
Am Mittwoch, den 9. Juli, findet von 17 bis 19 Uhr eine bedeutende Veranstaltung zur Reflexion der Kolonialgeschichte auf dem Zentralcampus Cottbus statt. Diese Veranstaltung, unterstützt vom Ministerium für Gesundheit und Soziales des Landes Brandenburg, wird die 50. Gedenktafel der FrauenOrte zu Bilillee Machbuba einweihen. Gäste wie die Präsidentin der BTU, Prof. Dr. Gesine Grande, Patricia Vester, eine Expertin für dekoloniale Kontexte, und Elio Gäbelein, der die Projektleitung der FrauenOrte innehat, werden anwesend sein.
Bilillee Machbuba, die um 1825 in Abessinien, dem heutigen Äthiopien, geboren wurde, durchlebte eine tragische Geschichte. Sie wurde im Kindesalter versklavt und 1836, im Alter von nur elf Jahren, gefangen genommen, während ihre Eltern ermordet wurden. Ein Jahr später wurde sie auf einem Sklavenmarkt verkauft, und Hermann von Pückler-Muskau erwarb sie, um sie auf eine dreijährige Reise durch Europa mitzunehmen. Pückler nannte sie Machbuba, was „Geliebte“ bedeutet. Ihre Lebensgeschichte ist viele Details unvollständig; sie sorgte nicht nur für Pücklers Wohl, sondern versuchte auch zweimal, sich das Leben zu nehmen.
Ein Programm der Erinnerung
Die Veranstaltung in Cottbus wird mit einem offenen Gespräch über moderne Erinnerungskultur begleitet, das bereits ab 17:45 Uhr stattfinden soll. Zudem erwartet die Teilnehmer eine traditionelle äthiopische Kaffeezeremonie, die nicht nur die kulturelle Verbindung zu Machbuba zeigt, sondern auch die Bedeutung des Erinnerns unterstreicht. Professorin Grande und die anderen Referenten werden in ihren Grußworten die gesellschaftlichen und historischen Dimensionen der Sklaverei, die Bilillee durchlebt hat, beleuchten.
Ein wichtiger Bestandteil der Veranstaltung wird die Enthüllung der Gedenktafel sein. Sie soll Fragen zur Biografie und Erinnerung an Bilillee aufwerfen und den Teilnehmern die Möglichkeit geben, über das Erbe der Kolonialgeschichte nachzudenken. Das Programm umfasst auch eine Präsentation der studentischen Raumgestaltung, die das Thema der kulturellen Nachhaltigkeit und kritische Reflexion behandelt.
Kulturelles Engagement und Dekolonisierung
Patricia Vester, instrumental für den Erfolg der Veranstaltung, leitet zudem ein Seminar mit dem Titel BTU4Future, das sich intensiv mit der deutschen Kolonialgeschichte und den darin enthaltenen Fragestellungen beschäftigt. Diese kritische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit zeigt sich auch im Rahmen des Projekts „Dekoloniale Erinnerungskultur“, das seit 2021 mit dem Ziel ins Leben gerufen wurde, koloniales Erbe aufzudecken und Perspektivwechsel anzuregen. Dieses große Kulturprojekt wird von verschiedenen Initiativen und der Senatsverwaltung für Kultur und Europa unterstützt.
Ein weiterer Aspekt der dekolonialen Kulturarbeit zeigt sich im bevorstehenden Dekolonialen Festival in Berlin, das am 1. September mit der “Revue Noire” eröffnet wird. Diese Veranstaltung zielt darauf ab, koloniale Themen im Kontext von Geschlechterwahrnehmung und individueller Identität aufzuarbeiten und wird von Künstler:innen wie Martini Cherry Furter begleitet. Solche Bemühungen sind Teil einer breiteren Bewegung, die die Erzählungen rund um Kolonialismus und Sklaverei hinterfragt und neu interpretiert.
Die Gedenktafel für Bilillee Machbuba ist nicht nur eine Ehrung für eine tragische Lebensgeschichte, sondern auch ein Aufruf zur kritischen Reflexion über die koloniale Vergangenheit und deren Auswirkungen auf die Gegenwart. Die Veranstaltung am 9. Juli bietet eine Plattform, um aus der Geschichte zu lernen und einen Dialog über Erinnerungskultur zu fördern.