
Der Ausbau erneuerbarer Energien spielt eine zentrale Rolle in der aktuellen Diskussion um Klimaschutz und Ressourcenschonung. Solarstrom hat sich dabei als eine umweltfreundliche Energiequelle etabliert, benötigt jedoch beträchtlichen Raum. Viele Bürger empfinden jedoch Solarparks als unattraktiv, besonders wenn hierbei landwirtschaftlich genutzte Flächen betroffen sind. Eine vielversprechende Alternative, die sowohl landwirtschaftliche Vorteile als auch Energieproduktion vereint, ist die Agrivoltaik, bei der Solarpaneele auf bereits genutztem Acker- und Grünland installiert werden.
Hendrik Zeddies vom Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF) der Universität Bonn hebt hervor, dass zwar der Ertrag in der Landwirtschaft durch Agrivoltaik reduziert werden kann, gleichzeitig aber auch positive Synergien geschaffen werden können. Zum Beispiel bieten Solarpaneele Schutz vor Hagel und übermäßiger Sonneneinstrahlung. Dies könnte die Akzeptanz von Agrivoltaik in der Bevölkerung erhöhen, was durch eine neue Studie untermauert wird. Laut uni-bonn.de haben viele Deutsche eine betrübliche Sicht auf die herkömmlichen Solarparks, während Agrivoltaik als weniger beeinträchtigend für das Landschaftsbild empfunden wird.
Ergebnisse der Umfrage zur Agrivoltaik
Die erwähnte Studie basiert auf einer Online-Umfrage mit fast 2.000 Teilnehmern aus Deutschland, die repräsentativ hinsichtlich Alter, Geschlecht, Bildungsstand, Einkommen und Bundesland ausgewählt wurden. Die Befragten erhielten Informationen über die Vor- und Nachteile von Agrivoltaik im Vergleich zu herkömmlichen Solarparks. Dabei zeigte sich, dass fast 44% der Teilnehmer bereit wären, mehr für Agrivoltaik-Strom zu zahlen. Bei herkömmlichen Solarparks läge diese Zahl nur bei 29%. Zudem ist die Bereitschaft, Agrivoltaik zu unterstützen, geringer, mit nur 2,9% der Befragten, die finanzielle Maßnahmen zur Verhinderung von Agrivoltaik in Betracht ziehen würden.
Prof. Dr. Matin Qaim wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die Umfrage hypothetisch war. Es wurden keine realen finanziellen Entscheidungen getroffen. Dennoch könnte Agrivoltaik, sofern die richtigen Rahmenbedingungen geschaffen werden, eine zentrale Rolle beim Ausbau umweltfreundlicher Energien spielen, ohne große Konflikte mit der Bevölkerung zu verursachen.
Interesse der Landwirte an Photovoltaikanlagen
<pEine weitere interessante Facette stellt die Haltung der Landwirte zur Photovoltaik dar. Laut einer Umfrage von photovoltaik.eu plant die Mehrheit der Landwirte, in Photovoltaikanlagen zu investieren oder befürwortet deren Bau, vorausgesetzt die landwirtschaftliche Nutzung bleibt weiterhin möglich. 83% der Befragten sind Vollerwerbsbetriebe mit einer landwirtschaftlichen Nutzfläche zwischen 100 und 200 Hektar, wobei bereits 75% über Solaranlagen auf Dächern verfügen.
Über die Hälfte der befragten Landwirte zeigt Interesse an der Errichtung von Freiflächen-PV-Anlagen. Ein Drittel zieht Investitionen in Betracht, wenn die landwirtschaftliche Bewirtschaftung nach der Installation gewährleistet ist. Agrivoltaik wird besonders aufgrund ihrer pflanzenbaulichen Vorteile geschätzt. Landwirte sehen Optimierungsmöglichkeiten durch den Einsatz von semitransparenten Modulen oder Trackeranlagen, die sowohl die Befahrbarkeit als auch die landwirtschaftliche Nutzung erleichtern.
Herausforderungen und Perspektiven
Trotz des großen Interesses gibt es Bedenken bezüglich der betriebswirtschaftlichen Aspekte sowie des bürokratischen Aufwands. Weitere Umfragen haben ergeben, dass der Eigenverbrauch des Solarstroms für viele Landwirte weniger von Bedeutung ist; vielmehr steht die Volleinspeisung im Vordergrund. Für Tierhaltungsbetriebe hingegen ist der Eigenverbrauch von größerer Bedeutung, um Energiekosten zu senken.
Die erfolgreiche Implementierung von Agrivoltaik erfordert auch die frühe Einbindung lokaler Bürger. Effiziente Landnutzung, reduzierte Wasserverbrauch in der Landwirtschaft und zusätzliche, stabile Einkommensquellen sind einige der Vorteile, die Agrivoltaik bieten kann, wie in einem Bericht des Fraunhofer ISE erläutert wird. Um die vollständigen Potenziale der Agrivoltaik auszuschöpfen, sind jedoch weitere Informationen zu rechtlichen Rahmenbedingungen sowie Unterstützung bei der Umsetzung von Solaranlagen notwendig.
Insgesamt zeigen diese Entwicklungen, dass Agrivoltaik nicht nur eine Möglichkeit zur Steigerung der erneuerbaren Energien darstellt, sondern auch ein potenzielles Modell für die zukünftige Landwirtschaft sein könnte, das wirtschaftliche und ökologische Interessen vereint.