
Am 13. Mai 2025 berichten Wissenschaftler von der Universität Potsdam über bedeutende Fortschritte in der Forschung zur Zerebralen Kavernösen Fehlbildung (CCM), einer Erkrankung, die etwa 0,5% der Bevölkerung betrifft und das Risiko für Schlaganfälle erheblich erhöht. CCM kann zu Gehirnblutungen führen, die bei den Betroffenen häufig eine nachhaltige Schädigung nach sich ziehen. Professor Dr. Salim Seyfried und sein Team haben nun vielversprechende Wirkstoffe identifiziert, die möglicherweise das Auftreten von CCM-bedingten Verwachsungen in menschlichen Blutgefäßen verhindern können. In jahrelangen manuellen Screening-Processen wurden aus über 6.000 chemischen Verbindungen neue Substanzen entdeckt, die nun getestet werden.
Die von Seyfried und seinem Team entwickelten Wirkstoffe könnten nicht nur das Risiko von Schlaganfällen verringern, sondern auch invasive Eingriffe überflüssig machen. KLF2, ein wichtiger Transkriptionsfaktor, spielt eine zentrale Rolle im Schutz der Gefäßzellen und reagiert auf den Blutfluss. Bei CCM-Patienten sind genetische Mutationen vorhanden, die KLF2 daran hindern, die DNA der Gefäßzellen zu schützen. Ein weiteres Hindernis bildet das Chromobox-Protein Homolog 7 (CBX7), das KLF2 in seiner schützenden Funktion einschränkt.
Neue therapeutische Ansätze
Die Entdeckung der beiden Substanzen MS37452 und MS351, die CBX7 blockieren können, stellt einen wichtigen Fortschritt dar. Diese synthetischen Verbindungen sind für therapeutische Anwendungen vorgesehen, mit dem Ziel, letztendlich ein Medikament gegen CCM zu entwickeln, das akute Gefäßwucherungen zurückbilden oder deren Entstehung verhindern könnte. Ein solches Medikament könnte die Lebensqualität der Betroffenen erheblich steigern und langfristige Schäden minimieren.
Die Forschung zu CCM könnte auch weitreichende Implikationen für das Verständnis anderer genetisch bedingter Erkrankungen haben. Um ein zugelassenes Medikament zu entwickeln, sind jedoch weitere Untersuchungen notwendig, um die Verstoffwechselung und mögliche Nebenwirkungen der neuen Substanzen zu klären. Professor Seyfried leitet seit 2014 das Forschungsfeld an der Universität Potsdam und hat mit seinem Team den Grundstein für zukünftige therapeutische Optionen gelegt.
Risiken und genetische Faktoren von Schlaganfällen
Das Thema Schlaganfall ist nicht nur auf CCM beschränkt. Laut Informationen von der LMU sind kardiovaskuläre Erkrankungen, insbesondere Schlaganfall und koronare Herzkrankheit, die häufigsten Todesursachen weltweit. Risikofaktoren für diese Erkrankungen sind vielfältig und umfassen Alter, Lebensweise, Vorerkrankungen sowie genetische Prädisposition. Genomweite Assoziationsstudien zeigen, dass bestimmte Gene das Schlaganfallrisiko beeinflussen können.
Professor Martin Dichgans von der LMU Klinikum, ein Experte im Bereich Schlaganfall- und Demenzforschung, betont die Relevanz genetischer Informationen zur Identifizierung möglicher Angriffspunkte für neue medikamentöse Behandlungen. Eine seiner Studien ergab, dass das Gen HTRA1 eine wichtige Rolle spielt. HTRA1 kodiert für eine Protease, die die extrazelluläre Matrix reguliert. Bestimmte genetische Varianten dieses Gens sind mit einem erhöhten Risiko für Schlaganfall und Erkrankungen der kleinen Hirngefäße assoziiert, auch wenn die genauen Mechanismen noch nicht vollständig entschlüsselt sind.