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Neue Erkenntnisse: Pflanzen haben mehr Sinn als gedacht!

Der Postdoktorand Noori Choi, der am Max-Planck-Institut für Tierverhalten und am Centre for the Advanced Study of Collective Behaviour (CASCB) an der Universität Konstanz tätig ist, erforscht derzeit eine vielversprechende neue Richtung in der Pflanzenforschung. Seine Arbeit nimmt eine bedeutende Wende, seit er ein dreijähriges Stipendium des Human Frontier Science Program (HFSP) erhalten hat. Im Rahmen dieses Projekts will er den Fokus von der Untersuchung tierischer Kommunikation auf die Wahrnehmungsmechanismen von Pflanzen verschieben.

Choi untersucht insbesondere die Wahrnehmung von Apfelbäumen und hat in diesem Kontext Professorin Ximena Nelson an der Universität Canterbury in Neuseeland kontaktiert. Sie regt ihn dazu an, die multisensorische Wahrnehmung dieser Pflanzen zu studieren. Ziel seiner Forschung ist es, zu erfahren, wie Pflanzen Umweltzeichen wahrnehmen und integrieren können, ohne ein zentrales Nervensystem zu besitzen. Choi glaubt, dass seine Arbeit mit Apfelbäumen grundlegende neue Einsichten über evolutionäre Kommunikationsprozesse eröffnen könnte.

Die Rolle molekularer Ansätze

Für die angestrebte Wahrnehmungsforschung sind molekulare Ansätze erforderlich. Diese beinhalten genetisch veränderte Pflanzen. Hierbei wird Choi von Dr. Lloyd Stringer am Plant & Food Research unterstützt, der Co-Berater des Projekts ist und bereits genetisch veränderte Apfelbäume entwickelt hat. Die wissenschaftliche Diskussion über die Wahrnehmung von Pflanzen bleibt jedoch umstritten. Insbesondere wird darüber debattiert, ob Pflanzen tatsächlich multisensorische Inputs wahrnehmen und verarbeiten können.

Choi bringt viel Erfahrung in die Forschung mit: Er hat Biologie an der Yonsei-Universität in Südkorea studiert und seinen PhD in Ökologie, Evolution und Verhalten an der University of Nebraska–Lincoln erworben. Um seinen Werdegang weiter zu unterstützen, erhielt er 2022 ein CASCB-Postdoktorandenstipendium, das herausragenden Nachwuchswissenschaftlern zugutekommt. Sein neues Projekt trägt den Titel „Phyto-Umwelt: Decoding the Multisensory World of Plants“.

Ein neues Bild von Pflanzen

Ein zentrales Anliegen von Choi ist es, die öffentliche Wahrnehmung von Pflanzen zu verändern. Er hofft, dass seine Forschung dazu beiträgt, Pflanzen nicht mehr als passive Organismen zu betrachten, sondern als aktive Teilnehmer an ihrer Umwelt. Angesichts der wachsenden Herausforderungen durch den Klimawandel und den Verlust der biologischen Vielfalt wird das Verständnis der Pflanzenwahrnehmung immer relevanter.

Die Grundlagen von Chois Forschungsansatz sind eng mit den Prinzipien der Wahrnehmung verbunden, die auch im Kontext der menschlichen Wahrnehmung beleuchtet werden. Am Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik in Tübingen wird unter anderem erforscht, wie Menschen redundante Sinnesinformationen nutzen, um mit ihrer Umwelt zu interagieren. Diese Prinzipien, wie die Bayes’sche Entscheidungstheorie, erklären, wie vorab vorhandenes Wissen die Wahrnehmung beeinflusst und die Integration von Sinnesinformationen unterstützt.

Solche Erkenntnisse sind nicht nur für die Pflanzenforschung von Bedeutung, sondern ermöglichen auch ein tieferes Verständnis der Funktionsweise des menschlichen Gehirns. Die aktuelle Forschung hat gezeigt, dass Menschen sensorische Informationen statistisch optimal nutzen, was darauf hinweist, dass auch Pflanzen möglicherweise ähnliche Mechanismen implementieren könnten.

Choi’s Arbeit repräsentiert also nicht nur einen innovativen Ansatz zur Erforschung der Pflanzenwahrnehmung, sondern könnte auch weitreichende Implikationen für unser Verständnis der Kommunikation und Adaptation in der Bio-Welt aufzeigen.

Weitere Informationen über die Grundlagen seiner Forschung finden Sie auf den Webseiten des Max-Planck-Instituts für biologische Kybernetik und der Universität Konstanz: Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik und Campus Universität Konstanz.

Statistische Auswertung

Beste Referenz
campus.uni-konstanz.de
Weitere Infos
mpg.de

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