
Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung der Universität Hamburg hat in einer umfassenden Studie die Wüstenausbreitung in subsaharischem Afrika dokumentiert. Im Fokus der Untersuchung steht das südafrikanische Richtersveld, ein bemerkenswerter Hotspot der Artenvielfalt, der rund 1.000 endemische Pflanzenarten beherbergt. Die Ergebnisse wurden kürzlich im renommierten Fachjournal „Journal of Arid Environments“ veröffentlicht.
Die Wissenschaftler haben über einen Zeitraum von bis zu 45 Jahren Daten gesammelt, die einen dramatischen Rückgang der Vegetation und Artenvielfalt im Richtersveld aufzeigen. Diese Veränderungen können mit den Verwüstungen während der „Dust Bowls“ in den USA in den 1930er-Jahren verglichen werden. Besonders alarmierend ist die Erkenntnis, dass über 400 der schätzungsweise 1.000 endemischen Pflanzenarten als bedroht gelten und zunehmend unter dem Druck des Klimawandels und menschlicher Aktivitäten leiden.
Ursachen und Folgen der Wüstenbildung
Im Richtersveld werden die Ursachen für die Wüstenbildung vielfältig diskutiert. Klimawandel und menschliche Einflüsse, wie beispielsweise die Tätigkeiten von Minengesellschaften, tragen erheblich zur Degradierung bei. Diese Gesellschaften hinterlassen offene Tagebau-Abbaustätten, die die umgebenden Landschaften destabilisieren und zur Verlust von fruchtbarem Boden beitragen. Während eine vorhergehende Resilienz der Vegetation beobachtet wurde, hat sich die Lage in den letzten zehn Jahren dramatisch verschärft, insbesondere während der schweren Dürreperiode zwischen 2012 und 2022.
Zusätzlich geht die Forschung davon aus, dass der fruchtbare Bodenanteil durch Wind abgetragen wird, was zur Bildung vegetationsfreier Sandflächen führt. Verlassene Farmhäuser verschwinden zunehmend unter Dünen, was die Verödung des Gebiets nur verstärkt. Die Analyse, die auch Satellitenbilder umfasst, zeigt einen klaren Trend: Zunächst verloren langlebige, wasserspeichernde Zwergsträucher an Zahl, gefolgt von einem Rückgang salzliebender Pflanzen.
Schutzmaßnahmen und internationale Verantwortung
Geplant sind Maßnahmen zur Bekämpfung der Wüstenbildung, darunter die strikte Kontrolle von Minen und eine Begrenzung der Beweidung in besonders verwundbaren Regionen. Das Richtersveld wurde 2007 in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen, und 194 Vertragsstaaten, einschließlich Deutschland, haben sich zum Schutz dieser biologisch wertvollen Fläche verpflichtet. Gleichzeitig zeigt die Studie, dass in Deutschland weniger als 100 endemische Pflanzenarten bekannt sind, was die globale Bedeutung des Richtersveld unterstreicht.
Wie im Sonderbericht über Klimawandel und Landsysteme des IPCC festgestellt, sind die Herausforderungen im Zusammenhang mit Desertifikation und Landdegradierung zunehmend kritischer geworden. Insbesondere der Klimawandel verschärft die Belastungen der Landsysteme durch Extremereignisse, die auch das ökologischen Gleichgewicht im Richtersveld bedrohen.
Die Forschungsergebnisse verdeutlichen die Notwendigkeit von international abgestimmten Maßnahmen zur nachhaltigen Nutzung der Landsysteme, um die fortschreitende Wüstenausbreitung zu stoppen und die biologischen Schätze des Richtersveld zu bewahren.