
Das Projekt Stateness Index (StIx) wird an der Universität Passau fortgeführt, was einen wichtigen Schritt in der Untersuchung der Funktionsfähigkeit von Staaten weltweit darstellt. Dr. Theresa Paola Stawski leitet dieses Projekt, das ursprünglich von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) an der Universität Würzburg finanziert wurde. Die Ergebnisse sind auf der Homepage des Stateness Index einsehbar, die Online-Analyse-Tools zur Erkundung von Staatenprofilen und Trends bietet. Die Zielgruppen der Website umfassen Forschung, politische Akteure, Studierende sowie die interessierte Öffentlichkeit.
Im aktuellen Ranking belegt Singapur den ersten Platz als am besten funktionierender Staat, gefolgt von Estland und Dänemark. Deutschland hat sich auf den siebten Platz verbessert, während sechs Staaten als kollabiert gelten. Die Bilanz von 2023 auf 2024 zeigt sich leicht positiv: Von 174staaten haben sich 88 verbessert, während 80 einen Rückschritt erlitten haben. Ein besorgniserregendes Ergebnis ist, dass im Jahr 2024 insgesamt 93 von 174 Staaten in unterschiedlichem Maße als defekt eingestuft werden, wobei mehr als die Hälfte als fragil gilt. Länder wie Libyen, Jemen und Haiti belegen die letzten Plätze im Ranking.
Die Dynamik von Staaten und Institutionen
Die empirischen Fälle von Staaten verdeutlichen, dass sie aus einer Mischung von formalen und informellen Institutionen und Praktiken bestehen. Formale Institutionen stellen den Staat durch schriftliche Regeln und Vorschriften dar, die vom Staat selbst umgesetzt und durchgesetzt werden. Informelle Institutionen hingegen basieren nicht auf dem souveränen Anspruch des Staates, sondern entstehen aus der tatsächlichen Durchsetzungsmacht nichtstaatlicher Akteure und Gruppen. Diese informellen Institutionen können eigene Regeln legislieren und durchsetzen, was die Beziehungen zwischen formalen und informellen Strukturen erheblich beeinflusst.
Der Stateness Index vereinfacht die Interaktionen zwischen Staat und Informalität, indem er sich auf die konfliktiösen Beziehungen und negative Effekte zwischen diesen beiden Institutionen konzentriert. Die Auswirkungen solcher Dynamiken sind oft mehrdeutig und variieren je nach Kontext, institutionellem Setting und dynamischen Faktoren. Diese differenzierte Betrachtung ist für die Analyse der Fragilität von Staaten von großer Bedeutung.
Fragile Staaten und ihre globalen Auswirkungen
In der modernen Staatenwelt erfüllt der Staat eine doppelte Ordnungsfunktion. Er gewährleistet öffentliche Ordnung für spezifische Bevölkerungen innerhalb territorialer Grenzen und trägt zur globalen Ordnung des internationalen Systems bei. Fragile Staatlichkeit, die schmerzhafte Realität schwacher, versagender oder gescheiterter Staaten, unterminiert jedoch diese grundlegenden Funktionen. Solche Staaten sind häufig nicht in der Lage, essentielle Dienstleistungen zu erbringen oder grundlegende gesellschaftliche Bedürfnisse zu erfüllen. Dies hat sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene weitreichende Konsequenzen.
Die Probleme fragiler Staaten sind nicht nur lokal, sondern strahlen auch in die Region und die gesamte internationale Gemeinschaft aus. Sie sind besonders anfällig für negative Effekte der Globalisierung und können deren positive Aspekte nicht nutzen. Daher wird das Thema State-building als ein Schlüsselbeitrag zu einer globalen Struktur- und Ordnungspolitik gesehen, die auf eine gerechtere Verteilung von Chancen und Ressourcen abzielt. Der Ansatz zur Stärkung der Staaten wird immer wichtiger, um die internationale Staatengemeinschaft zu stabilisieren und den Herausforderungen der gegenwärtigen Zeit zu begegnen.