
Am 10. Juli 2025 wurden Nicolas Blaue und Prof. Dr. Axel Bohmann mit dem Erasmus-Preis 2025 des University College Freiburg ausgezeichnet. Beide Forscher leisten einen bedeutenden Beitrag zur Erforschung der Zusammenhänge zwischen Mathematik, Sprache und gesellschaftlicher Wahrnehmung.
Nicolas Blaue wurde für seine Masterarbeit mit dem Titel „Mathematisierung der Natur und Mathesis universalis“ geehrt. In seiner Arbeit untersucht er die Mathematisierung der Natur seit dem 17. Jahrhundert und greift dabei auf das zentrale Thema von René Descartes’ Idee einer „Mathesis universalis“ zurück. Blaue analysiert, wie ein universalistisches Erkenntnissystem zur mathematischen Erfassung der Welt entwickelt wurde.
Einfluss von Descartes auf die Mathematik
René Descartes, der als Gründungsvater der neuzeitlichen Philosophie gilt, strebte nach einer sicheren Grundlage für die Philosophie und orientierte sich dabei an der Mathematik. In seinen Schriften, darunter „Meditationes de prima philosophia“ und „Principia Philosophiae“, entwarf er ein System zur Erklärung aller Naturphänomene und formulierte vier grundlegende Regeln für den rechten Vernunftgebrauch. Blaue reflektiert in seiner Arbeit die historische Rolle von Descartes und Galilei in den Techniken der Optik und Ballistik und argumentiert, dass die radikale Mathematisierung des Menschen zur ethischen Entgrenzung moderner Wissenschaften beiträgt.uni-freiburg.de
Die mathematische Beschreibung der Naturwissenschaften, die Descartes propagierte, wurde auch von anderen Philosophen wie Kant und Leibniz aufgegriffen. Während Kant die universelle Anwendbarkeit der Mathematik als apriorische Formen der Sinnlichkeit beschrieb, postulierte Leibniz eine Harmonie zwischen Mathematik und Natur. Diese Assoziation zeigt die tiefen Wurzeln, die die Mathematisierung in der Philosophie hat, und stellt die Frage, inwiefern mathematische Modelle zur Erklärung physikalischer Phänomene in der Naturwissenschaft taugen. philosophie-blog.net
Die Forschung von Prof. Dr. Axel Bohmann
Prof. Dr. Axel Bohmann erhielt den Preis für seine Habilitationsschrift „Communicative repertoires of West African migrants in Germany: A reflexive approach to World Englishes“. Er untersucht die vielsprachigen Praktiken und Sprachideologien von westafrikanischen Migrant*innen in Freiburg. In seiner Arbeit analysiert er die Einschränkungen und kreativen Handlungsmöglichkeiten im Sprachgebrauch der Migrant*innen und thematisiert das Spannungsfeld zwischen Englisch als Ressource und der oft als unzugänglich erlebten deutschen Sprache.
Ab dem Wintersemester 2024/2025 wird Prof. Dr. Bohmann die Professur für „Englishes in Context“ an der Universität zu Köln übernehmen. Seine Forschung verbindet linguistische Anthropologie mit der Erforschung der englischen Sprache und ihrer Varietäten, was das Verständnis von Sprachidentitäten und -praktiken in einem zunehmend globalisierten Kontext fördert. uni-freiburg.de
Während Blaue die Mathematisierung der Natur untersucht, wirft Bohmann einen Blick auf die linguistischen Strukturen, die das Leben von Migrant*innen prägen. Diese beiden Perspektiven ergänzen sich und zeigen, wie eng Mathematik und Sprache in der modernen Gesellschaft miteinander verknüpft sind.
Die Kombination aus philosophischer Tiefe und praktischen Implikationen in den Forschungsarbeiten beider Preisträger verdeutlicht den fortwährenden Einfluss der klassischen Philosophie auf zeitgenössische wissenschaftliche Debatten, insbesondere im Bereich der Natur- und Sprachwissenschaften. Dies zeigt sich nicht zuletzt in Blaue’s kritischer Reflexion über aktuelle Theorien und Bohmanns interkulturelle Analysen, die beide die kulturellen und ethischen Dimensionen der Wissenschaft ins Visier nehmen.nexphilo.com