
Am 3. Juni 2025 wird an der Goethe-Universität Frankfurt ein bedeutendes Ereignis stattfinden, das sich mit der Frankfurter Schule und ihrem Einfluss beschäftigt. Im Mittelpunkt steht die Vorstellung des Buches „Adornos Erben: Eine Geschichte aus der Bundesrepublik“ von Historiker Jörg Später. Diese Publikation beschäftigt sich mit den Metamorphosen der Frankfurter Schule zwischen Nachkriegszeit und Wiedervereinigung und wird am 11. Juni 2025 um 18:15 Uhr im Casino 1.812 am Campus Westend präsentiert. Der Eintritt zu dieser Veranstaltung ist kostenlos.
Jörg Später, der 1966 geboren wurde und als promovierter Historiker mit der „Forschungsgruppe Zeitgeschichte“ an der Universität Freiburg assoziiert ist, hat in seinem Buch zwölf Mitarbeiter Adornos als Protagonisten gewählt. Nach Adornos Tod im Jahr 1969 verteilten sich diese Persönlichkeiten in verschiedene Städte und hinterließen ihren Fußabdruck in Wissenschaft, Politik und sozialen Bewegungen. Dieses Werk wird in einem Gespräch unter der Moderation des Geschichtsprofessors Til van Rahden vorgestellt, der 1967 geboren wurde und an der Université de Montréal forscht.
Historische Wurzeln der Frankfurter Schule
Die Frankfurter Schule, die ihren Sitz am Institut für Sozialforschung (IfS) hat, wurde 1923 in Frankfurt am Main gegründet. Bis heute hat sie internationalen Einfluss auf gesellschaftliche Debatten über Freiheit und Gleichheit. Die Methode der Kritischen Theorie wird dabei verwendet, um Widersprüche und Missstände der modernen Lebensweise zu analysieren. Zu den bedeutendsten Vertretern gehören Theodor W. Adorno, Max Horkheimer, Jürgen Habermas, Axel Honneth und Rahel Jaeggi, die vier Generationen des Instituts repräsentieren.
Max Horkheimer übernahm im Jahr 1931 die Leitung des IfS und setzte auf einen interdisziplinären Ansatz. Dieser vereint die Disziplinen Philosophie, Soziologie, Ökonomie, Geschichtswissenschaft und Psychologie. In dieser Zeit arbeitete Adorno eng mit Horkheimer zusammen, bevor das Institut im Jahr 1933 von den Nationalsozialisten geschlossen wurde. Beide, Horkheimer und Adorno, emigrierten in die USA, wo sie die „Dialektik der Aufklärung“ schrieben, eine bedeutende Analyse des Nationalsozialismus und der modernen Massenkultur.
Einfluss und aktuelle Debatten
Die Kritische Theorie hat in der Gegenwart weite Anwendung gefunden und untersucht beispielsweise die pathologischen Formen der Vernunft unter dem Kapitalismus. Sie hinterfragt, inwiefern die Versprechen von Freiheit und Gerechtigkeit in Demokratien eingelöst werden. Kritiker wie Amy Allen haben den Eurozentrismus der Kritischen Theorie angedeutet und fordern einen kontextuellen Zugang zum Fortschritt. Zudem wird von Wissenschaftlern wie Gayatri Spivak eine Dekolonisierung der Kritischen Theorie angesprochen, um marginalisierten Gruppen die Bedeutung von Bildung näherzubringen.
Aktuelle Diskussionen innerhalb der Kritischen Theorie gehen auch auf das Verhältnis zur Studentenbewegung der 1960er-Jahre ein. Während einige Vertreter eine enge Zusammenarbeit mit sozialen Bewegungen anstreben, warnen andere, wie Stephan Lessenich, Direktor des IfS seit Juli 2021, vor deren potenziell regressiven Aspekten. Die Perspektiven und Ansätze der Kritischen Theorie sind demnach so vielfältig wie die Herausforderungen der aktuellen Gesellschaft.
In diesem Kontext wird die Buchvorstellung von Jörg Später als eine Gelegenheit angesehen, um die Reste des Adornoschen Erbes zu reflektieren und dessen Relevanz für heutige Diskussionen neu zu bewerten. Weitere Informationen über die Veranstaltungsreihe „Book Talks“ und das Forschungszentrum finden Sie auf der Webseite der Goethe-Universität.
Die Frankfurter Schule hat sich über die Jahrzehnte hinweg als eine der einflussreichsten Strömungen in der Sozialwissenschaft etabliert. Ihr Erbe wird anlässlich von 100 Jahren Forschung und Debatte weiterhin lebendig gehalten.
Für mehr über die 100-jährige Geschichte der Frankfurter Schule und ihren internationalen Einfluss auf gesellschaftliche Debatten über Freiheit und Gleichheit, lesen Sie den ausführlichen Artikel auf Deutschlandfunk Kultur.