
Am 10. Juni 2025 steht die Universität Heidelberg vor einer bedeutenden Tagung: Das Hengstberger-Symposium findet am 12. und 13. Juni statt, und wird sich mit dem Einfluss der Digitalisierung auf die Geisteswissenschaften sowie dem Wandel der Digital Humanities befassen. Forscher aus unterschiedlichen Disziplinen wie Theologie, Philosophie, Literaturwissenschaft, Geschichtswissenschaft und Informatik werden an dieser englischsprachigen Tagung teilnehmen.
Veranstaltet wird die Tagung von Dr. Natalie Rauscher und Dr. Christopher Nunn, beiden Preisträgern des Hengstberger-Preises 2024. Der Preis wird jährlich an drei Nachwuchswissenschaftler oder Wissenschaftlerteams der Universität Heidelberg vergeben und ist mit jeweils 12.500 Euro dotiert. Die beiden Veranstalter bringen ihre Expertise in die Diskussion über die digitale Transformation der Geisteswissenschaften ein, wobei besonders die Disziplinenvielfalt in den Digital Humanities hervorgehoben wird. Zu den Themen zählt auch die Integration von Kunstgeschichte und Filmwissenschaft in die digitalen Geisteswissenschaften.
Diskussion über Herausforderungen und Chancen
Ein zentraler Punkt der Tagung wird die kritische Auseinandersetzung mit den möglichen negativen Aspekten der Digital Humanities sein. Die Teilnehmer werden darüber diskutieren, wie intransparente Arbeitsstrukturen und der ökologische Fußabdruck digitaler Instrumente die Disziplinen beeinträchtigen könnten. Der Titel des Symposiums lautet: „Disciplinary Transformations? Humanities Impact on Reshaping the Digital Humanities“ und soll den Austausch über die aktuellen Entwicklungen anregen.
Die Digital Humanities, ein Bereich, der die Geisteswissenschaften und Informatik verbindet, haben in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Laut dem Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) werden seit Juli 2019 interdisziplinäre Forschungsprojekte in diesem Bereich gefördert. Ziel ist es, geisteswissenschaftliche Forschungsfragen mit digitalen Methoden zu bearbeiten, einschließlich nicht-textfokussierter und multimodaler Quellen.
Aktuelle Forschungsprojekte in den Digital Humanities
Insgesamt erhalten seit Januar 2021 dreizehn Verbundprojekte finanzielle Unterstützung in verschiedenen geisteswissenschaftlichen Disziplinen. Einige dieser Projekte sind:
- HistKI: Unterstützung und Modellierung von Bildquellenrecherche durch KI.
- ClaReNet: Klassifikation von keltischen Münzprägungen.
- ChronBMM: Entwicklung einer Methode zur Datierung vedischer Texte.
- Diskos: Analyse multimodaler Quellenkorpora der Musik.
- eTaRDiS: Virtual Reality zur Erkundung historischer Ereignisse.
- D-WISE: Digitale Verfahren für die diskursanalytische Forschung.
- textklang: Untersuchung von Lyrik unter Nutzung eines Mixed-Methods-Ansatzes.
- Φως 4D: Tageslichtanalyse in antiken Häusern.
- DAVIF: Rolle von Frauen in der Filmgeschichte durch digitale Technologien.
- Exzerpt-Portal: Digitale Edition von Exzerpten.
- InsightsNet: Meta-Methodik zur Analyse multimodaler digitaler Objekte.
- ModelSEN: Modellierung historischer Erkenntnisprozesse.
- MPJ: Verbesserung der empirischen Grundlagen über prähistorisches Jagdverhalten.
Die Transformation durch digitale Methoden hat nicht nur Auswirkungen auf die Verfahren und Gegenstände der Geisteswissenschaften, sondern auch auf das Selbstverständnis der Disziplinen. Dies zeigt sich in der wachsenden Diskussion über das „Ende der Theorie“ und die Versetzung von Interpretation durch Datenanalyse. Diese Entwicklungen erfordern eine umfassende Betrachtung der Reichweite und Grenzen der Digital Humanities, insbesondere im Hinblick auf die konkrete Forschungspraktik.
Das Hengstberger-Symposium wird sicher ein wichtiger Beitrag zur Reflexion dieser Themen sein und einen wertvollen Austausch zwischen Forschenden in den Digital Humanities fördern. Das ZfdG hebt hervor, dass die professionellen Strukturen und Fachverbände in den letzten Jahren eine Konsolidierung des Bereichs bewirken konnten.