
Holger Hermanns wird am 1. Mai 2025 als wissenschaftlicher Leiter von Schloss Dagstuhl – Leibniz-Zentrum für Informatik eingesetzt. Er tritt damit die Nachfolge von Professor Raimund Seidel an, der in Zukunft die Rolle des Vizepräsidenten für nachhaltige Entwicklung und Strategie an der Universität des Saarlandes übernehmen wird. Dieses Wechsel an der Spitze des renommierten Zentrums kommt zu einem Zeitpunkt, an dem Schloss Dagstuhl, das seit 1990 die Informatikforschung unterstützt, über 3500 internationale Forschende pro Jahr anzieht. Hermanns bringt als international anerkannter Wissenschaftler vielfältige Expertise in den Bereichen Modellierung und Verifizierung von nebenläufigen und ressourcenadaptiven Systemen mit.
Zu Hermanns‘ Forschungsanwendungen zählen innovative Projekte wie das drahtlose Bremsen von Fahrrädern sowie die dezentrale Stabilisierung von Energienetzen und der energie-optimale Betrieb von Kleinst-Satelliten. In den letzten elf Jahren hat Seidel das Zentrum erfolgreich durch die Herausforderungen der Pandemie geführt und dabei die international geschätzte Forschungsinfrastruktur maßgeblich geprägt. Hermanns, der seit Jahrzehnten regelmäßiger Teilnehmer an den wissenschaftlichen Zusammenkünften des Zentrums ist, hat zudem als Vorsitzender des Fördervereins und des Stiftungsrates gedient.
Hermanns‘ Werdegang und Auszeichnungen
Hermanns hat Informatik in Deutschland sowie Angewandte Mathematik in Frankreich studiert und promovierte 1998 an der Universität Erlangen-Nürnberg. Seine akademische Laufbahn führte ihn zunächst an die Universität Twente, bevor er 2003 Professor an der Universität des Saarlandes wurde. Darüber hinaus hat er Gastprofessuren in Städten wie Grenoble, Guangzhou und Kopenhagen innegehabt. Zu seinen zahlreichen Auszeichnungen gehört unter anderem eine Ehrung des Europäischen Forschungsrates (ERC). Zudem wurde er 2013 in die Academia Europaea aufgenommen und initiierte 2019 den Sonderforschungsbereich CPEC der DFG.
Insgesamt hat Hermanns über 25 Millionen Euro an Forschungsmitteln in verschiedenen Konsortien eingeworben, was seine anerkannte Stellung in der Wissenschaft unterstreicht.
Schloss Dagstuhl und die NFDI-Initiativen
Schloss Dagstuhl wird auch aktiv Teil der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) für Datenwissenschaft und Künstliche Intelligenz. Dies geschieht im Rahmen der NFDI4DataScience-Initiative, die am 2. Juli 2021 von der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) beschlossen wurde. Die Förderung beläuft sich auf einen zweistelligen Millionenbetrag über einen Zeitraum von fünf Jahren. Diese Initiative hat das Ziel, eine systematische Indizierung, Vernetzung und offene Bereitstellung von Forschungsdaten zu schaffen. Die Ergebnisse des NFDI-Konsortiums werden als offenes Forschungsdaten-Korpus und Wissensgraph für die Informatik-Community bereitgestellt und gepflegt.
Durch die enge Zusammenarbeit mit führenden Forschungsinfrastruktur-Anbietern in Deutschland wird Schloss Dagstuhl seine renommierten Forschungsinfrastrukturen weiterentwickeln und ausbauen. Dies ist ein wichtiger Schritt in der Zielrichtung des Zentrums, eine führende Rolle in der globalen Forschungsgemeinschaft einzunehmen.
DFG und die Zukunft der Informationsinfrastrukturen
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstützt den Aufbau eines überregional abgestimmten Systems von Informationsinfrastrukturen, das für die digitale Forschungspraxis von essenzieller Bedeutung ist. In einem kürzlich veröffentlichten Diskussionspapier vom 29. Januar 2025 werden Herausforderungen und Handlungsfelder für den Aufbau und Betrieb dieser Infrastrukturen analysiert. Dazu gehören die Optimierung der Anschlussfähigkeit von Informationsinfrastrukturen, die Anregung eines kooperativen Betriebs sowie die langfristige Sicherung des Betriebs.
Die DFG plant zudem einen systematischen Dialogprozess zur Klärung von Rollen und Verantwortlichkeiten in der wissenschaftlichen Gemeinschaft. Ziel ist es, neue Fragen zu identifizieren und Lösungsansätze zu entwickeln, um die Forschungslandschaft weiter zu verbessern. Die fünf Thesen zur Zukunft der Informationsinfrastruktur sollen als Ausgangspunkt für diesen Dialog dienen.
So wird deutlich, dass mit Holger Hermanns‘ Übernahme der Leitung eine neue Ära für Schloss Dagstuhl anbricht, die nicht nur die Forschung voranbringen soll, sondern auch einen wichtigen Beitrag zu den fortschrittlichen Entwicklungen im Bereich der Informationsinfrastrukturen leistet.
Weitere Informationen über die Veränderungen bei Schloss Dagstuhl können auf der Website der Universität des Saarlandes uni-saarland.de und den Initiativen der NFDI dagstuhl.de sowie den neuesten Entwicklungen der DFG dfg.de eingesehen werden.