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Workshop zur transatlantischen Geschichte: Ein Blick auf Versklavung und Frauenrechte!

Am 11. und 12. September 2025 fand an der Viadrina in Frankfurt (Oder) der Workshop „Transversales Denken und Handeln“ statt. Organisiert von PD Dr. Andrea Gremels und Norah El Gammal, verfolgte die Veranstaltung das Ziel, die transatlantische Geschichte der Versklavung über fachliche und geografische Grenzen hinweg zu diskutieren. Teilnehmer*innen aus den Bereichen Literaturwissenschaft, Philosophie, Politologie, Ethnologie und Geschichtswissenschaft kamen zusammen, um eine differenzierte Perspektive auf das Thema zu entwickeln. Dabei lag ein besonderer Fokus auf der Produktivität kulturwissenschaftlicher Theorien aus dem Globalen Süden, die häufig in der eurozentrischen Geschichtsschreibung vernachlässigt werden.

Der Workshop bot Raum für intensive Diskussionen über eurozentrische und nationalistische Perspektiven in der Geschichtsschreibung. Prof. Dr. Ottmar Ette sprach über Anton Wilhelm Amo, den ersten bekannten schwarzen Philosophen Deutschlands, und dessen verschwundene Doktorarbeit. Diese Anknüpfung stellte einen Bezug zu aktuellen Diskussionen über Kolonialismus und Sklaverei in Deutschland her, die nach dem Tod von George Floyd und den Black-Lives-Matter-Protesten angestoßen wurden. Im August 2023 wurde beispielsweise die „Mohrenstraße“ in Berlin in „Anton-Wilhelm-Amo-Straße“ umbenannt, ein Schritt, der die anhaltenden Auseinandersetzungen mit der kolonialen Vergangenheit signalisiert.

Interdisziplinäre Perspektiven

Norah El Gammal thematisierte die Geschichten weiblicher Versklavter und die Repräsentation durch literarische Darstellungen. Dr. Anka Steffen berichtete über das zerstörte Warschauer Archiv, das wichtige Informationen über polnische Legionäre in der haitianischen Revolution hätte liefern können. Diese Debatten unterstrichen die Notwendigkeit des interdisziplinären Austauschs, den Andrea Gremels als Stärke des Workshops betonte. Dr. Sinah Kloß reflektierte über Machtbeziehungen in ihrer Feldforschung in Suriname und erweiterte so den Rahmen der Diskussion um globale Perspektiven.

Ein Panel über Zucker unterstrich die Verbindung zwischen Geschichte und Wirtschaft. Gremels präsentierte ihre Forschung zu Fernando Ortiz und der symbolischen Bedeutung des Zuckeranbaus für die Versklavung. Prof. Dr. Klaus Weber referierte zu den globalen Verbindungen im Zuckeranbau des 19. Jahrhunderts, die nicht nur wirtschaftliche, sondern auch soziale Auswirkungen hatten. Der Abschluss des Workshops fand in einem Filmgespräch mit Manthia Diawara zu seinem Film „Édouard Glissant: One World in Relation“ statt, in dem Austauschbeziehungen zwischen Afrika und der Karibik thematisiert wurden.

Der Sklavenhandel und seine Auswirkungen

Die Diskussion über die transatlantische Sklaverei steht im Kontext einer breiteren Debatte über den kolonialen Handel und dessen Auswirkungen. In Mitteleuropa, besonders im 18. Jahrhundert, stieg die Nachfrage nach Kolonialprodukten wie Zucker und Kaffee stark an. Diese Produkte machten über 60% der gesamten Überseeimporte in Hamburg aus, was die Sorte von Handelsströmen zeigt, die die damaligen Gesellschaften prägten. Der Anbau in den amerikanischen Kolonien wurde massiv ausgeweitet, was wiederum zu einer langsamen Produktivitätssteigerung in Europa führte. Historiker untersuchen die Rolle deutscher und Schweizer Händler im Sklavenhandel, der sich positiv auf deren Wohlstand auswirkte.

Friedrich Romberg ist eine Schlüsselfigur in der Geschichte des deutschen Sklavenhandels. Nach seiner Emigration nach Brüssel profitierte er von seinem Handel mit Textilien und erwarb 1766 ein Transitprivileg. 1782 begann Romberg aktiv im Sklavenhandel tätig zu werden und baute eine der größten Reedereien in Bordeaux auf. Seine Geschäfte, die stark auf den Zucker- und Sklavenhandel setzten, erlitten jedoch durch den Sklavenaufstand von 1791 in St. Domingo massive Einbußen. Rombergs Geschichte verdeutlicht die komplexen Verwicklungen deutscher Händler im Sklavenhandel und zeigt die tiefen wirtschaftlichen und sozialen Folgen dieser Praktiken.

Die Diskussion bei dem Workshop und die damit verbundenen historischen Analysen sind Teil eines größeren gesellschaftlichen Prozesses in Deutschland. Der kritische Umgang mit der eigenen kolonialen Vergangenheit ist dringend notwendig, um eingefahrene Narrative zu hinterfragen und aufzuarbeiten. Diese Auseinandersetzung schließt auch verschiedene Sklavenhandelspraktiken aus anderen Kulturen mit ein, die in der aktuellen Debatte oft nicht ausreichend behandelt werden. Historiker fordern eine differenzierte Betrachtung dieser komplexen Geschichte, die über die eurozentristische Perspektive hinausgeht und den Globalen Süden einbezieht.

Statistische Auswertung

Beste Referenz
europa-uni.de
Weitere Infos
lisa.gerda-henkel-stiftung.de
Mehr dazu
deutschlandfunkkultur.de

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