
Am 21. Juni 2025 wird das Medizinische Lehrzentrum der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) zum Schauplatz eines bedeutenden Abschiedssymposiums für den angesehenen Medizinhistoriker Prof. Dr. Volker Roelcke. Die Veranstaltung beginnt um 10 Uhr und endet um 16:30 Uhr. Ein Grußwort wird von Prof. Dr. Jürgen Lohmeyer, dem Dekan des Fachbereichs Medizin, gehalten.
Prof. Roelcke hat sich in seiner Karriere besonders mit der Geschichte der Medizin im Nationalsozialismus sowie der Geschichte der Psychiatrie befasst. Zudem hat er sich intensiv mit der Ethik medizinischer Forschung am Menschen auseinandergesetzt. Er war der Gründungsvorsitzende der Lancet-Kommission zu Medizin und Nationalsozialismus und ist außerdem Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina.
Erwartete Beiträge und Redner
Im Rahmen des Abschiedssymposiums werden zahlreiche renomierte Experten aus verschiedenen Städten und Ländern erwartet. Zu den angekündigten Referenten gehören:
- Walter Bruchhausen (Bonn)
- Herwig Czech (Wien)
- Christoph Gradmann (Oslo)
- Simon Duckheim (Gießen)
- Hans-Georg Hofer (Münster)
- Joachim Jacob (Gießen)
- Anthony Kauders (Keele)
- Michael Knipper (Gießen)
- Katharina Kreuder-Sonnen (Köln)
- Etienne Lepicard (Jerusalem)
- Maike Rotzoll (Marburg)
- Thomas Schlich (Montreal)
- Heinz Schott (Bonn)
- Sascha Topp (Berlin)
- Amir Teicher (Tel Aviv)
Die Medien sind eingeladen, über das Symposium zu berichten. Der Kontakt für die Presse ist über Simon Duckheim, Michael Knipper und Andrea Züger möglich.
Forschungskooperation zum Nationalsozialismus
Im Kontext der medizinischen Geschichte im Nationalsozialismus ist auch eine fünfjährige Forschungskooperation zwischen Paul J. Weindling und dem Zentrum für Wissenschaftsforschung erwähnenswert. Diese Kooperation umfasst drei bedeutende Teilprojekte, die spezifische Aspekte der medizinischen Praktiken und deren historische Auswirkungen behandeln.
- Opfer medizinischer Forschung im Nationalsozialismus: Hier liegt der Fokus auf den Erfahrungen und Reaktionen der Opfer medizinischer Experimente zwischen 1933 und 1945, insbesondere in geschlossenen Institutionen wie Ghettos und psychiatrischen Kliniken.
- Rassifizierung der Forschung: Diese Studie untersucht die Auswirkungen der Zwangsforschung auf die Medizin nach dem Zweiten Weltkrieg, insbesondere durch Auswertung von Dissertationen und Habilitationen, die bisher weniger erforscht wurden.
- Vertreibung und Wiederansiedlung verfolgter Mediziner: Das letzte Projekt beleuchtet die Geschichten weniger bekannter Ärzte und Heilberufe, die emigrieren mussten und deren Wiedereingliederung in die Gesellschaft und den Beruf.
Das Ziel dieser Forschungen ist es, die nachhaltigen Auswirkungen auf die deutsche Forschungslandschaft zu dokumentieren. Berichte von Opfern sowie Datenbanken und Biographien werden archiviert und digital hinterlegt, um sowohl der aktuellen als auch der zukünftigen Forschung als wertvolle Ressourcen zu dienen.
Für weitere Informationen zu den Themen medizinhistorischer Forschung und den bevorstehenden Veranstaltungen ist die Website der JLU eine informative Anlaufstelle: JLU Gießen. Die Erforschung der Medizin im Nationalsozialismus ist untrennbar mit der Aufarbeitung historischer Ungerechtigkeiten verbunden und bleibt von großer gesellschaftlicher Relevanz.