
Am 7. Oktober 2025 fand am Campus der Universität der Bundeswehr München das Jahreskolloquium des Forschungszentrums RISK statt. Das diesjährige Thema, „Systemrelevant?! Schnittstellen der Resilienz – Kritische Infrastruktur aus interdisziplinärer Sicht“, personifizierte die Bedeutung kritischer Infrastrukturen (KRITIS) in der Gesellschaft. Diese Infrastrukturen, die unter anderem Flughäfen, Energieversorgung, Wasserwirtschaft und digitale Netze umfassen, sind entscheidend für das Funktionieren des Alltags und ihre Störungen können erhebliche Folgen für die Gesellschaft haben, wie jüngste Vorfälle am Münchner Flughafen mit Drohnensichtungen verdeutlichen.
Unter der Leitung von Prof. Eva-Maria Kern, Präsidentin der UniBw M, wurde klar, dass die interdisziplinäre Forschung einen essenziellen Beitrag zur Erhöhung der Resilienz dieser Infrastrukturen leisten kann. Grußworte von Prof. Gertrud Buchenrieder, Vorstand des FZ RISK, setzten den Ton für eine Veranstaltung, die Forscher und Fachleute aus den Bereichen Wasserbau, Psychologie und Politikwissenschaft zusammenbrachte.
Interdisziplinäre Perspektiven auf KRITIS
Das Kolloquium bot zahlreiche Programmpunkte, die den Austausch zwischen den Disziplinen förderten. Ein Höhepunkt war die Session „RISKieren wir den Dialog – Altes, Neues und Spannendes in RISK“, geleitet von Prof. Timothy Williams und Prof. Christian Schaum. Hierbei wurden innovative Ansätze und die Herausforderungen kritischer Infrastrukturen beleuchtet.
Christian Resch, Geschäftsführer des Disaster Competence Network Austria, betonte die Notwendigkeit, Mehrfachkrisen wie den Klimawandel und gesellschaftliche Risiken in den Fokus zu nehmen. Zwei Impulsrunden widmeten sich spezifischen Themen: Die erste behandelte die Herausforderungen rund um „Brücken, Verkehr & Wasser – Kritische Infrastruktur ohne Risiko und Nebenwirkung?“, während die zweite diskutierte, „Was braucht eine resiliente Gesellschaft? Über kritische Infrastrukturen hinausdenken“. Experten aus dem Ingenieurwesen, der Verkehrstechnik sowie der Ökonomie und Politikwissenschaft griffen zentrale Aspekte der Resilienz in diesen Bereichen auf.
Forschungsprojekte und innovative Ansätze
Im Rahmen des Kolloquiums hatten die Teilnehmer auch die Möglichkeit, an „8-Minute-Talks“ aktuelle Projekte zu präsentieren. Besondere Anerkennung erfuhr Marc Menne, der für seinen Beitrag zur Bedrohungsanalyse im Forschungsprojekt BASIS ausgezeichnet wurde. Der Abschluss des Kolloquiums bestand in einer Podiumsdiskussion zum Thema „Angst als gesellschaftlicher Faktor – Wie treffen wir rationale Entscheidungen unter Unsicherheit?“. Hier diskutierten Experten wie Harald Damskis, Martin Häusler, Prof. Inga Schalinski und Prof. Timothy Williams, welche Rolle Emotionen bei der Entscheidungsfindung unter unsicheren Bedingungen spielen.
Die Relevanz von KRITIS wird durch die Historie ihrer Störungen immer wieder deutlich. Laut dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe sind sie für die Versorgung mit lebensnotwendigen Gütern und Dienstleistungen verantwortlich. Daher ist deren Schutz eine zentrale Aufgabe staatlicher und unternehmerischer Sicherheitsvorkehrungen.
Die Forschung etwa in der Entwicklungsorganisation PTV Group zielt darauf ab, die Resilienz von Verkehrswegen zu erhöhen. Dabei werden Verfahren entwickelt, die kritische Teile der Verkehrsnetze identifizieren und bewerten, um den effektiven Schutz von Verkehrsteilnehmern zu gewährleisten. In diesem Zusammenhang stellte die Notwendigkeit von Brücken und Tunneln, die oft als kritische Infrastrukturen fungieren, einen wichtigen Aspekt dar. Aktuelle Forschungsprojekte, wie SKRIBT und SeRoN, zielen auf die Erarbeitung von risikobasierten Verfahren zur wirtschaftlichen Bewertung von Schutzmaßnahmen ab.
Insgesamt zeigt das Interesse an interdisziplinären Ansätzen und neuen Lösungen, dass die Herausforderungen im Bereich der kritischen Infrastrukturen komplex und vielschichtig sind, und das Jahreskolloquium des FZ RISK bietet eine Plattform, um diesen Herausforderungen zu begegnen.