
Am 10. Oktober 2025 startet an der Universität Vechta das Forschungsprojekt SoeTRA („Sozioökonomische Transformationsdynamiken bäuerlicher Betriebe bei der Umstellung auf alternative Proteine“). Dieses interdisziplinäre Vorhaben wird in Zusammenarbeit mit der Fliedner Fachhochschule Düsseldorf und der Katholischen Landvolkbewegung Deutschland (KLB) durchgeführt. Es zielt darauf ab, landwirtschaftliche Betriebe bei der Neuausrichtung ihrer Produktion zu unterstützen, insbesondere bei dem Anbau von alternativen Proteinen, wie Mikroalgen und Leguminosen. Das Projekt wird durch das Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) im Rahmen des Bundesprogramms „Proteine der Zukunft mit Chancenprogramm Höfe“ gefördert.
In Anbetracht der zentralen Herausforderungen, vor denen die Agrarwirtschaft steht, darunter der Klimawandel, Extremwetterereignisse und Veränderungen in der Bodenqualität, ist das Projekt von äußerster Relevanz. Zudem erfordert der Wandel in den Ernährungsgewohnheiten—zum Beispiel die Reduzierung des Fleischkonsums und der Trend zu veganer Ernährung—strategische Entscheidungen von Betrieben, die traditionell auf Tierhaltungen setzen. Die Universität Vechta hat dabei die Expertise des Instituts VISTRA (VISTRA Vechta Institute of Sustainability Transformation in Rural Areas) eingebracht. Projektleiter Prof. Dr. Karl Martin Born betont, dass die gesamte Wertschöpfungskette betrachtet werden muss, um eine nachhaltige Umstellung zu gewährleisten.
Erhebung von Perspektiven und Bedürfnissen
Ein zentraler Bestandteil des Projekts ist eine breit angelegte Befragung von Landwirtinnen und Landwirten, die im Herbst beginnen soll. Entwickelt wird das Erhebungsdesign von Prof. Dr. Christoph Schank und seinem Team. Im Fokus steht die Erfassung der Perspektiven und Bedürfnisse der Betriebe, um maßgeschneiderte Lösungen zu entwickeln. Die KLB hebt die Notwendigkeit hervor, die Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft aktiv mitzugestalten, um die Akzeptanz und Umsetzung alternativer Proteinquellen zu fördern.
In diesem Kontext gewinnen alternative Proteinquellen an Bedeutung. Besonders Insekten, die in vielen Kulturen traditionell als Lebensmittel genutzt werden, zeichnen sich durch ihre hohe Proteinverdaulichkeit aus. Ihre Nutzung könnte angesichts der aktuellen Herausforderungen in der globalen Ernährungssicherheit eine wichtige Rolle spielen. Trotz eines günstigen Nachhaltigkeitsprofils sind Insekten in westlichen Kulturkreisen jedoch wenig verbreitet. Es sind sowohl mikrobielle Risiken als auch mögliche allergische Reaktionen zu bedenken, weshalb eine optimierte Produktion unabdingbar ist, um sowohl Ökobilanz als auch Rentabilität zu verbessern, wie DGE berichtet.
Technologische Entwicklungen und Herausforderungen
Ein weiteres innovatives Feld ist die Herstellung von In-vitro-Fleisch, das aus Zellkulturen gewonnen wird. Diese Technologie hat das Potenzial, nachhaltige und tierfreundliche Alternativen zu herkömmlichem Fleisch anzubieten. Derzeit steht die Produktion jedoch noch am Anfang und ist kostenintensiv, weshalb weitere Forschung und Entwicklungsarbeiten notwendig sind, um die Massenproduktion zu realisieren.
Zusätzlich spielt die Präzisionsfermentation eine bedeutende Rolle in der zellulären Landwirtschaft. Diese Technik ermöglicht die gezielte Herstellung von Inhaltsstoffen durch programmierte Bakterien oder Hefen, die etwa für Käseproduktion oder die Erzeugung tierfreier Milchproteine genutzt werden. In den USA sind bereits tierfreie Milchproteinprodukte auf dem Markt. Renommierte Unternehmen wie Fonterra und Danone engagieren sich bereits in diesem aufstrebenden Sektor, wie DLG ausführlich beschreibt.
Insgesamt bietet das Forschungsprojekt SoeTRA der Landwirtschaft eine vielversprechende Perspektive, um sich den Herausforderungen der Zukunft zu stellen und alternative Proteine als zentrale Lösung zu integrieren. Die Kombination aus wissenschaftlicher Forschung, technologischen Innovationen und der Mitgestaltung von Rahmenbedingungen könnte den Grundstein für eine nachhaltige Agrarwirtschaft legen.