
Der Verlust des Pastoraltheologen Alois Schifferle wird von vielen in der theologischen Gemeinschaft tief betrauert. Schifferle, geboren 1945 in Leuggern, Kanton Aargau, Schweiz, absolvierte eine kaufmännische Ausbildung, bevor er sich der Theologie zuwandte. Von 1970 bis 1978 studierte er Theologie und Philosophie an der Universität Münster sowie an der Universität Innsbruck und legte damit den Grundstein für eine beeindruckende akademische Laufbahn.
Nach einigen Jahren als Religionslehrer promovierte Schifferle 1981 und wurde zum Priester geweiht. Seine ersten pastoralen Erfahrungen sammelte er als Vikar in Binningen, Kanton Basel-Landschaft, bevor er 13 Jahre lang als Universitätspfarrer in Freiburg, Schweiz, tätig war. Diese Phase seines Lebens war geprägt von der Leidenschaft für die Seelsorge und theologische Bildung.
Akademische Karriere
1993 habilitierte Schifferle sich im Fach Pastoraltheologie an der Universität Freiburg. Ein Jahr später erhielt er einen Lehrauftrag für Pastoraltheologie und Homiletik an der Theologischen Hochschule Chur. Zwischen 1998 und 2011 war er auch an der Universität Eichstätt tätig, wo er von 2001 bis 2005 die Funktion des Dekans der Theologischen Fakultät innehatte. In dieser Zeit setzte er sich intensiv mit den Themen Traditionalismus und Fundamentalismus auseinander und veröffentlichte zahlreiche Artikel in Fachzeitschriften sowie Fachbücher zu Pastoraltheologie, Kirchenstruktur und der Piusbruderschaft.
Schifferles Habilitationsschrift thematisierte die werkgeschichtlich orientierte Biographieforschung aus pastoraltheologischer Perspektive. Seine Lehrtätigkeit umfasste die Bereiche Gemeindepastoral, Homiletik, Kranken- und Gesprächsseelsorge sowie Pastoralpsychologie. In diesen Disziplinen trug er entscheidend zur Ausbildung von zukünftigen Theologen und Pastoralpsychologen bei.
Engagement und Einfluss
Über seine akademischen Verpflichtungen hinaus engagierte sich Schifferle in der Erwachsenenbildung, führte kirchliche Fortbildungen durch und hielt Vorträge sowie Predigten. Seine Mitgliedschaft in der Konferenz der bayrischen und deutschsprachigen Pastoraltheologen zeugt von seiner aktiven Rolle in der theologischen Gemeinschaft, die sich mit aktuellen Herausforderungen der Kirche auseinandersetzt.
In den letzten Jahren lebte Schifferle in der Schweiz, wo er nach längerer Krankheit verstarb. Sein Vermächtnis spiegelt sich nicht nur in seinen Veröffentlichungen wider, sondern auch in der praktischen Theologie, die stark von seinem Ansatz geprägt ist. Diese Disziplin untersucht das Selbstverständnis der Kirche in ihren jeweiligen Kontexten und Herausforderungen, was im Einklang mit den Ideen von Karl Rahner steht, der in den 1960er Jahren die Grundlagen der Praktischen Theologie definierte.
Die Pastoralkonstitution „Gaudium et Spes“ des Zweiten Vatikanums, die die Hinwendung der Kirche zur Welt betont, fand in Schifferles Arbeit großen Niederschlag. Seine Beiträge zur Pastoraltheologie und Religionspädagogik bleiben von großer Bedeutung und werden in den kommenden Jahren sicher weiterhin diskutiert und geschätzt.