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Tradition in Gefahr: Wer kennt noch das Steigerlied beim Feiern?

Am 12. September 2025 wird einmal mehr die tief verwurzelte Tradition des Steigerliedes in der Bergbauhauptstadt Freiberg sichtbar. Josephine Ludwig, eine Studentin im siebten Fachsemester Geotechnik, Bergbau und Geo-Energiesysteme, beschreibt, wie das Lied bei Partys zu Mitternachtsstunden zum Gemeinschaftserlebnis wird. Die Musikanlage verstummt und es beginnt der Gesang: „Der Steiger“. Diese Tradition besiegelt nicht nur die Verbundenheit der Studierenden zur Bergbaugeschichte, sondern bewahrt auch ein Stück kulturelles Erbe.

Die gesellige und verbindende Wirkung des Steigerliedes hat auch der ehemalige Bergbauingenieur Wolfgang Gaßner erfahren. Als langjähriger Steiger und Mitglied der Historischen Freiberger Berg- und Hüttenmännischen Knappschaft hat er viel wiedergespiegelt, was das Lied für die Bergleute bedeutet. Interessanterweise stellt Gaßner fest, dass immer weniger Menschen, einschließlich junger Studierender, mit den traditionellen Liedern vertraut sind. Oft sind sie beim Text unsicher, wodurch das Lied zwar gesungen, aber nicht vollends gelebt wird.

Herkunft und Verbreitung des Steigerliedes

Das Steigerlied hat seinen Ursprung im deutschen Volksliedgut des Erzgebirges und kann auf Spuren aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts zurückblicken. Die erste dokumentierte Erwähnung fand 1678 während einer Festveranstaltung zu Ehren des sächsischen Kurfürsten Johann Georg II in Schneeberg statt. Seitdem hat sich das Lied in allen Bergbauregionen Deutschlands verbreitet und genießt bis heute Hymnencharakter unter den Bergleuten.

Es gibt zwei Hauptversionen des Steigerliedes: die Freiberger Version aus Ostdeutschland und die Clausthaler Variante aus dem Ruhrgebiet. Beide Varianten beinhalten regionale Abwandlungen und zusätzliche Strophen, die für verschiedene Berufsgruppen wie Hüttenleute oder Geologen verfasst werden. Diese Tradition, Strophen anzupassen, um verschiedene Berufe zu würdigen, ist besonders in der Bergbauszene wichtig.

Das Steigerlied als immaterielles Kulturerbe

Im Jahr 2019 wurde ein Antrag gestellt, das Steigerlied in die Liste des immateriellen Kulturerbes Deutschlands aufzunehmen. Dieser Antrag stieß auf Kontroversen, insbesondere zwischen dem Ruhrkohle-Musik e.V. und dem Sächsischen Landesverband der Bergmanns-, Hütten- und Knappenvereine bezüglich der anzuerkennenden Version. Letztlich wurde die Clausthaler Version am 17. April 2020 in das Landesinventar des immateriellen Kulturgutes von Nordrhein-Westfalen aufgenommen.

Am 15. März 2023 entschied die Kultusministerkonferenz, das Singen des Steigerliedes in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufzunehmen. Diese Entscheidung unterstreicht die bedeutende Rolle, die das Lied in der bergmännischen Tradition spielt, und zeigt, wie es immer noch in aktiven Bergbauregionen sowie in ehemaligen Bergbaurevieren lebendig ist. Mit jeder Wiederholung des Steigerliedes werden traditionale Bergbauwerte weitergegeben und erforscht, wie das Lied auch außerhalb der Bergbauregionen Anklang findet.

Statistische Auswertung

Beste Referenz
tu-freiberg.de
Weitere Infos
freiberger-revier.de
Mehr dazu
unesco.de

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