
Am 14. Mai 2025 präsentierte das Forschungsprojekt „Long-Lasting Real Estate (LoLaRE“ der Technischen Universität Dresden unter der Leitung von Prof. Jens Otto aktuelle Ergebnisse zur Entwicklung der Abrisszahlen von Hochbauten in Deutschland. Die Untersuchung, die durch das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) im Rahmen des Innovationsprogramms Zukunft Bau gefördert wurde, analysierte die Bauabbrüche zwischen 2007 und 2021.
Der Bericht zeigt einen signifikanten Rückgang der Abrisse, insbesondere seit 2018. So wurden die Abrisse von Wohngebäuden in diesem Zeitraum um 36 Prozent und die von Nichtwohngebäuden um 19 Prozent gesenkt. Im Durchschnitt wurden jährlich knapp 12.000 Gebäude abgerissen, wobei der größte Teil der abgerissenen Wohngebäude zwischen 1949 und 1978 errichtet wurde. Interessanterweise waren 17 Prozent der abgerissenen Gebäude weniger als 43 Jahre alt.
Gründe für den Rückgang von Abrissen
Die Hauptgründe für Abrisse betreffen sowohl die Schaffung neuer Wohngebäude als auch die Umwandlung von Flächen in Freiraum. Um die Entscheidungsprozesse für oder gegen Abriss besser zu verstehen, wurden Expertenbefragungen durchgeführt. Dabei wurden verschiedene Faktoren identifiziert, die den Erhalt von Gebäuden begünstigen, wie Denkmalschutz und Bestandsschutz. Auf der anderen Seite beeinflussen baurechtliche Vorgaben und wirtschaftliche Erwägungen oft die Entscheidung für einen Abriss.
Hohe Sanierungskosten sowie geringe strukturelle Reservekapazitäten der Bausubstanz sind weitere wesentliche Gründe, die zu Abrissen führen. Zudem zeigte die Analyse, dass die Anpassungsfähigkeit von Gebäuden an neue Anforderungen ein entscheidender Aspekt für die Langlebigkeit ist. Kriterien wie Geschosshöhen, vertikale Erschließung, tragende Strukturen und Lastreserven spielen hierbei eine zentrale Rolle.
Nachhaltigkeit durch Ökobilanzierung
Im Kontext der Langlebigkeit von Gebäuden gewinnt auch die Ökobilanzierung zunehmend an Bedeutung. Diese bewertet die Treibhausgasemissionen über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes – von der Herstellung bis zur Entsorgung. Fachleute argumentieren, dass der Betrachtungszeitraum für Wohngebäude, der in der Regel 50 Jahre beträgt, oft als zu kurz angesehen wird. Eine kürzlich durchgeführte Studie stellte die Langlebigkeit der Ziegelbauweise fest, die über 50 Jahre hinausgeht. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, die regulativen Vorgaben an die nachhaltigen Eigenschaften langlebiger Bauweisen anzupassen.
Im Jahr 2022 wurden in Deutschland rund 19,5 Millionen Wohngebäude erfasst, in denen etwa 41,9 Millionen Wohneinheiten untergebracht sind. Über zwei Drittel der Gebäude, die älter als 50 Jahre sind, wurden in Ziegelbauweise errichtet. Diese Bauweise zeigt nicht nur eine hohe Lebensdauer, sondern auch ein hohes Rest-Nutzungspotenzial, das bereits seit 2012 in bestehenden Regularien berücksichtigt werden sollte.
Das BBSR und Ökobilanzierung
Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) spielt eine Schlüsselrolle in der Gebäudeökobilanzierung. Die Ökobilanzierung wurde als zentrales Instrument zur Nachhaltigkeitsbewertung im Gebäudebereich etabliert. Sie unterstützt die Identifizierung ökologischer Einflüsse und hilft bei der Auswahl ökologisch geeigneter Materialien. Die Online-Datenbank ÖKOBAUDAT bietet spezifische Daten und fördert die Transparenz in der Ökobilanzierung.
Zusammengefasst zeigen die Ergebnisse der Studie die Bedeutung der Langlebigkeit und Anpassungsfähigkeit von Gebäuden für eine nachhaltige Stadt- und Bauplanung. Die Erkenntnisse eröffnen neue Perspektiven, um Gebäudeabbrüche zu reduzieren und langlebige, nutzungsflexible Strukturen zu schaffen, die den Herausforderungen der Zukunft gerecht werden.
Für weitere Informationen zu den Abrisszahlen in Deutschland und den Ergebnissen des Forschungsprojektes können Sie die vollständigen Berichte auf der Webseite der Technischen Universität Dresden einsehen: TU Dresden, sowie Informationen zur Ökobilanzierung im Gebäudebereich lesen: Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie und BBSR.