
In den letzten Monaten hat der Hautpilz Batrachochytrium salamandrivorans (Bsal) in Deutschland alarmierende Ausmaße angenommen. Dieser Erreger, der in Frankenau, Nordhessen, nachgewiesen wurde, stellt eine erhebliche Bedrohung für die heimischen Feuersalamander dar. Bestätigungen des Befalls stammen vom Hessischen Landeslabor sowie der Universität Trier, nachdem ein toter Feuersalamander im Frühjahr untersucht wurde.
Der Bsal-Befall wurde zudem im Nationalpark Kellerwald-Edersee festgestellt, wo er erstmals im Herbst 2024 dokumentiert wurde. Diese Region ist von großer Bedeutung für den Schutz der Feuersalamander, die in Deutschland und Europa bedroht sind. Die Auswirkungen des Pilzes sind gravierend, da er in den meisten Fällen zu einem Tod der infizierten Tiere führt.
Verschärfung der Situation
Die ersten Nachweise in Hessen datieren zurück auf 2023, als ein Kammmolch bei Ober-Ramstadt-Wembach positiv getestet wurde. Ein weiterer Nachweis Ende Februar 2024 ergab über 30 tote Feuersalamander bei Biedenkopf. Diese Zahlen verdeutlichen die rasante Ausbreitung des Pilzes, welche verheerende Folgen für Salamander- und Molchpopulationen in Hessen und Europa haben könnte. Besonders besorgniserregend ist die Situation in den Niederlanden, wo seit 2012 96% der einheimischen Feuersalamander gestorben sind.
Der Bsal-Pilz hat asiatische Ursprünge, wo einige Schwanzlurche an ihn angepasst sind. Experten vermuten, dass er durch den Import von Molcharten für den Zoofachhandel nach Europa gelangte. Die Nationalparkverwaltung hat umgehend Maßnahmen ergriffen. So wurde ein Monitoring-System eingerichtet, um die Ausbreitung des Pilzes zu beobachten und Proben zu entnehmen.
Schutzmaßnahmen und Aufklärung
Besucher des Nationalparks werden gebeten, die Anweisungen zur Verhinderung der Pilzausbreitung zu beachten. Hierzu zählen:
- Auf ausgewiesenen Wegen bleiben.
- Hunde an der Leine führen und von Gewässern fernhalten.
- Schuhe und Fahrradreifen nach dem Besuch gründlich reinigen.
- Desinfektionsmöglichkeiten an den Nationalparkausgängen nutzen.
- Sichtungen von Feuersalamandern oder toten Tieren mit Standortangabe melden.
Die Bedeutung dieser Maßnahmen wird durch das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG), das seit 2018 ein Vorwarnsystem zur frühzeitigen Erkennung von Infektionen fördert, unterstrichen. Auch die enge Zusammenarbeit zwischen der Justus-Liebig-Universität Gießen und anderen Institutionen soll das Ziel unterstützen, die Ausbreitung des Pilzes in sensiblen Kernzonen des Schutzgebiets zu verhindern.
Biodiversität im Fokus
Die Verbreitung des Bsal-Pilzes wirft auch ein Licht auf die allgemeine Biodiversität und die Bedeutung effektiver Naturschutzmaßnahmen. Eine aktuelle Metastudie zeigt, dass solche Maßnahmen überwiegend positive Effekte auf den Erhalt der Biodiversität haben können. Dabei wird deutlich, dass auch kurzfristige Studien zur Bewertung von Naturschutzaktivitäten von Nutzen sind. Die Erhaltung und Wiederherstellung dieser Biodiversität ist für das Überleben vieler Arten, einschließlich des bedrohten Feuersalamanders, von entscheidender Bedeutung.
Insgesamt sind die epidemiologischen Entwicklungen rund um den Bsal-Pilz ein eindringlicher Weckruf für Naturschützer und die Öffentlichkeit. Nur durch gesammelte Anstrengungen und Beachtung der Schutzmaßnahmen kann langfristig sichergestellt werden, dass die Artenvielfalt, insbesondere in den empfindlichen Ökosystemen wie dem Nationalpark Kellerwald-Edersee, erhalten bleibt.