
Am 26. August 2025 wird bekannt, dass Professor Dr. Dr. Axel Schambach von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) erneut mit dem Proof of Concept-Grant ausgezeichnet wird. Diese Förderung zielt auf die Erforschung des Usher-Syndroms, einer genetischen Erkrankung, die nicht nur zu dramatischem Sehverlust, sondern auch zu hochgradiger Taubheit und Gleichgewichtsstörungen führt. Besonders betroffen ist Usher-Syndrom Typ 1B (USH1B), das durch Mutationen im MYO7A-Gen ausgelöst wird. Bedauerlicherweise gibt es bei dieser Erbkrankheit keine gesunde Genvariante, die als therapeutische Option genutzt werden könnte, wie mhh.de berichtet.
Das Forschungsziel von Schambach und seinem Team ist es, eine gesunde Kopie des defekten Gens direkt in das Auge einzubringen. Hierbei sollen drohende Erblindungen verhindert werden. Das neue Projekt EuroVision wird durch den PoC-Grant unterstützt und ist darauf ausgelegt, die Gentherapie auf Augenerkrankungen auszuweiten. Aufgrund der weltweiten Prävalenz von Sehbehinderungen, die mehr als 200 Millionen Menschen betrifft, und der Tatsache, dass über zwei Millionen Menschen an monogenen Erkrankungen leiden, die Sehverlust verursachen, ist dieses Projekt von enormer Bedeutung.
Ziele und Methoden der Gentherapie
EuroVision plant, das gesunde MYO7A-Gen direkt auf die Netzhaut zu übertragen, wo wichtige Lichtreize verarbeitet werden. Dabei wird ein viraler Vektor, auch als Gentaxi bekannt, verwendet, um das Gen in die Zellen zu transportieren. Hierbei kommen lentivirale Vektoren (LV) zum Einsatz, die im vorhergehenden Projekt iHEAR entwickelt und anschließend im Projekt MY-O-SENSES optimiert wurden.
Die Mikroinjektion des Gentaxis ins Auge stellt eine komplexere Herausforderung dar als im Innenohr, da verschiedene Barrieren zwischen den Sinneszellen durchdrungen werden müssen. Um sicherzustellen, dass das Gentaxi strengen Qualitätsstandards für Arzneimittel entspricht, erfolgt dessen Herstellung in einer GMP-Produktion. In der präklinischen Phase wird die Therapie zunächst im Mausmodell getestet, bevor klinische Studien auf den Weg gebracht werden.
Zusammenarbeit und Begleitforschung
Das Projekt EuroVision ist eine Kooperation zwischen mehreren wichtigen Institutionen: der MHH, der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, der Ludwig-Maximilians-Universität München und der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik. Der Proof of Concept (PoC) des Europäischen Forschungsrates (ERC) unterstützt solche innovativen Projekte für 18 Monate mit einem Betrag von 150.000 Euro, um deren kommerzielle und gesellschaftliche Potenziale zu erkunden.
Das Usher-Syndrom ist als häufigste Ursache für kombinierten Hör- und Sehverlust bekannt, wobei etwa 3,8 bis 6,2 pro 100.000 Menschen betroffen sind. Es zeigt eine hohe phänotypische und genetische Heterogenität, was herkömmliche genetische Screenings erschwert. Neueste Studien haben Mutationen im MYO7A-Gen dokumentiert, die mit dem Auftreten von Usher Typ 1 assoziiert sind, und haben damit das Verständnis der Erkrankung weiter vertieft. Wie in pmc.ncbi.nlm.nih.gov beschrieben, konnten mit gezieltem Next-Generation-Sequencing Mutationen identifiziert werden, die für USH1B verantwortlich sind.
Die Hoffnung auf einen Fortschritt in der Gentherapie wächst vor dem Hintergrund, dass es bereits zugelassene Therapien wie Luxturna gibt, die als erste Gentherapie für Augenerkrankungen überhaupt in Europa anerkannt wurde und auf die Behandlung bestimmter Formen der Netzhautdegeneration abzielt. Zudem gibt es im Rahmen von klinischen Studien für verschiedene Erkrankungsbilder, darunter auch für das Usher-Syndrom, vielversprechende Ansätze, die aktuell untersucht werden.
Das steigende Interesse an der Erforschung dieser komplexen Syndrome und die aktive Community, die sich aus Patienten und Wissenschaftlern entwickelt hat, sind vielversprechend. Auf Veranstaltungen wie dem Internationalen Usher Syndrom Wissenschafts- und Patientensymposium in Mainz, wo über 250 Teilnehmer und eine barrierefreie Teilnahme ermöglicht wurden, wird der Austausch über Forschungsergebnisse und Therapiefortschritte aktiv gefördert. Diese intensive Vernetzung trägt dazu bei, die Versorgung und Behandlung von Patienten mit Usher-Syndrom zu verbessern, prorare-austria.org hebt hervor.