
In einer internationalen Studie von Prof. Dr. Philip Yang von der Universität Paderborn, die in der renommierten Zeitschrift „Academy of Management Discoveries“ veröffentlicht wurde, wird das Verhalten von Regelbrechern in Organisationen untersucht. Besonders spannend ist die Wahl des Untersuchungsfeldes: die nordamerikanische Eishockeyliga NHL. Die Studie analysiert, in welchen Kontexten Regelverstöße in Teams toleriert oder sogar belohnt werden, und liefert wichtige Erkenntnisse für das Management.
Die Forschungsarbeit umfasst eine detaillierte Analyse von Daten, die aus sechs Spielzeiten der NHL stammen, und untersucht Entscheidungsprozesse der Trainer in Bezug auf Regelverstöße. Die Ergebnisse zeigen, dass Führungskräfte Regelbrecher positiver bewerten, wenn deren Verstöße als engagiert oder im Sinne des Teams interpretiert werden. Eine klare Ablehnung findet sich jedoch bei groben Verstößen, insbesondere in Organisationen mit starker ethischer Kultur oder in kritischen Wettbewerbsphasen, wie beispielsweise während der Play-offs.
Regelbrechertypen und ihre Auswirkungen
Ein zentrales Ergebnis der Untersuchung ist die Erkenntnis, dass Regelbrüche nicht automatisch zu Sanktionen führen. Prof. Yang hebt hervor, dass eine Unterscheidung zwischen destruktivem und konstruktivem Regelverstoß notwendig ist. Während destruktive Verstöße in der Regel bestraft werden, können konstruktive Regelbrüche, die als Ausdruck von Engagement gewertet werden, auch mit mehr Verantwortung oder längerer Spielzeit honoriert werden.
In einem ergänzenden Online-Experiment mit über 200 Teilnehmenden konnten die Forscher die zugrunde liegenden psychologischen Mechanismen identifizieren. Hierbei erwiesen sich die Wahrnehmungen von Engagement und Schadenspotenzial (Commitment vs. Liability) der Führungskräfte als entscheidend. Diese Ergebnisse implizieren, dass die Reaktionen von Führungskräften auf Regelverstöße weitreichende Konsequenzen für die Teamdynamik und das Gesamtergebnis eines Spiels haben können.
Empfehlungen für das Management
Die Studie von Yang legt nahe, dass Führungskräfte eine bewusste Reflexion über ihre Reaktionen auf Regelbrüche durchführen sollten. In der Praxis bedeutet dies, dass ein achtsamer Umgang mit Regelverstößen von großer Bedeutung ist, um unbeabsichtigte Anreize zu vermeiden und eine positive Teamkultur zu fördern. Prof. Yang fordert zudem ein kritisches Hinterfragen interner Strukturen und betont, dass nicht jede Regel unbedingt sinnvoll ist.
Insgesamt beleuchtet die Untersuchung das Spannungsfeld zwischen Regelkonformität, Engagement und Führungskultur. Die Erkenntnisse liefern wertvolle Impulse für ein nachhaltiges HR-Management, insbesondere in leistungsorientierten Umfeldern wie dem Profisport. Die Studie könnte somit weitreichende Implikationen für die Führung in Unternehmen jenseits des Eishockeys haben.
Für weiterführende Informationen zu dieser Studie und den Ergebnissen lesen Sie bitte die vollständigen Artikel auf uni-paderborn.de, manager-magazin.de und econstor.eu.