
Die Bauhaus-Universität Weimar hat ihre langjährigen Kompetenzen im nachhaltigen Bauen und in der Lehmforschung zu einem bedeutenden Projekt zusammengeführt. Im Rahmen eines vom Bundes-Innovationsprogramm Zukunft Bau geförderten Vorhabens entwickelt Larissa Daube innovative Ansätze zur Lehmtafelbauweise. Ihr Ziel ist es, die Vorteile von massivem Lehm, wie ein gesundes Raumklima, Feuchteregulierung, Speicherfähigkeit und Nachhaltigkeit, mit industrieller Vorfertigung zu verbinden. Daube untersucht zudem in ihrer Dissertation Kork-Lehm-Verbundwerkstoffe als umweltfreundliche Alternative im Bauwesen.
Die Forschung an der Bauhaus-Universität wird durch Stefanie Huthöfer unterstützt, die als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Theorie und Geschichte der modernen Architektur tätig ist. Sie beschäftigt sich mit den industriellen Potenzialen des Lehmbaues für den Wiederaufbau der Ukraine, wobei sie eng mit einer ukrainischen Wissenschaftlerin zusammenarbeitet. Huthöfer bietet außerdem Seminare für Studierende und Ausbildungsmöglichkeiten für Fachhandwerker im Rahmen des Zertifikatsstudiums Lehmbau an der Bauhaus Weiterbildungsakademie Weimar e.V. (WBA).
Fokus auf nachhaltige Baumaterialien
An der Fakultät Architektur und Urbanistik spielt die Lehre über nachhaltige Baumaterialien, insbesondere Lehm, eine zentrale Rolle. Studierende setzen sich in verschiedenen Seminaren und Entwurfsprojekten intensiv mit den Potenzialen von Lehm auseinander. Die AG Lehre des Dachverbands Lehm e.V. organisiert eine Ringvorlesung, die als Plattform für wissenschaftlichen Diskurs und praktische Anwendungen dient. Die Teilnahme an diesen Vorlesungen erfolgt kostenlos und online, was den Austausch erleichtert.
In den kommenden Monaten stehen mehrere spannende Vorträge an. Am 17. Dezember 2025 werden Stefanie Huthöfer und Tamara Haußer über „Materialspezifisches Konstruieren mit Lehm – Decke | Wand“ referieren. Zudem geben Dr. Larissa Daube und Julian Mönig am 21. Januar 2026 Einblicke in aktuelle Forschungsprojekte zur Weiterentwicklung des Lehmbaus.
Vielfältige Anwendungsbereiche des Lehmbaues
Zusätzlich zu den bisherigen Forschungsprojekten wird im Rahmen des Projektes upMIN 100 die Eignung von recycelten Gesteinskörnungen für Lehmbaustoffe untersucht. Auch die Entwicklung von Flüssiglehm für eine verarbeitungsoptimierte und formflexible Massivbauweise steht auf der Agenda. Beide Ansätze verfolgen das Ziel, Ressourceneffizienz, bautechnische Innovation und Klimaverantwortung zu fördern.
Die Rahmenbedingungen für den Lehmbau in Deutschland sind umfassend. Diese umfassen Aspekte von Materialgrundlagen über Neubau- und Sanierungsstrategien bis hin zu spezifischen Eigenschaften von Lehmbaustoffen. Besonders hervorzuheben sind die Anforderungen an die Bauphysik und Baubiologie, die die Gesundheit und das Wohlbefinden der Nutzer in den Mittelpunkt stellen.
Es liegt eine dauerhafte Herausforderung vor der Bauindustrie: Der Umgang mit Ressourcenknappheit und die Schaffung einer vollständigen Kreislaufwirtschaft im Bauwesen. Die Diskussion um den Einsatz erneuerbarer Baumaterialien, einschließlich traditioneller Stoffe wie Holz und Lehm, eröffnet neue Perspektiven für ein umweltfreundliches Bauen. Fachliteratur und Projektbeispiele sammeln Ideen und Ansätze, um den Blick auf biobasierte Baumaterialien zu schärfen und deren ästhetische sowie funktionale Werte hervorzuheben.
Indem die Bauhaus-Universität Weimar ihre Expertise in der Lehmforschung erweitert und eng mit der Praxis verknüpft, leistet sie einen wesentlichen Beitrag zu einer gerechten, nachhaltigen und ressourcenschonenden gebauten Umwelt. Ein interdisziplinäres Team von Experten unterstützt diese Bestrebungen und bietet damit eine solide Grundlage für das Bauen von morgen.