
Architekturstudierende und Lehrende des Instituts für Konstruktives Entwerfen, Industrie- und Gesundheitsbau (IKE) der Technischen Universität Braunschweig unternahmen im Juni 2025 eine prägende Exkursion nach Kigali, Ruanda. Ziel war es, ein Masterentwurf für eine Rehabilitationseinrichtung für Menschen mit körperlichen Einschränkungen zu entwickeln. Diese Reise bot den Teilnehmenden nicht nur die Möglichkeit, ihre Fachkenntnisse zu erweitern, sondern auch die sozialen, infrastrukturellen und gestalterischen Anforderungen an gesundheitsförderndes Bauen zu erkennen. Ruanda hat sich in den letzten Jahren zu einem bedeutenden Knotenpunkt für internationale Kooperationen im ostafrikanischen Raum entwickelt, was durch die dynamische und international geprägte Stadt Kigali untermauert wird.
Innerhalb der Stadt wird die „Kigali Health City“ als ein Zentrum für internationale Projekte der Entwicklungszusammenarbeit fokussiert. Hier wird der Ausbau des Gesundheitssektors zentral vorangetrieben. Das IKE plant in diesem Kontext die Errichtung des EFFO-Center of Excellence (EFFO-CoE), einer Sonderisolierstation, die speziell für die Behandlung von hochansteckenden Infektionskrankheiten (HCIDs) wie Ebola und Marburg konzipiert ist. TUBraunschweig berichtet, dass dieses Projekt seit 2014 die Gesundheitsinfrastruktur in Ruanda verbessert hat.
Einblicke in lokale Archiektur und soziale Strukturen
Die Exkursion bot den Studierenden wertvolle Einblicke in lokale Bauweisen und die architektonischen Gegebenheiten in Ruanda. Ein Besuch im Nyarugenge District Hospital verdeutlichte die Unterschiede in der Gestaltung von Gesundheitsbauten zwischen Ruanda und Deutschland. Zudem wurde der Baufortschritt des EFFO-CoE besichtigt, der bis April 2025 abgeschlossen sein soll und dessen Design darauf abzielt, das Infektionsrisiko minimal zu halten. TUBraunschweig hebt hervor, dass in Ruanda die Landschaft und Architektur als Einheit betrachtet werden, wobei Faktoren wie Topografie, Vegetation und Klima in den Entwurfsprozess integriert sind.
Ein weiterer prägender Moment der Reise war der Besuch des Genocide Memorials, der das Bewusstsein für die komplexe Geschichte Ruandas schärfte. Die Teilnehmenden reflektierten auch die sozialen und infrastrukturellen Unterschiede zwischen der dynamischen Stadt Kigali und ländlichen Gebieten, was ihre Perspektiven auf globale Gesundheit und humane Architektur erheblich beeinflusste.
Globale Dimensionen der Gesundheit
Die Herausforderungen, mit denen das Gesundheitssystem Ruandas konfrontiert ist, sind nicht isoliert zu betrachten. Die Bundeszentrale für politische Bildung beschreibt die globalen Ungleichheiten in der Gesundheitspolitik, die durch die Corona-Pandemie besonders sichtbar wurden. Ruanda wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als Hochrisikoland eingestuft, trotz nahezu 100%iger Krankenversicherung. Infektionskrankheiten können Gesundheitssysteme überfordern und wichtige Gesundheitsdienste stören.
Das EFFO-CoE wird nicht nur als High-level Isolation Unit fungieren, sondern auch als Schulungszentrum für Gesundheitspersonal, um die lokale Gesundheitsinfrastruktur zu stärken. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit deutschen und ruandischen Partnern, was die Bedeutung solcher internationalen Kooperationen für die Verbesserung öffentlicher Gesundheit unterstreicht. Zu den Lehren aus der Ebola-Epidemie gehört die Notwendigkeit, lokale Gesundheitssysteme zu verbessern, um als präventiv gegen zukünftige Epidemien gewappnet zu sein.
Zusammenfassend zeigt die Exkursion, wie wichtig eine enge Verbindung zwischen Architektur und gesellschaftlichen Anforderungen im Gesundheitswesen ist. Sie liefert nicht nur Impulse für das Fachgebiet, sondern beleuchtet auch die Herausforderungen, vor denen Gesundheitssysteme in Entwicklungsländern stehen. Angesichts der globalen Gesundheitskrisen ist die Stärkung der lokalen Infrastruktur unerlässlich, um allgemein zugängliche Gesundheitsversorgung zu gewährleisten.