
Die geplante Stadtbahnanbindung zur Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) steht einmal mehr im Fokus der öffentlichen Debatte. Das Bauprojekt am Stadtfelddamm, das den Neubau eines Klinikkomplexes beinhaltet, wird von dieser Anbindung entscheidend beeinflusst. Während die Region Hannover eine Verbesserung der Erreichbarkeit durch einen Stadtbahnanschluss fordert, stehen MHH-Vertreter dem Vorhaben skeptisch gegenüber und warnen vor möglichen negativen Auswirkungen.
Aktuell plant die MHH, einen neuen Klinikkomplex etwa 600 Meter westlich der bestehenden Stadtbahnhaltestelle „Medizinische Hochschule“ zu errichten. Wie die MHH berichtet, sind im Zusammenhang mit diesem Projekt Forderungen nach einer Stadtbahnanbindung laut geworden. In den Planungen wurde zunächst eine Verbindung durch Shuttle-Busse, einen Skywalk oder gar eine Seilbahn in Erwägung gezogen. Nun scheint der Stadtbahnanschluss der bevorzugte Lösungsansatz zu sein.
Kritik an den Planungen
Die Region Hannover hat am 4. Juni 2025 die Wirtschaftlichkeit der geplanten Stadtbahnstrecke untersucht und fortlaufend Bedenken seitens der MHH und des Landes geäußert, insbesondere hinsichtlich der Erschütterungen und elektromagnetischen Störungen, die durch die Straßenbahn entstehen könnten. Das MHH-Präsidium fordert daher alternative Trassenführungen, um die Risiken zu minimieren. Durch die Stadtbahntrasse könnte ein Teil des Baugrundstücks wegfallen, was zusätzliche Verzögerungen und Kosten nach sich ziehen würde, was wiederum die ohnehin aufwendigen Planungen behindert.
Einem Gutachten zufolge könnten die baulichen Anforderungen an einen notwendigen Vibrationsschutz und die möglichen Verlagerungen der Betriebsabläufe, etwa eines bestehenden Rechenzentrums, zusätzliche logistische Schwierigkeiten hervorrufen. Besonders kritisch ist die Notwendigkeit eines Übergangsinstruments wie einem Shuttle-Bus-Pendelverkehr, da nur ein Drittel der Krankenversorgung im Neubau untergebracht werden kann.
Das Dilemma der Barrierefreiheit
Die Diskussion um eine barrierefreie Anbindung ist besonders komplex. Seit dem 1. Januar 2022 müssen nach dem Personenbeförderungsgesetz (PBefG) alle Städte und Landkreise den öffentlichen Personennahverkehr barrierefrei gestalten. Dennoch hat sich in vielen Regionen wenig getan, weshalb Fachleute dies als ein drängendes Problem ansehen. Der Aktion Mensch weist darauf hin, dass insbesondere Finanzierungsengpässe und begrenzte personelle Ressourcen der Verwaltungen dazu führen, dass viele Maßnahmen zur Barrierefreiheit noch ausstehen.
Das neue Stadtbahnprojekt ist ein weiterer Beweis dafür, dass sowohl technische als auch finanzielle Herausforderungen gemeistert werden müssen, um eine inklusive Verkehrsinfrastruktur zu schaffen. Der Bundestag hat zwar eine Verankerung des Ziels der Barrierefreiheit im PBefG beschlossen, jedoch fehlt es an den nötigen Finanzmitteln zur Umsetzung.
Im Kontext dieser Entwicklungen steht also nicht nur die Erreichbarkeit der MHH auf dem Spiel, sondern auch die Frage nach einer tatsächlichen Barrierefreiheit im öffentlichen Personennahverkehr im Raum. Die Region Hannover muss zusammen mit der MHH und dem Land eine Lösung finden, die sowohl den baulichen Anforderungen als auch dem Bedürfnissen der Patientinnen und Patienten gerecht wird.