folgen
Im Kontext der aktuellen klimatischen Veränderungen ist es alarmierend, dass der Winter 2025 in der Arktis außergewöhnlich warm war. Temperaturen nördlich von Grönland lagen etwa 10 Grad über dem langjährigen Mittel, was zu einer signifikant verringerten Bildung von Meereis führte. Satellitendaten zeigen, dass die Eisfläche am 13. April 2025 auf 12,6 Millionen Quadratkilometer gesunken ist. Dies ist die kleinste Fläche seit Beginn der Messungen vor fast 50 Jahren und um 5,4 Prozent kleiner als der Durchschnitt aus 1981 bis 2010, so NDR.
Klimaforscher Dirk Notz warnt, dass die Arktis mit einer dünnen, verletzlichen Eisdecke in die Schmelzsaison geht, die bis September dauert. Die Forschung und Beobachtungen belegen, dass die globale Klimaerwärmung der Hauptfaktor für diese Eisschmelze ist, die sich in der Arktis viermal schneller vollzieht als im globalen Durchschnitt. Die Verbrauchswerte haben sich seither dramatisch verschlechtert: Seit der vorindustriellen Zeit hat die arktische Eisfläche die Hälfte ihres Volumens verloren, von knapp acht Millionen Quadratkilometern (1850-1900) auf derzeit kaum vier Millionen.
Die Modellrechnungen des IPCC deuten darauf hin, dass die Arktis Mitte des Jahrhunderts möglicherweise sogar eisfrei sein könnte, sollte kein ausreichender Klimaschutz betrieben werden. Notz meint, dass wir in den kommenden fünf bis 25 Jahren mit dem ersten weitgehend eisfreien Sommer in der Arktis rechnen müssen, selbst bei der Einhaltung aller Klimaziele wird bis 2100 von einer globalen Erwärmung von 2,7 Grad ausgegangen.
Der anhaltende Rückgang des Meereises birgt nicht nur ökologische Risiken, sondern könnte auch wirtschaftliche Möglichkeiten wie vermehrte Handelsschifffahrt bieten. Gleichzeitig stellt er jedoch eine ernsthafte Bedrohung für die dort lebenden Tierarten, insbesondere die Eisbären, dar und könnte den Meeresspiegel aufgrund des abschmelzenden Grönland-Eisschilds bis 2100 um bis zu einen Meter ansteigen lassen. Auf diese Entwicklungen müssen wir dringend reagieren, um die Lebensbedingungen in der Arktis zu bewahren.