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Professorin Henn beleuchtet die Komplexität sozialer Beziehungen in der Erziehung

Prof. Dr. Sarah Henn ist seit April 2025 Professorin für Sozialpädagogik an der Universität Hildesheim und beschäftigt sich in ihrer Forschung mit der Professionalisierung Sozialer Arbeit. Ihr Fokus liegt auf den organisatorischen Bedingungen, die Fachkräfte dabei unterstützen, komplexe Anforderungen zu bewältigen. Henn hebt hervor, dass soziale Berufe eine umfassende Ausbildung benötigen, die sowohl Fachwissen als auch methodisches Handeln umfasst, jedoch oft kreative Lösungen in der Praxis erfordert. Diese Einschätzung bildet den Kern ihrer wissenschaftlichen Arbeit.

Henns akademischer Werdegang begann mit dem Studium der Sozialpädagogik und Psychologie an der TU Dortmund, welches sie von 2005 bis 2011 absolvierte. Nach ihrem Studium war sie von 2011 bis 2014 Mitglied eines Promotionskollegs der Hans-Böckler-Stiftung. Ihre Dissertation, die 2020 an der Universität Duisburg-Essen eingereicht wurde, beschäftigte sich mit „Professionalität und Teamarbeit in der stationären Kinder- und Jugendhilfe“. Ein zentrales Ergebnis dieser Arbeit ist die Erkenntnis, dass die Qualität der Reflexion im Team von der sozialen Dynamik abhängt.

Forschung zu Beziehungen in der Sozialen Arbeit

Aktuell plant Henn ein ethnografisches Forschungsprojekt über pädagogische Beziehungen in der Kinder- und Jugendhilfe. Hierbei legt sie den Schwerpunkt auf die sogenannten „Passungsverhältnisse“. Gemeinsam mit Fabian Kessl leitet sie ein Forschungsprojekt an der Bergischen Universität Wuppertal, das sich mit Leitungskräften im sozialen Bereich und deren Umgang mit Gewaltkonstellationen und Verdachtsfällen von sexualisierter Gewalt auseinandersetzt. Die Komplexität der Sozialpädagogik, die Mikro- und Makrosoziale Dimensionen, Interaktionen sowie gesellschaftliche Verhältnisse miteinander verbindet, beschreibt Henn als besonders faszinierend.

Ein zentraler Aspekt in der professionellen Sozialarbeit ist das Handeln in Beziehungen zu den Adressat:innen. In den stationären Einrichtungen der Jugendhilfe entstehen Arbeitsbeziehungen, die sowohl Nähe als auch Distanz erfordern. Diese duale Beziehung wird als Kernkompetenz von Sozialarbeitenden angesehen, da sie entscheidend für die Unterstützung von jungen Menschen bei der Bewältigung von Lebensproblemen ist. Die Intimität dieser Beziehungen schafft einen Raum für persönliche Veränderung und Entwicklung.

Reflexion und Machtverhältnisse

Doch die Handhabung von Nähe kann auch problematisch sein. Burkhard Müller postuliert, dass Grenzverletzungen in der Heimerziehung häufig aus unbearbeiteter Nähe resultieren. Fachkräfte sind Teile des Lebensalltags junger Menschen und fungieren oft als Projektionsflächen für deren Bindungswünsche. Emotionale Zuwendungswünsche, die in die pädagogischen Beziehungen eingebracht werden, können in Konflikten zu einer destruktiven Distanz führen. Ein Beispiel verdeutlicht dies: Die Erzieherin Tina konfrontiert den Jungen Patrick direkt mit seinem vermeintlichen Fehlverhalten, ohne ihm Raum zur Erklärung zu geben. Ihre Reaktion zeigt persönliche Frustration und könnte negative Folgen für die Beziehung haben.

Professionelle Nähe erfordert daher eine ständige Reflexion eigener Reaktionen und innerer Impulse. Das Ziel ist es, emotionale Überreaktionen zu vermeiden und die individuelle Entwicklung der jungen Menschen aktiv zu fördern. Machtmittel, die von Fachkräften eingesetzt werden, müssen angemessen begründet werden und dürfen nicht zur Disziplinierung ohne Reflexion dienen. Der Spagat zwischen individueller Förderung und institutionellen Abläufen bleibt eine Herausforderung, die kontinuierliche Reflexion erfordert.

Statistische Auswertung

Beste Referenz
uni-hildesheim.de
Weitere Infos
wirklichkeitensozialerarbeit.com

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