
Am 6. Juni 2025 fand in Bielefeld eine bedeutende Abschlussfeier für Absolvent*innen des Programms „Lehrkräfte Plus“ statt. Diese Veranstaltung wurde von der Universität Bielefeld, der Ruhr-Universität Bochum und der Universität Duisburg-Essen organisiert. Rund 60 Absolvent*innen, die das Programm erfolgreich durchlaufen hatten, kamen im Bielefelder Stadtteil Hechelei zusammen, um ihre Zertifikate in Empfang zu nehmen.
„Lehrkräfte Plus“ dient der Qualifikation von Lehrer*innen aus Drittstaaten, die möglicherweise auch einen Fluchthintergrund haben. Professor Dr. Dario Anselmetti, Prorektor für Studium und Lehre an der Universität Bielefeld, hob während der Feier die Relevanz des Austauschs und der Vernetzung zwischen den drei Universitäten hervor. Dies ist der siebte Jahrgang an der Universität Bielefeld und der Ruhr-Universität Bochum sowie der fünfte an der Universität Duisburg-Essen.
Programmstruktur und Ausbildung
Das Programm, das in den Schools of Education und im Zentrum für Lehrer*innenbildung der Universitäten verortet ist, richtet sich an internationale Teilnehmer*innen, die bereits ein universitäres Studium im Ausland absolviert haben. Die Teilnehmer*innen bringen nicht nur fortgeschrittene Deutschkenntnisse mit, sondern auch praktische Lehrerfahrungen aus ihren Heimatländern. Im Laufe des einjährigen Programms werden ihre Deutschkenntnisse vertieft und durch pädagogisch-interkulturelle sowie fachdidaktische Kurse ergänzt.
Die Teilnehmer*innen erhalten die Möglichkeit, durch Praktika an Schulen praktische Erfahrungen zu sammeln. Viele von ihnen, darunter auch Ali Mahmood, haben von neuen Lehrmethoden profitiert, wie der „Fish-Bowl“-Methode, die es Schüler*innen ermöglicht, aktiv ihre Meinungen im Unterricht zu äußern. Mahmood, der sowohl als Schüler als auch als Lehrer im LK-Plus Projekt gearbeitet hat, nutzt seine Erfahrungen, um sich in die Schüler*innen hineinzuversetzen. Nach dem Programm plant er, am „Internationale Lehrkräfte Fördern“ (ILF) Programm teilzunehmen, um seine Kenntnisse weiter zu vertiefen.
Hintergrund und gesellschaftliche Bedeutung
Die Relevanz solcher Programme wird durch die demographische Situation in Deutschland untermauert. Im Schuljahr 2020/2021 hatten 12% der Schüler an allgemeinbildenden Schulen keine deutsche Staatsangehörigkeit, wobei über 33% der Grundschüler eine familiäre Migrationsgeschichte aufweisen. Diese Entwicklungen erfordern Lehrkräfte, die über internationale Erfahrungen verfügen und somit authentisch globale Inhalte vermitteln können. Die Qualität der Lehrkräftebildung steht dabei im Fokus. Laut der OECD-Lehrstudie TALIS 2018 hatten nur 32% der internationalen Lehrkräfte multikulturelle und mehrsprachige Kontexte in ihrer Ausbildung.
In Anbetracht der Herausforderungen, mit denen Schulen konfrontiert sind, rückt auch die Notwendigkeit einer interkulturellen Lehrkräftebildung in den Vordergrund. Strategien zur Internationalisierung in der Lehrerbildung, wie die Vergabe von Vollstipendien für Schulpraktika im Ausland und der Ausbau von Kooperationen mit ausländischen Hochschulen, sind entscheidend. Diese Maßnahmen sollen dazu beitragen, die Mobilitätsquote von Lehramtsstudierenden zu erhöhen und gezielte Unterstützung für Auslandsaufenthalte zu bieten.
Die Abschlussfeier war nicht nur ein feierlicher Anlass, sondern auch ein wichtiger Schritt in die berufliche Zukunft der Absolvent*innen. Verbunden mit den praktischen Erfahrungen und der interkulturellen Kompetenz, die sie durch das Programm erwerben, sind sie bestens gerüstet für den Unterricht in einer globalisierten Welt. Gäste wie Professor Dr. Stefan Rumann von der Universität Duisburg-Essen und Ministerin Ina Brandes sendeten ihre Glückwünsche und unterstützten die Vision einer modernen Lehrerbildung, die den Herausforderungen einer zunehmend multikulturellen Gesellschaft gerecht wird.