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Journalismus für alle: Wie Medien Menschen mit geringer Literalität erreichen

Am 18. September 2025 wurde eine Untersuchung veröffentlicht, die die Herausforderungen des Journalismus für Menschen mit eingeschränkter Literalität beleuchtet. Rund 6,2 Millionen Erwachsene in Deutschland können nur einfache Darstellungen in Video-, Audio- oder Textformaten verstehen, was ihre Mediennutzung stark einschränkt. Viele klassische Medienformate sind für sie unverständlich, was die Kommunikationswissenschaftler der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt als alarmierend betrachten.

Die Studie, die auf 28 qualitativen Interviews mit betroffenen Personen basiert, zeigt, dass Journalismus für diese Zielgruppe von großer Bedeutung ist. Fast alle Interviewten wünschten sich, dass die Medien ihre Themen und Anliegen besser repräsentieren. Insbesondere wurde festgestellt, dass Berichterstattung über Politik und gesellschaftlichen Themen oft schwer verständlich ist. Prof. Dr. Friederike Herrmann, die die Studie leitet, machte auf die Problematik aufmerksam, die dies für die demokratische Gesellschaft darstellen kann.

Emotionale Verknüpfungen und Serviceorientierung

Ein zentrales Ergebnis der Untersuchung ist, dass abstrakte Themen einfacher zu verstehen sind, wenn sie emotional verknüpft sind. Zudem wird serviceorientierter Journalismus als wichtig erachtet, um gesellschaftliche Teilhabe zu gewährleisten. Interviews ergaben, dass großes Interesse an vertiefenden Erklärungen zu politischen Wahlen besteht.

Obwohl bestehende Angebote wie „nachrichtenleicht“ und „Tagesschau in Einfacher Sprache“ positiv bewertet werden, sind sie oft unbekannt oder schwer auffindbar. Die Studie empfiehlt, Messenger-Dienste einzusetzen, um die Auffindbarkeit solcher Angebote zu erhöhen. Otto-Brenner-Stiftung berichtet, dass auch der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) als Unterstützung zur Übersetzung konventioneller Nachrichten in Leichte oder Einfache Sprache als hilfreich angesehen wird.

Formate in Leichter und Einfacher Sprache

Die Analyse zeigt weiter, dass Nachrichten in Leichter oder Einfacher Sprache aktuell wenig bekannt sind. Sechs Forscherinnen und Forscher der Katholischen Universität haben hierzu eine Vielzahl von Bedarfen identifiziert. Dazu gehört die Notwendigkeit, dass Nachrichten Geschichten erzählen und Gefühle der Betroffenen stärker zum Ausdruck bringen. Dies könnte das Verständnis der Leser und Zuschauer erhöhen. Zudem könnten solche Nachrichten durch visuelle Gestaltung, wie spezielle Farben im Internet, leichter auffindbar gemacht werden.

Beispiele für Medienangebote in Leichter oder Einfacher Sprache sind:

  • Hamburger Abendblatt: Einfach Deutsch (Internet und Podcast)
  • Mitteldeutscher Rundfunk (MDR): Nachrichten in Leichter Sprache (Internet und Podcast)
  • Nachrichtenleicht (Dlf): Internet, WhatsApp, Instagram, Radio
  • Österreichischer Rundfunk (ORF): Nachrichten in Einfacher Sprache (Fernsehen und Internet)
  • Tagesschau in Einfacher Sprache (Fernsehen und Internet)
  • TopEasy News (Internet)

Die genannten Angebote illustrieren, wie vielfältig die Ansätze sein können, um die Nachrichtenkommunikation für Menschen mit geringerer Literalität zugänglicher zu gestalten. Dennoch bleibt die Herausforderung, diese Formate zur breiten Masse zu bringen. Laut lesj.ku.de gibt es bislang kein umfassendes journalistisches Angebot, das die speziellen Bedürfnisse dieser Zielgruppe vollständig berücksichtigt.

Die Studie, die zum Download bereitsteht, ermöglicht einen tieferen Einblick in die Thematik und wird von den Forschern als wegweisend für die Weiterentwicklung verständlicher Medienformate angesehen. Die gesellschaftliche Teilhabe der Betroffenen ist ein entscheidendes Gut in einer demokratischen Gesellschaft.

Statistische Auswertung

Beste Referenz
ku.de
Weitere Infos
otto-brenner-stiftung.de
Mehr dazu
lesj.ku.de

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