
Die Saarländische Landesregierung hat heute den Start des Kompetenzzentrums „Societal Observatory Using Novel Data Sources (SOUNDS)“ bekannt gegeben, das mit 29 Millionen Euro aus dem Transformationsfonds unterstützt wird. Ziel ist es, wissenschaftliche Erkenntnisse sowie wirtschaftliche Impulse für die Saarwirtschaft zu schaffen. SOUNDS wird sich auf die Auswertung ungenutzter Datenquellen wie Satellitenbilder, Smartphone-Ortung und soziale Medien konzentrieren, die in traditionellen sozialwissenschaftlichen Studien häufig nicht ausreichend berücksichtigt werden. Diese neuen Ansätze versprechen Echtzeitanalysen, die weit über die Möglichkeiten zeitaufwändiger Umfragen hinausgehen.
Der Drang, innovative Datenquellen einzubeziehen, ist nicht zuletzt durch die Erkenntnisse des Forschungsprojekts „AI, Computing & Society“ entstanden. Universität des Saarlandes berichtet, dass die neue Initiative auch als „Think-and-Do-Tank“ fungieren soll, der praxisnahe Lösungen entwickeln möchte. In der Vergangenheit waren sozialwissenschaftliche Studien häufig auf kostspielige Umfragen angewiesen, die nur Momentaufnahmen liefern konnten. SOUNDS plant nun die Entwicklung sogenannter digitaler Sozioskope, die eine umfassendere Analyse gesellschaftlicher Veränderungen ermöglichen.
Interdisziplinäre Ansätze und neue Technologien
Ein wesentlicher Baustein von SOUNDS ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Informatik, Geisteswissenschaften und Sozialwissenschaften. Ein neues Interdisziplinäres Institut für Gesellschaftliches Rechnen (I2SC) wurde vor zwei Jahren gegründet, um computerbasierte Methoden in diesen Bereichen zu nutzen. Es ist entscheidend, dass die Informatik Algorithmen entwickelt, die gesellschaftlichen Fragestellungen angepasst sind, um relevante Daten korrekt auswerten zu können.
Minister Jakob von Weizsäcker betont die hohe Bedeutung des Zentrums für die Transformation des Saarlandes. Durch die neuen Analysewerkzeuge soll sowohl die Privatwirtschaft als auch die öffentliche Hand bei strategischen Entscheidungen unterstützt werden. Ein Augenmerk liegt besonders auf der Analyse von sozialen Medien, die hervorragende Datenquellen für gesellschaftliche und politische Fragestellungen darstellen. SOUNDS wird auch Datenschutzaspekte sowie mögliche Verzerrungen der Daten kritisch betrachten.
Förderung von Forschung und Bildung
Die Förderung von SOUNDS wird darüber hinaus genutzt, um Professuren in zukunftsrelevanten Themen auszuschreiben. Zudem sind ein Graduiertenkolleg sowie ein Zertifikatsprogramm für Societal Computing in Planung. Das Ziel ist es, die Zusammenarbeit mit verschiedenen Akteuren aus der Politik, der Wirtschaft und der Gesellschaft zu intensivieren. Bisherige Forschungsprojekte, wie etwa Analysen zu Bevölkerungsbewegungen in der Ukraine und Venezuela, zeigen bereits die Vielseitigkeit und Relevanz solcher Datenanalysen.
Zusammengefasst stellt das neue Kompetenzzentrum einen wichtigen Schritt dar, die Saarländische Forschunglandschaft zu bereichern und Antworten auf drängende soziale Fragestellungen zu finden. Der Ansatz, ungenutzte Datenquellen zu analysieren, könnte nicht nur für die Wissenschaft von erheblichem Wert sein, sondern auch für die Entwicklung innovativer Geschäftsmodelle und die datenbasierte Beratung von Politik und Verwaltung.