
Eine außergewöhnliche Entdeckung in Frankfurt wirft ein neues Licht auf die Ausbreitung des Christentums in der Antike. Ein Schriftröllchen, das 2018 bei Ausgrabungen im römischen Friedhof der antiken Stadt Nida gefunden wurde, wurde als das älteste Zeugnis des Christentums nördlich der Alpen identifiziert. Der Fund zeigt, dass die Region bereits im 3. Jahrhundert nach Christus einen gläubigen Christen beherbergte, was zu dieser Zeit eine Seltenheit war. Dies berichtet puk.uni-frankfurt.de.
Das Amulett, ein 3,5 cm großes Silberstück, wurde als Phylakterium konzipiert, das den Träger schützen sollte. Es wurde um den Hals des verstorbenen Mannes getragen, dessen Skelett zwischen 35 und 45 Jahre alt war und der zwischen 230 und 270 nach Christus starb. Die Inschrift, die vollständig in Latein verfasst ist, hebt sich von üblichen Gravuren ab, die häufig in Griechisch oder Hebräisch verfasst sind. Auch gibt es in dem Text keine Hinweise auf andere Glaubensrichtungen, was für diese Zeit besonders bemerkenswert ist, wie aktuelles.uni-frankfurt.de ergänzt.
Die Bedeutung der Inschrift
Die entzifferte Inschrift umfasst 18 Zeilen und enthält christliche Formulierungen, darunter die Anrufung „Heilig, heilig, heilig!“ und die Nennung des Heiligen Titus. Die Texte verweisen auf Jesus Christus und zitieren einen Hymnus aus dem biblischen Philipperbrief 2,10-11. Solche Inhalte sind keineswegs alltäglich und machen das Amulett zu einem der wichtigsten Funde der römischen christlichen Archäologie nördlich der Alpen, so die Experten von hessenschau.de.
Die Entschlüsselung der Inschrift stellte eine erhebliche Herausforderung dar. Da das Amulett zu brüchig war, um es händisch zu entrollen, kam moderne Computertomographie zum Einsatz. Diese Technologie erlaubte es, die Gravur ohne Beschädigung des empfindlichen Objekts zu entschlüsseln. Unter der Leitung von Markus Scholz, Professor für Archäologie an der Goethe-Universität, hat ein interdisziplinäres Team diese bemerkenswerte Arbeit verrichtet.
Öffentliche Präsentation
Die öffentliche Vorstellung des Amuletts fand am 11. Dezember 2024 durch Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) statt. Ab dem 18. Dezember 2024 wird das Amulett Teil der Dauerausstellung im Archäologischen Museum in Frankfurt sein. Zudem wird Professor Scholz am Montag, den 16. Juni, um 19 Uhr im Forschungskolleg Humanwissenschaften in Bad Homburg einen Vortrag über diese bedeutende Entdeckung halten. Interessierte können sich bis zum 12. Juni unter anmeldung@forschungskolleg-humanwissenschaften.de anmelden.
Zusammenfassend eröffnet der Fund des Frankfurter Silberamuletts neue Perspektiven auf die Ausbreitung des Christentums sowie die römische Geschichte in der Region. Das Amulett ist nicht nur ein faszinierendes Artefakt, sondern auch ein wichtiger Beweis für die frühchristliche Gemeinschaft nördlich der Alpen, der die bisherigen Kenntnisse über die Verbreitung des Glaubens erheblich erweitert.