
Die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) steht derzeit vor großen Herausforderungen, sowohl wirtschaftlich als auch in der Mitarbeiterzufriedenheit. Martina Saurin, Vizepräsidentin der MHH, äußert jedoch Optimismus. Trotz praktischer Schwierigkeiten, wie der unzureichenden Refinanzierung hochspezialisierter Leistungen, betrachtet sie die Situation als eine Chance für die Institution. So werden beispielsweise weiterhin soziale Events, wie das Sommerfest und der MHH-Geburtstag, organisiert, um den Teamgeist der Mitarbeitenden zu stärken und deren Identifikation mit der Hochschule zu fördern. Auch beim Hannover-Marathon war die MHH aktiv, indem zahlreiche Staffelteams antreteten, unterstützt durch die Förderstiftung MHH plus.
Ein drängendes Anliegen ist allerdings der Zustand der MHH-Kita, den „Campuskinder“. Saurin sucht aktiv nach einem Investor für den Bau eines neuen Gebäudes, um die Betreuungsangebote zu erweitern. Zusätzlich erfreut sich die Hochschule über großzügige Spenden, darunter eine bedeutende Zuwendung von 500.000 Euro eines ehemaligen Wissenschaftlers, die dazu beigetragen hat, die Gesamtspendensumme auf über eine Million Euro zu erhöhen.
Einsatz für Tarifverträge und Mitarbeiterwohl
Parallel zu diesen positiven Entwicklungen haben Beschäftigte der MHH in der jüngsten Vergangenheit ihre Stimme erhoben und sind für ihre Rechte eingetreten. Es kam zu einem Streik, der von der Gewerkschaft ver.di organisiert wurde. Eine Notdienstvereinbarung stellte zwar sicher, dass die Notfallversorgung aufrechterhalten blieb, doch das unmissverständliche Ziel der Beschäftigten war klar: Sie fordern einen Tarifvertrag zur Entlastung. In diesem Zusammenhang versammelten sich am 28. August 2023 zahlreiche Beschäftigte vor dem niedersächsischen Landtag, um auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen.
Ministerpräsident Stephan Weil und weitere Landespolitiker trafen die Delegation, signalisierten Verständnis, lehnten aber jegliche Verhandlungen ab. Ein Grund dafür ist die gesetzliche Bindung Niedersachsens, welche Tarifverhandlungen in landeseigenen Betrieben nicht ermöglicht. Diese Situation hat die Bereitschaft der Beschäftigten nicht gemindert, im Gegenteil: Hunderte nahmen am ersten Warnstreik am 16. August 2024 teil, um auf die Dringlichkeit ihrer Forderungen zu pochen.
Neuer Tarifvertrag für Ärztinnen und Ärzte
In einem separaten, aber ebenso wichtigen Kontext wurde ein neuer Tarifvertrag für Ärzte an Universitätskliniken, einschließlich der MHH, eingeführt. Dieser Tarifvertrag, ausgehandelt von der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) und dem Marburger Bund, gilt bis zum 31. März 2026 und sieht eine Gehaltserhöhung von insgesamt 10 Prozent vor, aufgeteilt in zwei Schritte: 4 Prozent ab dem 1. April 2024 und 6 Prozent ab dem 1. Februar 2025. Diese Maßnahmen sind Teil eines umfassenden Pakets, einschließlich einer Reduzierung der wöchentlichen Arbeitszeit von 42 auf 40 Stunden, die ab dem 1. Januar 2026 ohne Gehaltsabzüge in Kraft tritt.
Dieser Tarifvertrag bringt auch die Einführung einer elektronischen Arbeitszeiterfassung mit sich, um die geleistete Arbeit adäquat zu dokumentieren und zu vergüten. Die neue Regelung zur Dienstplanung sieht vor, dass Dienstpläne mindestens einen Monat im Voraus erstellt werden müssen, wobei bei Nichteinhaltung der Frist ein Zuschlag von 10 Prozent des Tabellenentgelts gewährt wird. Zudem wird die Nachtarbeit zukünftig klar definiert, was eine Anpassung an die Rahmenbedingungen in anderen Bundesländern darstellt.
Trotz der Herausforderungen, sowohl in finanzieller als auch in personeller Hinsicht, zeigt Saurin sich zuversichtlich. Der geplante Antrag zur Exzellenzuniversität und das Projekt tranS/4mation zur Modernisierung der administrativen Prozesse werden als zentrale Schritte angesehen, um die MHH zukunftsfähig zu machen. In ihren Augen überwiegen die Chancen die Risiken, was für die Mitarbeitenden Hoffnung auf positive Veränderungen bedeutet.