
Die Universität Göttingen beteiligt sich an der neuen Forschungsgruppe „Sustainable Rurbanity“, die heute ins Leben gerufen wurde. Dies ist ein interdisziplinäres Verbundprojekt, das zusammen mit der Universität Kassel sowie weiteren sechs nationalen Forschungseinrichtungen und 15 Partnerinstitutionen aus Indien, Ghana und Marokko durchgeführt wird. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das vierjährige Projekt mit 7,4 Millionen Euro, um die komplexen Wechselwirkungen zwischen urbanen und ruralen Räumen zu untersuchen.
Die Forschungsgruppe wird unter der Leitung von Prof. Dr. Andreas Bürkert von der Universität Kassel und Prof. Dr. Nikolaus Schareika von der Universität Göttingen betrieben. Das übergreifende Ziel dieser Initiative besteht darin, ein besseres Verständnis für die Phänomene der Rurbanität zu entwickeln, die urbane und rurale Elemente in einem dynamischen Zusammenspiel vereint. Der Begriff der „Rurbanität“ stellt die traditionelle Dichotomie von Stadt und Land infrage und soll neue Perspektiven auf globale Urbanisierungsprozesse eröffnen. Laut UN-Prognosen wird die Stadtbevölkerung bis 2050 auf 68 Prozent ansteigen, was die Notwendigkeit, urbane und rurale Bereiche nachhaltig zu gestalten, unterstreicht.
Forschungsschwerpunkte und Teilprojekte
Die Forschungsgruppe wird zehn natur- und sozialwissenschaftliche Teilprojekte umfassen, die sich mit verschiedenen Aspekten der Rurbanität auseinandersetzen. Zu den Themen der Teilprojekte gehören:
- A01: RurbanAgroforestry – die Auswirkungen von baumgestützter Landwirtschaft auf die Ökosystemleistungen.
- A02: RurbanSoilFunctions – Untersuchung von Synergien und Kompromissen von Bodenfunktionen in rurbanen Räumen.
- B01: RurbanSpace – die soziale Produktion von rurbanem Raum in Bengaluru.
- B03: RurbanLivestockSystems – Lebensunterhalt in rurbanen Gebieten durch Viehzucht.
- C01: RurbanGeography – Entwicklung von Indikatoren zur Kartierung und Überwachung rurbaner Räume.
Ein weiterer wichtiger Bestandteil wird das Studium der agrarökologischen Fragestellungen sowie von Lebensstilen und Nährstoffkreisläufen in peri-urbanen Räumen sein. Diese Forschung soll zur einer effektiven und umweltfreundlichen Stadtentwicklung beitragen, die sowohl sozialen als auch ökologischen Herausforderungen gerecht wird.
Beteiligte Institutionen und Wissenschaftler
Das Projekt vereint zahlreiche Expertisen, wobei an der Universität Göttingen neben Schareika auch Prof. Dr. Christoph Dittrich, Prof. Dr. Carola Paul und Prof. Dr. Stefan Siebert in das Vorhaben involviert sind. Weitere Wissenschaftler stammen aus verschiedenen Partnerinstitutionen, darunter die Leibniz Universität Hannover und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Insgesamt soll ein Netzwerk an Know-how geschaffen werden, das in der Lage ist, die Herausforderungen einer sich schnell urbanisierenden Welt zu analysieren und Lösungen zu erarbeiten.
Die Notwendigkeit solcher Projekte wird durch den globalen Trend der Urbanisierung verstärkt. Bis 2050 wird eine Verdopplung der Stadtbevölkerung erwartet, wobei ein erheblicher Teil der erforderlichen Infrastruktur noch nicht besteht. Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit konzentriert sich darauf, sozialgerechte, klimafreundliche und resiliente Stadtentwicklungen insbesondere in wachsenden Klein- und Mittelstädten voranzutreiben. Veränderungen auf städtischer Ebene könnten somit weitreichende positive Effekte erzielen.
Die neue Forschungsgruppe an der Universität Göttingen und der Universität Kassel zielt darauf ab, gemeinsam mit anderen Institutionen innovative Ansätze zu entwickeln, die langfristig zur nachhaltigen Stadt- und Regionalentwicklung beitragen können. Der Einsatz von Fallstudien aus verschiedenen Ländern wird als Schlüssel zur Erkenntnisgewinnung in der Forschung angesehen. Durch die Zusammenarbeit mit internationalen Partnern wird zudem ein wertvolles Netzwerk zur Lösung der Herausforderungen der Urbanisierung geschaffen.