
In der Wüste um den Wadi el Malik, östlich von Assuan in Ägypten, sind bedeutende archäologische Entdeckungen gemacht worden. Am 27. August 2025 berichtete die Universität Bonn über Hunderte von Bildern und frühen Hieroglyphen, die auf eine Zeit vor der Ausbildung der Dynastien, konkret ins späte 4. Jahrtausend v. Chr., datiert werden. Diese Entdeckungen machen das Gebiet zu einem Schlüsselstandort für das Verständnis der Entstehung des ersten Territorialstaates der Welt, was durch die Forschungen von Ägyptologe Prof. Dr. Ludwig Morenz von der Universität Bonn besonders hervorgehoben wird.
Die Region war vor mehr als 5.000 Jahren ein Durchzugsraum für Expeditionen und ein Jagdgebiet und weist eine Nord-Süd-Ausdehnung von rund 800 Kilometern auf. Laut Prof. Dr. Morenz gilt die Inschrift, die den Herrscher „Skorpion“ benennt, als das „älteste bekannte Ortsnamenschild der Welt“. Auf einer Felsinschrift im Wadi Abu Subeira befindet sich die Wandinschrift „Domäne des Horus-Königs Skorpion“, die auch drei weitere Hieroglyphen umfasst. Diese Felsinschrift ist ein Beleg für die frühe Form der territorialen Ansprüche und stellt eine frühe Ausprägung von Herrschaftsansprüchen dar.
Die Entdeckung von Wadi Al-Malik
Eine weitere interessante Entdeckung im angrenzenden Sudan verdeutlicht die historische Reichweite dieses Gebiets: Ein 5.000 Jahre alter Felsen im Sudan zeigt die älteste bekannte Ortsbezeichnung der Welt, „Wadi Al-Malik“. Auch hier wurde eine Felsinschrift mit der gleichen Lesart „Domain des Horus-Königs Skorpion“ gefunden. Dies ist ein bemerkenswerter Hinweis auf die politischen Strukturen der damaligen Zeit. Der Herrscher Skorpion, der um 3070 v. Chr. lebte, wird häufig in Verbindung mit der Bildung des ersten Territorialstaates im Niltal gebracht, der über 800 Kilometer erstreckte.
Prof. Dr. Morenz erklärt, dass die Inschrift einen bedeutenden Meilenstein für die Archäologie darstellt, da sie das Verständnis der politischen und kulturellen Entwicklung des antiken Ägyptens enorm bereichert. Zur Entzifferung der alten Zeichnungen fand eine enge Zusammenarbeit zwischen der Universität Bonn und dem ägyptischen Ministerium für Antiquitäten statt. Die Bedeutung dieser Funde wird durch die Entdeckung weiterer Felsinschriften und Töpferwaren aus dieser Zeit verstärkt.
Hieroglyphen und ihre Relevanz
Einige der Entdeckungen enthalten auch frühe Beispiele von Hieroglyphen, einem der ältesten bekannten Schriftsysteme der Welt. Hieroglyphen entstanden etwa 3000 v. u. Z. und wurden für die Aufzeichnung von Informationen, die Kommunikation und in großem Maße für religiöse Texte verwendet. Ihre Verwendung erstreckte sich nicht nur auf das Schreiben, sondern auch auf mathematische Berechnungen und sogar auf künstlerische Darstellungen innerhalb von Pyramiden und Tempeln.
Die Entzifferung dieser Schriftzeichen war lange Zeit ein Geheimnis, bis 1824 Jean-François Champollion mit dem Stein von Rosetta den Durchbruch erzielte. Dies bewies die Wichtigkeit der Hieroglyphen für das Verständnis der ägyptischen Kultur und Geschichte. Die Kombination der neuentdeckten Felsinschriften mit den Hieroglyphen bietet eine tiefere Einsicht in die frühe Gesellschaft Ägyptens und die Inszenierung der Herrschaft, unter anderem auch durch die Darstellungen von Siegen über Feinde, die in den Felsbildern abgebildet sind.
Insgesamt sind die aktuellen Funde sowohl im Wadi el Malik als auch im nahegelegenen Sudan ein brillantes Zeugnis für die Komplexität der frühägyptischen Zivilisation. Mit einer geplant umfangreichen Forschungsinitiative hofft Morenz, diese Entdeckungen weiter zu vertiefen und einem breiteren Publikum zugänglich zu machen, etwa durch Touren und ein geplantes Besucherzentrum, um das Erbe dieser faszinierenden Zeit zu bewahren und zu vermitteln.