
Am 23. Juni 2025 stellte ein deutsch-israelisches Forschungsteam einen neuartigen psychologischen Ansatz vor, um der wachsenden gesellschaftlichen Spaltung entgegenzuwirken. Die Studie, die von der Universität Trier und der Open University of Israel durchgeführt wurde, beleuchtet die affektive Polarisierung, insbesondere im Kontext der politischen Auseinandersetzungen in den USA. Der von den Forscherinnen entwickelte Schlüssel zur Entschärfung dieser Spaltung liegt in der moralisch positiven Darstellung des politischen Gegners, selbst wenn diese Darstellungen fiktiv sind. Diese Erkenntnisse könnten sowohl von Medien als auch von politischen Akteuren genutzt werden, um den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fördern, wie uni-trier.de berichtet.
Prof. Dr. Eva Walther von der Universität Trier unterstreicht die Allgegenwärtigkeit politischer Feindbilder und warnt vor deren Auswirkungen auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Die Forscherinnen fügten hinzu, dass moralisch gefärbte Informationen die Wahrnehmung der abgebildeten Personen messbar beeinflussen. So nahmen die Sympathiewerte für die politische Gegenseite signifikant zu, wenn den Probanden positive oder neutrale Informationen präsentiert wurden. Die Studie reiht sich in eine wachsende Zahl wissenschaftlicher Arbeiten ein, die darauf abzielen, politische Polarisierung zu verringern.
Herausforderungen durch Polarisierung
Die Studie stellt einen wichtigen Beitrag zu den aktuellen Gesellschaftsanalyse dar, da die affektive Polarisierung emotionale Ablehnung in gesellschaftspolitischen Fragen beschreibt. Diese Form der Polarisierung birgt das Risiko, dass Demokratie und sozialer Zusammenhalt gravierend gefährdet werden. Wie die Untersuchung des Mercator Forum Migration und Demokratie (MIDEM) zeigt, hat sich die gesellschaftliche Spaltung in Deutschland und anderen europäischen Ländern verstärkt. Die repräsentative Studie basiert auf Befragungen von rund 20.000 Personen in zehn EU-Mitgliedstaaten und erfasst die emotionalen Dimensionen gesellschaftlicher Konfliktlinien, wie forum-midem.de berichtet.
Die steigende Fragmentierung der Gesellschaft wird zunehmend als große Herausforderung angesehen. Öffentliche Debatten sind geprägt von verhärteten Fronten und unvereinbaren Positionen. Eine europaweite Vergleichsstudie identifiziert Themen wie Migration und Klimawandel als besonders polarisierend, während 68% der Deutschen eine zunehmende Spaltung der Gesellschaft wahrnehmen. Politische Akteure spielen hierbei eine entscheidende Rolle, indem sie gesellschaftliche Konflikte durch populistische Rhetorik schüren und Ängste instrumentalisieren, wie mnu-bb.de hinweist.
Praktische Ansätze zur Deeskalation
Um der sich vertiefenden Spaltung entgegenzutreten, werden mehrere Ansätze vorgeschlagen, die auf wissenschaftlich fundierten Konfliktforschungsmethoden basieren. Die Entwicklung neuer digitaler Dialogformate sowie die Stärkung kultureller Bildung und lokale Initiativen bieten vielversprechende Lösungen. Pilotprojekte in Deutschland und Europa zeigen, dass die Kombination dieser Ansätze den gesellschaftlichen Zusammenhalt nachhaltig verbessern kann. Programme wie „Kultur verbindet“ in Berlin, das im Jahr 2024 über 10.000 Jugendliche erreichte, haben bereits Erfolge in der Verringerung stereotypischer Denkmuster verzeichnet.
Aktive Bürgerbeteiligung und der Dialog mit anderen Überzeugungen sind unerlässliche Schritte, um gesellschaftliche Polarisierung zu überwinden. Wie verschiedene Studien zeigen, kann regelmäßige Teilnahme an Dialogforen das Verständnis unter den Teilnehmenden signifikant verbessern. Die Rahmenbedingungen für eine konstruktive Gesellschaftsdebatte stehen somit, es bleibt jedoch abzuwarten, wie Politik und Medien diese wissenschaftlichen Erkenntnisse in der Praxis umsetzen werden.