
In der heutigen Zeit ist die politische Bildung für Kinder wichtiger denn je. Sie ermöglicht es den Jüngsten, die Grundlagen von Demokratie und Mitbestimmung zu entdecken. Bereits im Kindergarten oder der Grundschule sollen Kinder die Möglichkeit zur aktiven Teilnahme an politischen Prozessen erhalten. Uni Potsdam berichtet von einem Beispiel, dem Kinderparlament (KiPa) an der Evangelischen Grundschule Babelsberg, in dem 20 Kinder aktiv an einer Sitzung teilnahmen und Themen wie Süßigkeiten in Brotdosen, gleichberechtigte Spielplatzzeiten für Mädchen und die Sauberkeit von Toiletten diskutierten.
Dr. Maik Wienecke von der Universität Potsdam hebt hervor, dass Kinder in ihrem Alltag ständig mit politischen Themen konfrontiert sind. Verkehrsschilder oder die Inhaltsstoffe von Lebensmitteln sind alltägliche Beispiele. Dies verdeutlicht, wie wichtig ein Lebensweltbezug sowie Mehrperspektivität in der politischen Bildung sind. Hierbei lernen Kinder, dass Diskussionen, Argumente und Kompromisse unerlässlich sind.
Die Rolle der Bildungseinrichtungen
Laut Kindergartenpädagogik wird der Kindergarten als geeigneter Ort für politische Bildung angesehen. Kinder zeigen Interesse an politischen Themen, stellen Fragen und möchten in Entscheidungsprozesse einbezogen werden. Daher ist es entscheidend, dass die Einrichtungen eine geeignete Struktur bieten, um politische Bildung zu fördern.
Ein Modellprojekt in Schleswig-Holstein, das von 2001 bis 2003 durchgeführt wurde, zeigt, dass politische Bildung auch im frühen Kindesalter möglich ist. Über 900 Kindern und 100 Mitarbeitern wurde die Möglichkeit gegeben, demokratische Prinzipien zu erlernen und anzuwenden. Politische Bildung ist in den Bildungsplänen der Bundesländer verankert, allerdings oft uneinheitlich, was den Zugang und die Umsetzung betrifft.
Partizipation als Schlüssel
Kinder haben ein Recht auf Partizipation, welches in der UN-Kinderrechtskonvention festgeschrieben ist. Die Grundsätze der politischen Bildung müssen deswegen im Alltag des Kindergartens, durch praktische Erfahrungen, Realität werden. Dies kann durch die Teilhabe an Entscheidungen, Feedback-Kultur oder die Vergabe von Ämtern an Kinder geschehen.
Die politische Bildung kann helfen, extremistischen Ansichten entgegenzuwirken und das Bewusstsein für gesellschaftliche Teilhabe zu schärfen. Max Droll verweist darauf, dass es notwendig ist, dass Lehrende und Eltern sich selbst reflektieren, um Kindern die Bedeutung ihrer Stimme und die Wichtigkeit von Mitbestimmung nahezubringen.
Die wöchentlichen Klassenratssitzungen an der Evangelischen Grundschule Babelsberg, die von Kindern geleitet werden, sind ein anschauliches Beispiel, wie diese Prinzipien praktisch umgesetzt werden können. Hier werden Entscheidungen getroffen, die dann an Klassen, Lehrkräfte oder die Schulkonferenz weitergegeben werden. Dadurch erleben die Kinder direkt, dass ihr Engagement zählt und dass sie aktiv zur Gestaltung ihrer Umgebung beitragen können.