
Am 13. Mai 2025 veröffentlichte die Universität Regensburg eine wegweisende Studie, die auf die alarmierenden Zusammenhänge zwischen Adipositas und Krebsrisiko hinweist. In dieser umfassenden Untersuchung wurden Daten von über 450.000 Erwachsenen aus der UK Biobank analysiert, und die Ergebnisse zeigen ein signifikantes erhöhtes Krebsrisiko, selbst bei Personen, die als „präklinisch adipös“ klassifiziert werden. Das bedeutet, dass der Fettüberschuss vor dem Auftreten nachweisbarer metabolischer oder organfunktioneller Störungen besteht. Schätzungsweise ist präklinische Adipositas für 5,5 % der Adipositas-assoziierten Krebsfälle verantwortlich, während klinische Adipositas, die mit Organfunktionsstörungen verbunden ist, 4,3 % ausmacht. Diese Erkenntnisse verdeutlichen die Notwendigkeit einer differenzierten Klassifikation von Adipositas, die über einfache BMI-Werte hinausgeht, die keine Aussage über die tatsächliche Organfunktion treffen können.
Prof. Michael Leitzmann, Erstautor der Studie, hebt hervor, dass diese Unterscheidung entscheidend ist, um Risikopersonen frühzeitig zu identifizieren und gezielte präventive Maßnahmen zu ergreifen. Die Ergebnisse unterstützen auch die Empfehlungen der Lancet Diabetes & Endocrinology Commission zur Integration metabolischer Gesundheitsparameter in die Routineversorgung. Diese neue Perspektive könnte wesentlich dazu beitragen, die Krebslast im Zusammenhang mit Adipositas zu reduzieren, indem sie die Prävention in den Fokus rückt und politische Maßnahmen zur Bekämpfung der Adipositas unterstützt.
Weltweite Dimensionen von Adipositas
Diese neue Studie fällt in einen größeren Kontext, der durch die jüngsten Berichte der Weltgesundheitsorganisation (WHO) verstärkt wird. Dr. Hans Henri P. Kluge, der WHO Regionaldirektor für Europa, erklärte kürzlich, dass kein Land in Europa und Zentralasien die WHO-Zielvorgabe zur Senkung der Adipositasraten erreichen wird. In der Europäischen Region haben bereits 63 % der Männer und 54 % der Frauen Übergewicht oder Adipositas. Adipositas wird zunehmend als komplexe, multifaktorielle Krankheit betrachtet, die nicht nur mit Krebs, sondern auch mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes verbunden ist.
Die WHO schätzt, dass Übergewicht und Adipositas weltweit für über 1,3 Millionen Todesfälle jährlich verantwortlich sind. Ein besorgniserregender Trend ist die Tendenz, dass Adipositas in einigen Ländern das Rauchen als Hauptursache für vermeidbare Krebsarten ablösen könnte. Die COVID-19-Pandemie hat die Situation weiter verschärft, da Menschen mit Adipositas häufiger an Komplikationen und Todesfällen durch das Virus litten. Das erhöhte Maß an sitzender Lebensweise und ungesunder Ernährung während der Pandemie hat diese Problematik noch verstärkt.
Handlungsbedarf und Präventionsstrategien
Die WHO betont die Notwendigkeit eines umfassenden Interventionspakets zur Bekämpfung der Adipositas. Ein einzelnes Handlungskonzept reicht nicht aus. Wichtige Maßnahmen umfassen die Beschränkung der Vermarktung ungesunder Nahrungsmittel an Kinder und die Besteuerung von gezuckerten Getränken. Diese politischen Initiativen müssen Hand in Hand mit einer verbesserten Gesundheitssystemstruktur erfolgen, um die Doktrin zur Kontrolle von Adipositas wirksam durchzusetzen.
In Anbetracht der alarmierenden Statistiken und der tiefgreifenden Gesundheitsfolgen sowohl für Einzelpersonen als auch für die Gesellschaft insgesamt, könnte die jüngste Studie der Universität Regensburg als Katalysator für eine breitere Diskussion und Maßnahmen zur Bekämpfung der Adipositas dienen. Mit einer differenzierten Betrachtung von Adipositas und der Betonung der metabolischen Gesundheit könnte der Grundstein für eine nachhaltige Gesundheitsstrategie gelegt werden.