
Der Freistaat Bayern hat eine Expertenkommission beauftragt, um Vorschläge zur zeitgemäßen Weiterentwicklung der Lehramtsausbildung zu erarbeiten. Das Gutachten, das 13 spezifische Empfehlungen enthält, wurde in München vorgestellt. Die Kommission besteht aus namhaften Mitgliedern: Prof. Dr. Cordula Artelt, Elias Stubenvoll und OStD Pankraz Männlein. Ein zentraler Punkt des Gutachtens ist die Forderung nach einem Ausbau der Praxisorientierung im Studium, um die Ausbildung für Lehrkräfte relevanter und anwendungsbezogener zu gestalten.
Die Empfehlungen umfassen eine Weiterentwicklung der Schulpraktika und eine erhöhte Aufmerksamkeit für die Inklusion in der Lehrkräftebildung. Laut Elias Stubenvoll besteht die Chance, einen Qualitätsschub in der Lehrkräftebildung zu erreichen, indem Studium, Referendariat und Fortbildung enger verzahnt werden. Zusätzlich bekennt sich die Kommission zu bestehenden Pfeilern der bayerischen Lehrkräftebildung und spricht sich gegen eine umfassende Strukturreform aus.
Notwendige Veränderungen
Weiterhin wird die Verbesserung der Datenlage als essenziell erachtet, um zielgerichtete Fortschritte zu erzielen. Besonders betont wird die Notwendigkeit grundlegender Veränderungen in der Lehrerausbildung nach 30-40 Jahren, da viele junge Lehramtsstudierende sich unzureichend auf den Beruf vorbereitet fühlen. Kommissionsleiter Martin Huber hebt hervor, dass die Konzentration künftig mehr auf Kompetenzen als auf Inhalte gelegt werden soll.
Im Zuge dieses Wandels sollen Lehramtsstudierende lernen, Fachwissen didaktisch zu vermitteln und Schülerfeedback effektiv zu geben. Auch die verbesserte Vermittlung eines inklusiven Umgangs mit Heterogenität für alle Lehramtsstudierenden ist ein zentraler Aspekt. Die Bildungsziele zielen darauf ab, dass Lehrkräfte Vielfalt als Chance erkennen und den Unterricht an die Bedürfnisse aller Schüler anpassen.
Digitalisierung in der Lehrkräftebildung
Die Digitalisierung spielt eine immer bedeutendere Rolle in der Lehrerbildung. Lehrkräfte müssen im Studium und in der Weiterbildung Kompetenzen im kritischen und kreativen Umgang mit digitalen Medien erwerben. Hierbei ergänzt die „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ innovative Maßnahmen zur Digitalisierung in der Lehrkräftebildung, die seit 2020 verfolgt werden. Die Projekte zielen darauf ab, digital unterstützte Lehr-Lern-Konzepte zu entwickeln, die in Ausbildung und Fortbildung erprobt werden.
Ein Beispiel ist das Projekt CODIP der Leuphana Universität Lüneburg, das Lehrkonzepte in verschiedenen Fächern als Open Educational Resources (OER) bereitstellt. Digitale Schulbücher und Videos zur Analyse von Unterrichtsabläufen sind weitere Mittel, um die Lehrkräftebildung zu modernisieren und an moderne Lernbedürfnisse anzupassen. Laut dem Meta-Videoportal der Universität Münster arbeiten zahlreiche Projekte daran, digitale Kompetenzen in der Lehrerbildung zu fördern und weiterzuentwickeln.
Die bayerische Lehrerausbildung könnte durch die Umsetzung der Vorschläge der Kommission attraktiver gestalten werden und damit Abbrüche im Studium und Referendariat reduzieren. Aktuell studieren 35.000 Lehramtsanwärter in Bayern, wobei viele von ihnen ihr Studium vorzeitig abbrechen. Der Bildungspolitik soll eine programmatische Ausrichtung ermöglichen, die im Frühjahr 2026 durch einen Masterplan der Regierung vorgestellt werden soll. Wissenschaftsminister Markus Blume beschreibt diese Bemühungen als „Evolution statt einer Revolution“ in der Lehramtsausbildung.
Die Expertisen zur Lehrerbildung sind unter einem angegebenen Link einsehbar und bieten einen umfassenden Überblick über die zukünftige Ausrichtung der Lehrkräftebildung in Bayern. Weitere Informationen zu den Herausforderungen und Fortschritten in der Digitalisierung der Lehrkräftebildung sind ebenfalls abrufbar bei qualitaetsoffensive-lehrerbildung.de und sueddeutsche.de.