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Forschung gegen Extremismus: 2,5 Millionen Euro für Studie zu Online-Communities

Prof. Dr. Thorsten Quandt von der Universität Münster wurde mit 2,5 Millionen Euro vom Europäischen Forschungsrat (ERC) für sein Forschungsprojekt ausgezeichnet. Dies geschieht im Rahmen eines „ERC Advanced Grant“, der sich über einen Zeitraum von fünf Jahren erstreckt. Ziel der Forschung ist es, Online-Communities zu untersuchen, die aus jungen Männern bestehen und potenziell gefährliche Milieus bilden. Laut der Universität Münster ist das Vorhaben besonders relevant, da es sich mit Radikalisierungsprozessen in digitalen Welten befasst, die bislang als Zufluchtsorte für Spiele und Fantasiewelten galten.

Die Forschung wird sich auf die Entstehung sogenannter „dunkler Communities“ konzentrieren, die menschenverachtende Ideologien und extremistische Ansichten verbreiten. Ein markantes Beispiel ist die „Incel“-Bewegung, die Frauenfeindlichkeit propagiert. Prof. Quandts Projekt trägt den Titel „DANCE – Dark Nerd Communities: A multi-method exploration of toxic degradation in the adolescent technosphere“ und soll Entstehungsprozesse toxischer Milieus verstehen sowie Interventionsstrategien entwickeln.

Methodische Ansätze und Forschungshintergrund

Um die Komplexität dieser Dynamiken zu analysieren, plant das Projekt eine Kombination aus qualitativen und quantitativen Sozialforschungsmethoden, computergestützten Methoden, Experimenten und Simulationsstudien. Quandt, der seit 2012 Professor für Online-Kommunikation an der Universität Münster ist und seit 2023 den Fachbereich Erziehungswissenschaft und Sozialwissenschaften leitet, blickt auf eine erfolgreiche Forschungslaufbahn zurück. Bereits 2010 erhielt er einen „Starting Grant“ des ERC für ein vorhergehendes Projekt zur sozialen Grundlage des Online-Gamings und wurde 2023 zum Fellow der International Communication Association ernannt.

Die Vergabe der Advanced Grants ist ein Beispiel für die Förderung herausragender Forscher in sämtlichen Wissenschaftsbereichen. Diese Auszeichnungen basieren auf wissenschaftlicher Exzellenz und dem Innovationspotential der Projekte. Insgesamt haben 281 Wissenschaftler, darunter 35 aus Deutschland, einen Advanced Grant erhalten, nachdem rund 2500 Bewerbungen eingereicht wurden.

Radikalisierung und die Rolle des Internets

Das Internet spielt eine zentrale Rolle bei der Radikalisierung, insbesondere bei Jugendlichen. Extremistische Akteure nutzen digitale Plattformen zur Rekrutierung, Verbreitung von Propaganda und zur Vernetzung. Der Verfassungsschutz hat festgestellt, dass Extremisten das Internet zunehmend zur Mobilisierung neuer Anhänger verwenden. Dabei wird die Anonymität und die unkontrollierte, schnelle Informationsvermittlung als Vorteil hervorgehoben.

Ein besonderes Augenmerk gilt der Verbreitung extremistischer Inhalte, die oft subtil gestaltet sind und schwer als solche zu erkennen. Diese Inhalte reichen von Online-Magazinen bis hin zu E-Books. Neuere Forschungen legitimieren die Sichtweise, dass Radikalisierungsprozesse häufig durch das Zusammenspiel von Online- und Offline-Welt erklärt werden müssen. Soziale Medien können zwar für erste Kontakte genutzt werden, verlieren aber im Verlauf an Bedeutung.

Radikale Inhalten bedienen sich einer Vielzahl von Strategien: von emotionaler Ansprache durch Bilder und Videos über die Schaffung von Feindbildern bis hin zur Thematisierung aktueller gesellschaftlicher Debatten. Diese Ansätze zielen oftmals auf spezifische Zielgruppen ab, wobei unterschiedliche Themen für Mädchen und Jungen herausgearbeitet werden. Auch Fake News werden strategisch eingesetzt, um Ängste zu emotionalisieren und Spannungen in der Gesellschaft zu erzeugen.

Insgesamt verdeutlichen diese Entwicklungen, wie entscheidend die Forschung zu Online-Communities und Radikalisierungsprozessen für das Verständnis der heutigen digitalen Gesellschaft ist. Prof. Quandts Projekt könnte wesentliche Erkenntnisse liefern, die sowohl zur Prävention als auch zur Aufklärung in der Gesellschaft beitragen können.

Statistische Auswertung

Beste Referenz
uni-muenster.de
Weitere Infos
unipub.uni-graz.at
Mehr dazu
bpb.de

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