
Am 9. Oktober 2025 wurde Prof. Susumu Kitagawa, Direktor des Institute for Integrated Cell-Material Sciences an der Kyoto Universität, mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet. Er teilt sich diese Ehrung mit Richard Robson und Omar M. Yaghi für ihre bedeutenden Beiträge zur Entwicklung metallorganischer Gerüstverbindungen (Metal-Organic Frameworks, MOFs). Diese Materialien, die aus Metallionen bestehen, die über organische Moleküle zu hochporösen Strukturen verbunden werden, eröffnen zahlreiche neue Technologien in den Bereichen Umwelt und Energie.
MOFs zeichnen sich durch ihre enorme innere Oberfläche und großen Hohlräume aus. Sie können gezielt Moleküle aufnehmen, speichern oder freisetzen. Dies macht sie besonders wertvoll für Anwendungen wie die Wassergewinnung aus trockener Wüstenluft oder die Entfernung von Schadstoffen aus Wasser. Zudem sind sie in der Lage, Kohlendioxid aus der Atmosphäre oder aus Abgasen abzuscheiden und Wasserstoff zu speichern. Diese Entwicklungen sind ein weiterer Schritt in Richtung der industriellen Produktion und Kommerzialisierung von MOFs, mit ersten Anwendungen in der Halbleiterindustrie zur sicheren Bindung giftiger Prozessgase.
Bedeutung der Auszeichnung
TUM-Präsident Prof. Thomas F. Hofmann gratulierte Kitagawa zu seiner Auszeichnung und betonte die Bedeutung seiner Arbeit für globale Herausforderungen wie sauberes Trinkwasser, nachhaltige Energie und die Reduktion von Treibhausgasen. Seine Forschung hat nicht nur zur Wissenschaft beigetragen, sondern auch praktische Lösungen für drängende Umweltprobleme hervorgebracht. Kitagawa wird als Pionier in der Materialchemie angesehen, und seine Arbeiten rücken besonders bei der Forschung zur Entfernung von PFAS, den sogenannten „Ewigkeitschemikalien“, aus Wasser in den Fokus.
Prof. Roland A. Fischer, der an der TUM den Lehrstuhl für Anorganische und Metallorganische Chemie innehat, lobte Kitagawa nicht nur für seine wissenschaftlichen Errungenschaften, sondern auch für seine Rolle als Mentor für junge Forscher. Die TUM hat bis dato 19 Nobelpreise an ihre Forschenden und Alumni vergeben, was die herausragende Stellung der Universität in der Wissenschaftsgemeinschaft unterstreicht.
Geschichte des Nobelpreises für Chemie
Der Nobelpreis für Chemie wird seit 1901 jährlich vergeben und ist damit eine der ältesten Auszeichnungen in der wissenschaftlichen Welt. Er wird von der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften vergeben und würdigt die „wichtigste chemische Entdeckung oder Verbesserung“. Die Dotierung für das Jahr 2024 beträgt 11 Millionen Schwedische Kronen (ca. 1.003.000 Euro), und die Preisvergabe findet jedes Jahr am 10. Dezember, dem Todestag des Stifters Alfred Nobel, statt.
Insgesamt wurden bis 2024 116 Nobelpreise für Chemie verliehen, wobei bemerkenswerte Persönlichkeiten wie Marie Curie und Frederick Sanger hervorgehoben werden können. Die Verteilung der Preise zeigt, dass 195 Personen ausgezeichnet wurden, davon 187 Männer und 8 Frauen, was auf eine weiterhin bestehende Geschlechterdisparität in der Wissenschaft hinweist. Diese Auszeichnung für Prof. Kitagawa und seine Mitpreisträger stellt einen bedeutenden Fortschritt in der/materialchemischen Forschung dar und könnte für zukünftige technologische Entwicklungen wegweisend sein.