
Am 12. Mai 2025 hat der Wissenschaftsrat der Universität Göttingen eine wegweisende Empfehlung ausgesprochen: Der geplante Forschungsbau „AgriFutur“ wird mit der Bewertung „sehr gut bis herausragend“ für eine Förderung empfohlen. Diese Entscheidung stellt einen bedeutenden Schritt zur Weiterentwicklung der Agrarforschung dar und hebt die Dringlichkeit hervor, innovative Lösungen für die Herausforderungen des globalen Agrar- und Ernährungssystems zu finden. Die endgültige Bewilligung des Projekts erfolgt im Juli 2025 durch die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern (GWK).
Das neue Gebäude soll an die bestehenden Forschungsbauten am Nordcampus der Universität Göttingen angrenzen und eine Nutzfläche von über 2000 Quadratmetern bieten. Durch interdisziplinäre Arbeitsgruppen werden Themen aus den Bereichen Tier- und Pflanzenproduktion sowie Wirtschafts- und Sozialwissenschaften bearbeitet. Prof. Dr. Bernhard Brümmer, Vizepräsident für Forschung und Nachhaltigkeit, betont, dass das Projekt die Chance biete, Agrarforschung als ein integratives System zu betrachten und disziplinäre Grenzen abzubauen.
Herausforderungen des Klimawandels
Eine grundlegende Herausforderung, die das Projekt adressiert, ist der Klimawandel. Dieser stellt nicht nur für die Landwirtschaft in Deutschland, sondern auch für Kleinbäuerinnen und -bauern in Entwicklungsländern eine existentielle Bedrohung dar. Angesichts aktueller, oft nicht umweltfreundlicher und sozial gerechter Ernährungs- und Produktionssysteme wird eine umfassende Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme notwendig. Hierbei spielen verschiedene internationale Forschungsprogramme wie die globale Forschungspartnerschaft CGIAR eine entscheidende Rolle.
Die Zielsetzung von CGIAR und seinen Partnern besteht in der Entwicklung praktikabler Lösungen für die Probleme, die durch den Klimawandel verursacht werden. In Anlehnung an diese Ziele wird auch im „AgriFutur“-Projekt angestrebt, innovative Ansätze in der Agrarforschung zu fördern. Insbesondere sollen die Forschungsschwerpunkte auf Klimaanpassung, Umweltgesundheit sowie soziale Gerechtigkeit gelegt werden.
Regenerative Landwirtschaft im Fokus
Zusätzlich zur aktuellen Forschung zu Klimaanpassungsstrategien setzen viele LandwirtInnen auf regenerative Anbaumethoden, um den Auswirkungen des Klimawandels zu begegnen. Diese Methoden, die reduzierte Bodenbearbeitung, maximale Bodenbedeckung und intensiven Zwischenfruchtanbau beinhalten, haben sich als wirksam erwiesen, um die Kohlenstoffgehalte im Boden nachhaltig zu erhöhen und Treibhausgasemissionen zu senken.
Die Universität Kassel untersucht im Rahmen von Exaktversuchen und On-Farm-Studien die Effekte dieser Anbaumethoden auf die Wasserretention und klimaschonende Wirkungen. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen sind etwas, das sowohl Landwirte als auch Wissenschaftler in den Mittelpunkt ihres Engagements stellen sollten.
Das geplante „AgriFutur“-Gebäude wird nicht nur über moderne, klimatisierbare Experimentallabore und Räume für virtuelle Umgebungen verfügen, sondern auch innovative experimentelle Küchen integrieren. Diese Ausstattung wird es ermöglichen, praxisnahe Ansätze und interdisziplinäre Forschung zu kombinieren.
Mit Kosten von rund 58 Millionen Euro, deren Baubeginn für den Sommer 2026 und die Fertigstellung für Ende 2029 geplant sind, ist „AgriFutur“ nicht nur ein Bau, sondern ein Zeichen für die Zukunft der Agrarforschung. Die Empfehlung des Wissenschaftsrates und die darüber hinausgehenden Pläne sind Ausdruck eines tiefen Wandels in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Fragen der Ernährungssicherheit und Klimawandel.