
Am 9. Juli 2025 fand an der Universität des Saarlandes (UdS) eine umstrittene Veranstaltung statt, die von mehreren Studierendengruppen organisiert wurde. Der Zweck dieser Veranstaltung war es, die Berichte von Amnesty International über den Nahost-Konflikt zu diskutieren. Das Thema war besonders brisant, da Amnesty International in der Vergangenheit für Berichte kritisiert wurde, die in der jüdischen Gemeinschaft als antisemitisch wahrgenommen werden. Laut uni-saarland.de wurde der Einladungstext zur Veranstaltung vom Präsidium als ungeeignet beurteilt.
Die Universitätsleitung machte eine Woche vor dem Event auf die Veranstaltung aufmerksam und äußerte Bedenken bezüglich des Rahmens der Diskussion. Es wurde befürchtet, dass der Dialog nicht sachlich bleiben könnte und antisemitische Vorfälle nicht ausgeschlossen werden könnten. Präsident Ludger Santen setzte sich daraufhin mit den Vertretern der Studierendengruppierung SDS in Verbindung.
Moderation und Auflagen
Am 7. Juli 2025 informierte Präsident Santen die SDS-Vertreter, dass die Veranstaltung nur unter bestimmten Auflagen stattfinden könne. Diese Auflagen zielen darauf ab, eine sachliche Diskussion zu gewährleisten und antisemitische oder diskriminierende Elemente zu verhindern. Ein wichtiger Bestandteil dieser Vereinbarungen war die Auswahl einer fachkundigen Moderation. Die Universität konnte Prof. Dr. Roland Rixecker gewinnen, der sich bereit erklärte, die Moderation zu übernehmen. Rixecker, Präsident des Saarländischen Verfassungsgerichtshofs, erklärte, dass er mit dem Einladungstext nicht einverstanden sei und versicherte, keine persönlichen Meinungen während der Diskussion einzubringen.
Die SDS akzeptierte am 8. Juli 2025 die Auflagen und stimmte Rixecker als Moderator zu. In seiner Funktion betonte Präsident Santen die Notwendigkeit eines differenzierten, wissenschaftsgeleiteten Diskurses über den Nahost-Konflikt und äußerte Mitgefühl für die Opfer auf beiden Seiten. Rixecker moderierte die Veranstaltung, die als Plattform für eine sachliche Kritik an den Amnesty-Berichten diente und Impulse für einen respektvollen Dialog zur Thematik setzte.
Antisemitismus und Menschenrechtsdiskurse
Die Diskussion um Antisemitismus im Kontext von Menschenrechtsberichten, insbesondere den Berichten von Amnesty International, ist kein neues Phänomen. Laut einem Bericht von zeit.de sehen sich viele Jüdinnen und Juden einem Anstieg von Antisemitismus konfrontiert, der durch die Narrative von Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty geprägt wird. Der Bericht „Israel’s Apartheid against Palestinians“ wurde vor dem Hintergrund erarbeitet, dass Israel nicht als Zufluchtsort für Jüdinnen und Juden dargestellt wird. Dies sorgt für Besorgnis in der jüdischen Gemeinschaft.
Die Autorin weist darauf hin, dass Amnesty oft dazu tendiert, Antisemitismus zu ignorieren oder nur in einem breiteren Kontext der Rassismus-Debatte zu behandeln. Viele Linke und Menschenrechtsaktivisten stehen unter dem Druck, antisemitische Narrative zu entkräften, was oft fehlinterpretiert wird. Dies führt dazu, dass der legitime Diskurs über Israel schwerer als antisemitisch wahrgenommen wird.
Herausforderungen der wissenschaftlichen Freiheit
Diese Debatte spiegelt ein größeres gesellschaftliches Problem wider, das in der Bundestagsresolution gegen Antisemitismus an Hochschulen und Schulen thematisiert wird. Dabei geht es um die Grenzen des Sagbaren in Wissenschaft und Gesellschaft. Hochschulen stehen vor der Herausforderung, Wissenschaftsfreiheit zu schützen und gleichzeitig antisemitische Narrative weder zu dulden noch zu normalisieren, wie juedische-allgemeine.de berichtet.
Legitime Kritik kann schnell in diskriminierende Narrative umschlagen. Umso wichtiger ist es, klare Markierungen zwischen fundierter Kritik an Israel und antisemitischen Äußerungen zu ziehen. Hochschulen müssen Räume für differenzierte Perspektiven schaffen und auf die wachsenden jüdischen Gemeinschaften in Deutschland achten, die sich oft isoliert und schutzlos fühlen.
Daher ist es bedeutend, dass der Dialog über Israel und Antisemitismus auf einem soliden Fundament fundierter Argumentation und wissenschaftlicher Reflexion stattfindet. Nur so kann eine offene Auseinandersetzung mit diesen komplexen Themen gewährleistet werden, ohne dass einseitige Narrative die Diskussion dominieren.