
Am 28. Mai 2025 wurde an der Katholischen Universität in Eichstätt die Ausstellung „Der lange Schatten des Unrechts“ eröffnet, die das Schicksal der Familie Geiershoefer während der nationalsozialistischen Verfolgung beleuchtet. Diese Ausstellung ist das Resultat einer intensiven dreisemestrigen Forschungsarbeit von Studierenden der Neueren und Neuesten Geschichte und der Journalistik unter der Leitung von Prof. Dr. Vanessa Conze. Insgesamt wurden über 5000 Seiten Quellenmaterial gesichtet und ausgewertet, um eine mikrohistorische Perspektive auf das Verfolgungsgeschehen und dessen Nachgeschichte zu entwickeln. Der Fokus liegt dabei auf den beteiligten Personen, den unterschiedlichen Zeitebenen und den komplexen Themen der Verfolgung, Vertreibung und Nachkriegszeit.
Die Ergebnisse dieser Projektarbeit werden nicht nur in der aktuellen Ausstellung präsentiert, sondern auch in der Monographie „Der lange Schatten des Unrechts. Nationalsozialistische Verfolgung und ihre Nachgeschichte – das Beispiel der Familie Geiershoefer“ veröffentlicht. Interessierte können die Ausstellung bis zum 21. Juni 2025 im Foyer der Universitätsbibliothek der KU besuchen. Zukünftige Präsentationen sind in Ingolstadt und Allersberg geplant, während zusätzlich ein Podcast, in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Rundfunk, verfügbar ist.
Die Verfolgung der Juden im Nationalsozialismus
Die Ausstellung hat herkömmliche Erzählungen über die Verfolgung von Juden im Nationalsozialismus zum Ziel, zu erweitern und zu vertiefen. Diese Verfolgung begann systematisch nach dem Machtantritt der NSDAP im Jahr 1933, als die staatliche Diskriminierung der jüdischen Bevölkerung in Deutschland aggressively vorangetrieben wurde. Antisemitisches Denken war eine zentrale Grundlage der nationalsozialistischen Ideologie. Schon früh kündigte Adolf Hitler die „Vernichtung der Juden“ an, was die Grundlage für die spätere Terror- und Vernichtungspolitik schuf.
Ein Höhepunkt dieser Verfolgung war der Novemberpogrom 1938, auch bekannt als „Reichskristallnacht“. In dieser Nacht wurden über 1400 Synagogen und jüdische Bethäuser zerstört, Hunderte von jüdischen Geschäften und Wohnungen demoliert, und etwa 100 Juden ermordet. Diese staatlich orchestrierte Gewalttat setzte eine Welle der Repression in Gang, die zur Einziehung sämtlicher jüdischer Vermögenswerte und zur Ausgrenzung jüdischer Menschen aus dem Wirtschaftsleben führte.
Die fortschreitende Gewalt und der Holocaust
Ab 1941 setzte die NS-Führung, insbesondere die SS, die angekündigte „Vernichtung der Juden“ in die Tat um. Schätzungen zufolge wurden etwa 5,7 Millionen jüdischer Menschen aus besetzten europäischen Ländern systematisch ermordet. In Vernichtungslagern wurden Menschen vergast und verbrannt, während Erschießungskommandos große Zahlen von Juden direkt vor Ort ermordeten. Der Holocaust, als radikalster Völkermord in der Geschichte, steht nicht nur für die Vernichtung der jüdischen Bevölkerung, sondern auch für die gleichzeitige Ermordung von Sinti und Roma sowie Menschen mit Behinderungen.
Die Ausstellung an der KU und die begleitenden Publikationen sollen dazu dienen, diesen dunklen Teil der Geschichte nicht nur zu erinnern, sondern auch das Bewusstsein für die schweren Menschenrechtsverletzungen und die Menschen hinter den Zahlen zu schärfen. Initiativen, wie die von Gunter Demnig seit 1995 verlegten Stolpersteine, erinnern an die Opfer und öffnen einen Raum für individuelle Geschichten im Kontext der großen Ereignisse der Vergangenheit.
Das Beispiel der Familie Geiershoefer stellt somit ein konkretes Forschungsfeld dar, das die Geschichte und die persönlichen Erfahrungen von Menschen beleuchtet, die unter dem nationalsozialistischen Regime litten. Ihre Geschichte wird an einem Ort erzählt, wo Wissenschaft und Gedenken zusammentreffen und zu einem besseren Verständnis der Vergangenheit beitragen können.