
Die Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) sieht sich mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert, nachdem die Sanierungspläne für den Heinrich-Buff-Ring 58, der auch als „Alte Chemie“ bekannt ist, vorerst gestoppt wurden. Die ursprünglichen Kosten für die umfangreiche Sanierung betrugen etwa 150 Millionen Euro, doch eine aktuelle Schätzung beläuft sich auf ungefähr 245 Millionen Euro. Dies bedeutet eine Kostensteigerung von rund 95 Millionen Euro, die die Universität nun in eine schwierige Lage bringt, wie uni-giessen.de berichtet.
Der Beginn der Sanierungsarbeiten war für 2025 geplant, wobei die Fassadensanierung eine der ersten Maßnahmen sein sollte. Aufgrund der neuen finanziellen Rahmenbedingungen sind jedoch weitere Prüfungen durch die JLU und den Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen (LBIH) notwendig, um die wahren Kosten und den zukünftigen Nutzungsbedarf zu ermitteln.
Marode Räumlichkeiten und Platzmangel
Die Situation ist besonders kritisch, da der Weiterbetrieb der stark maroden Räumlichkeiten ohne signifikante Investitionen nicht mehr tragbar ist. Aktuell sind nur noch bis zu 20 Prozent der Flächen im Gebäude belegt, was unter anderem Praktikumsräume und Büros umfasst. Die JLU plant daher, den Heinrich-Buff-Ring 58 sowie das angrenzende Hörsaalgebäude Heinrich-Buff-Ring 62 schnellstmöglich leerzuziehen und stillzulegen, um die Sicherheit und den Hochschulbetrieb zu gewährleisten. Kanzlerin Susanne Kraus bezeichnete die Lage als großes Problem, insbesondere für die benötigten Laborflächen.
Das Gebäude selbst, mit einer Fläche von rund 15.000 Quadratmetern, hat in der aktuellen Situation mit schwerwiegenden Mängeln zu kämpfen. Der Fahrstuhl ist außer Betrieb, herabhängende Deckenverkleidungen und ausgefallene Sicherheitsbeleuchtungen sind nur einige der sichtbaren Probleme. So waren seit 2019 etwa 4,5 Millionen Euro in die Sanierungsplanungen geflossen, ohne dass nennenswerte Fortschritte erzielt werden konnten, wie hessenschau.de betont.
Alternative Nutzungsmöglichkeiten
Angesichts der aktuellen Umstände sucht die JLU nach alternativen Lösungen für den Raumbedarf und die Zukunft des Gebäudes. Dabei wird eine Nutzung der Fassadenfläche von etwa 5.000 Quadratmetern für vertikale Photovoltaikanlagen in Betracht gezogen. Zudem ist vorgesehen, dass nach der Sanierung die Zweigbibliothek für Natur- und Lebenswissenschaften in das Gebäude zurückkehren soll. Geplante Einrichtungen umfassen Laborflächen, Praktikums- und Seminarräume sowie eine Mensa.
Bis zur Fertigstellung alternativer Räumlichkeiten werden die verbleibenden Nutzungen ab dem Sommersemester 2026 durch ein modernisiertes Audimax im Philosophikum II und im Carl-Vogt-Haus kompensiert. Diese Umstrukturierungen sollen helfen, die Lehr- und Studienbedingungen an der Universität aufrechtzuerhalten, während gleichzeitig der Sanierungsstau an vielen anderen Hochschulen in Deutschland weiter besteht, was eine übergeordnete Herausforderung darstellt, wie forschung-und-lehre.de aufzeigt.