
Am 17. Oktober 2025 wurde der Attempto-Preis an Dr. Peng Liu verliehen, die als Postdoktorandin am Hertie-Institut für klinische Hirnforschung tätig ist. Ihre herausragenden Arbeiten zur Erforschung der Alterungsprozesse in der Großhirnrinde bei der Verarbeitung von Tastreizen wurden mit dieser Auszeichnung gewürdigt. Dr. Liu untersucht, wie das menschliche Gehirn und das von Mäusen auf taktile Reize reagieren und welche Veränderungen mit dem Alter in den Hirnschichten auftreten.
Eine zentrale Erkenntnis ihrer Forschung ist, dass die Hirnrinde mit zunehmendem Alter dünner wird. Dies wird allgemein mit einem Verlust von Nervenzellen in Verbindung gebracht. Besonders der somatosensorische Kortex, der für die Verarbeitung von Tastreizen verantwortlich ist, zeigt signifikante Veränderungen. In insgesamt sechs Schichten strukturiert, ist die vierte Schicht, die bei der Auswertung von Tastsinnesreizen aktiv ist, Gegenstand intensiver Untersuchung.
Forschungsergebnisse im Detail
Dr. Liu hat hochaufgelöste Hirnscans an jüngeren und älteren Personen durchgeführt, wobei ein leistungsstarker Magnetresonanztomograf eingesetzt wurde. Dabei zeigte sich, dass die tiefliegenden Hirnschichten mit dem Alter dünner werden, während die mittleren und oberen Schichten keinen altersbedingten Abbau aufweisen. Interessant ist auch, dass die vierte Schicht in dieser Altersgruppe dicker wird und mehr Myelin enthält. Diese Myelinschicht ummantelt die Ausläufer der Nervenzellen und fördert die Geschwindigkeit der Signalübertragung im Gehirn.
Besondere Aufmerksamkeit bekam eine Person ohne Arm, bei der eine dünnere vierte Schicht auf der betroffenen Körperseite festgestellt wurde, was auf deutliche Zusammenhänge zwischen sensorischen Informationen und Hirnstruktur hinweist. Darüber hinaus wurden ähnliche Ergebnisse in Untersuchungen an Mäusen gefunden, die verschiedene Altersgruppen repräsentierten.
Über die Auswirkungen des Lebensstils
Neurowissenschaftlerin Dr. Anne Schäfer vom Max-Planck-Institut für Biologie des Alterns bietet ebenfalls Einblicke in die Alterungsprozesse von Neuronen. In einem kürzlich veröffentlichten Podcast beleuchtet sie die Rolle des Lebensstils und von Infektionskrankheiten auf die neuronale Alterung. Dabei werden zentrale Aspekte wie die Zusammenarbeit von Gliazellen und Neuronen sowie der Einfluss von Denksportaufgaben auf die Gehirnleistung thematisiert.
Die Verbindung zwischen Immun- und Nervensystem, insbesondere die Rolle von Mikrogliazellen bei Infektionen, wird in dem Podcast ausführlich erörtert. Diese Erkenntnisse können nicht nur für die Grundlagenforschung von Bedeutung sein, sondern auch Auswirkungen auf therapeutic Ansätze im Zusammenhang mit neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer haben.
Die umfassenden Daten zu den Veränderungen der Hirnschichtstrukturen sowie die Erkenntnisse über die Alterungsprozesse der Neuronen tragen dazu bei, ein besseres Verständnis der neuronalen Plastizität und deren Beeinflussung durch externe Faktoren zu gewinnen. Dr. Liu und Dr. Schäfer zeigen durch ihre Forschung, dass zukünftige Untersuchungen zur Stimulation der Hirnareale möglicherweise neue Ansätze zur Beeinflussung von Alterungseffekten eröffnen könnten.