
Der diesjährige Justus-Bier-Preis erhält besondere Aufmerksamkeit mit der Verleihung an die Kuratorinnen und Kuratoren für die Ausstellung „Bauhaus und Nationalsozialismus“. Die Entscheidung der Jury, die auf Zivilcourage und die mutige Aufarbeitung der Bauhausgeschichte verweist, zeigt die Brisanz und die tiefgreifende gesellschaftliche Relevanz des Themas. Diese Ausstellung, die im Jahr 2024 stattfand, stellt eine umfassende Auseinandersetzung mit den politischen Konzeptionen des Bauhauses dar und betrachtet die Bewegungen und Strömungen, die von der nationalsozialistischen Herrschaft geprägt waren. Hierbei wurden über 450 Kunst- und Designobjekte aus Privatsammlungen und Museen in Europa und den USA präsentiert, um verschiedene Perspektiven auf die Moderne zu vermitteln. Wie die Universität Erfurt berichtet, hat der Katalog der Ausstellung die politisch-ästhetischen Strukturen des Bauhauses thematisiert und verfolgt das Ziel, kulturelle und politische Prozesse transparent zu machen und wissenschaftliche Erkenntnisse zugänglich zu machen.
Die Ausstellung an drei verschiedenen Orten in Weimar beleuchtet nicht nur die Erfolge des Bauhauses, sondern deckt auch die dunklen Kapitel seines Erbes auf. Dabei wurden die Lebenswege von Bauhäusler*innen während der nationalsozialistischen Herrschaft nachgezeichnet, was die historische Relevanz des Themas unterstreicht. Die Preisverleihung des Justus-Bier-Preises, die am 23. Juni 2025 um 18 Uhr im Festsaal des Goethe-Nationalmuseums in Weimar stattfindet, wird sicher viele Interessierte anziehen, insbesondere angesichts der aktuellen politischen Landschaft und der Popularität rechtsextremer Parteien.
Brisante Blicke auf die Bauhausgeschichte
Die Ausstellung „Bauhaus und Nationalsozialismus“ ist nicht nur als reines Kunstprojekt zu verstehen, sondern auch als ein Spiegelbild der Gesellschaft und ihrer Werte. In den 1920er Jahren waren Künstler wie Lilly Reich und Ludwig Mies van der Rohe maßgeblich für die Entwicklung neuer Ausstellungsgestaltungen verantwortlich. Ihre innovativen Ansätze, wie der Einsatz von Textilien und Glas, zogen das Interesse des nationalsozialistischen Regimes auf sich. Obwohl ihre Designs modern und minimalistisch waren, wurden diese Arbeiten oft in das Rahmenwerk der nationalsozialistischen Propaganda eingebunden. Mies und Reich entwickelten unter anderem den Textilbereich des deutschen Pavillons für die Exposition Internationale des Arts et Techniques dans la Vie Moderne 1937 in Paris, was die Vielschichtigkeit ihrer Beziehung zu den Machtstrukturen jener Zeit demonstriert, so der Artikel von Bauhaus Imaginista.
Die Verstrickungen zwischen Bauhaus-Design und den Propagandastrategien des Dritten Reiches sind in weiteren NS-Propagandaausstellungen erkennbar. Bei der Ausstellung „Deutsches Volk-Deutsche Arbeit“ arbeiteten namhafte Bauhaus-Direktoren und Lehrer mit, was die Doppeldeutigkeit ihrer Position innerhalb der damals vorherrschenden politischen Ideologien hervorhebt. Diese waren oft ein Teil einer größeren Marketingstrategie, die darauf abzielte, eine nationalistische Identität zu festigen.