Heute ist der 27.06.2025
Datum: 27.06.2025 – Source 1 ():
– Abschiedsvorlesung von Prof. Dr. Egbert Herting am 11. Juli um 16 Uhr s.t. im Hörsaal des Zentralklinikums Z1/Z2.
– Thema der Vorlesung: „Die Rolle der Oberflächenspannung“ und Fortschritte in der Behandlung des Atemnotsyndroms Frühgeborener durch den Einsatz von Surfactant.
– Prof. Dr. Egbert Herting war seit August 2004 Professor für Kinder- und Jugendmedizin an der Universität zu Lübeck.
– Er war Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, Campus Lübeck.
– Wissenschaftliche Schwerpunkte: Erkrankungen von Neu- und Frühgeborenen sowie Infektionskrankheiten im Kindesalter.
Source 2 ():
– Synonyme: Atemnotsyndrom des Neugeborenen, Hyalines Membran-Syndrom
– Englisch: neonatal respiratory distress syndrome (NRDS), infant respiratory distress syndrome (IRSD, IRS)
– Definition: Atemnotsyndrom des Frühgeborenen (IRDS) ist eine pulmonale Erkrankung bei Frühgeborenen, verursacht durch Unreife der Lunge und Surfactantmangel.
– ICD-10-Code: P22.0
**Epidemiologie:**
– 60-80% der Frühgeborenen (< 28. SSW) entwickeln ein Atemnotsyndrom.
– Reife Neugeborene (> 37. SSW) zeigen in < 5% der Fälle ein IRDS.
– Insgesamt entwickelt 1% der Neugeborenen ein Atemnotsyndrom.
– Häufigste Todesursache in der Neonatalzeit.
**Ätiologie:**
– Lunge am stärksten betroffen von fehlender intrauteriner Reifung.
– Mangelhafte Surfactantbildung führt zu Alveolarkollaps und beeinträchtigtem Gasaustausch.
**Pathophysiologie:**
– Surfactant-Produktion beginnt ab der 20. SSW, ausreichende Konzentration erst ab der 35. SSW.
– Ohne Surfactant: Lungen kollabieren nach Exspiration, führen zu Atelektasen und Hypoxie.
– Hypoxie verstärkt Surfactant-Produktion und führt zu Schäden des Alveolarepithels.
**Symptomatik:**
– Auftreten des Atemnotsyndroms unmittelbar oder wenige Stunden nach der Geburt.
– Symptome: Nasenflügeln, Einziehungen an Sternum und Interkostalräumen, Tachypnoe (> 60/min), stöhnende Exspiration, blassgraues bis zyanotisches Hautkolorit.
**Diagnose:**
– Basierend auf Gestationsalter und typischer Klinik.
– Abgeschwächtes Atemgeräusch bei Auskultation.
– Blutgasanalyse zeigt Hypoxämie, Normokapnie, in schweren Fällen Hyperkapnie und respiratorische Laktatazidose.
**Pränataldiagnostik:**
– Fruchtwasseruntersuchung und Lecithin-Sphingomyelin-Quotient zur Risikobewertung der Lungenreifung.
**Stadieneinteilung:**
– I: feingranuläre Transparenzminderung (Mikroatelektasen)
– II: positives Aerobronchogramm
– III: weitere Transparenzminderung, Unschärfe der Zwerchfell- und Herzkonturen
– IV: Weiße Lunge, keine Differenzierung der Herzkonturen vom Lungenparenchym
**Therapie:**
– Behandlung in spezialisierten Perinatalzentren.
– Prinzip des „minimal handling“.
– Nicht-invasive oder invasive Beatmung je nach Schweregrad.
– CPAP-Beatmung mit PEEP von 3 bis 8 cmH2O.
– Intratracheale Applikation von Surfactant möglich.
– Kontrovers diskutierte Intubation zur prophylaktischen Surfactantgabe.
**Komplikationen:**
– Langzeitbeatmung kann zu Pneumothorax und bronchopulmonaler Dysplasie führen.
– Frühgeborenenretinopathie als Folge der Sauerstoffgabe.
**Prävention:**
– Frühgeburt durch Tokolyse hinauszögern.
– Glukokortikoid Betamethason zur Lungenreifung 24-48 Stunden vor der Geburt.
**Prognose:**
– Letalität beträgt durchschnittlich 30%.
Source 3 ():
– Atemnotsyndrom (IRDS) tritt häufig bei Frühgeborenen auf.
– Ursache: Unzureichende Lungenreife aufgrund zu früher Geburt, was zu einem Mangel an Surfactant führt.
– Frühgeburten mit bekanntem Frühgeburtsrisiko erhielten früher eine Therapie mit Glukokortikoiden zur Lungenreifung.
– Studien zeigen, dass mehrmalige Steroidgaben keine Verbesserung der Lungenreifung bringen und fetale Wachstumsstörungen verursachen können.
– Pränatale Surfactantgabe wird nicht mehr empfohlen, da sie mit Veränderungen der Gehirnentwicklung und späteren mentalen Auffälligkeiten in Verbindung gebracht wird.
– Häufigkeit des IRDS bei Frühchen vor der 30. Schwangerschaftswoche: 60%.
– Surfactant wird normalerweise ab der 35. Schwangerschaftswoche produziert.
– Fehlen von Surfactant führt zu zusammenklebenden Lungenalveolen (sekundäre Atelektasen).
**Symptome des Atemnotsyndroms (IRDS):**
– Beschleunigte Atmung (Tachypnoe) mit über 60 Atemzügen pro Minute.
– Erschwerte Atmung (Dyspnoe) mit Stöhnen bei der Ausatmung.
– Nasenflügelatmung und Einziehungen im Oberbauch, Rippenzwischenräumen und unter dem Kehlkopf.
– Atemstillstände (Apnoen).
– Hautblässe oder Zyanose (bläuliche Verfärbung der Haut).
– Schwäche und herabgesetzter Muskeltonus.
**Stadien des Atemnotsyndroms (IRDS):**
1. Feingranuläre Transparenzminderung.
2. Positives Aerobronchogramm über die Herzkontur hinaus.
3. Weitere Transparenzminderung mit Unschärfe der Zwerchfell- und Herzkonturen.
4. Weiße Lunge, Herzkonturen nicht vom Lungenparenchym differenzierbar.
**Behandlung:**
– Vorgeburtlich: Geburt hinauszögern (z.B. durch Tokolyse).
– Nachgeburtlich: Surfactantgabe in die Luftröhre, unterstützende Sauerstoffgabe, CPAP oder SIMV Beatmung, Infusionsbehandlung, Minimal Handling, Flüssigkeitsbilanzierung, ggf. Antibiotika.
**Mögliche Komplikationen oder sekundäre Erkrankungen:**
– Chronische Lungenerkrankung (bronchopulmonale Dysplasie, BPD).
– Augenschäden (retrolentale Fibroplasie, Frühgeborenenretinopathie).
– Pneumothorax, Lungenemphysem, Bronchialfehlbildungen, Asthma, chronische Lungenprobleme.
– Hirnblutungen und daraus resultierende Folgeschädigungen.