
Am 6. Mai 2025 wurde in Berlin ein bedeutender Tagungsband mit dem Titel „Berlins Weg in die Moderne. Koloniale Warenströme und Sehnsüchte 1713-1918“ vorgestellt. Diese Publikation, herausgegeben von Lilja Ruben-Vowe, Prof. Dr. Klaus Weber und Felix Töppel im Rahmen der elften wissenschaftlichen Jahrestagung des Netzwerkes HiKo_21 der Historischen Kommission zu Berlin, widmet sich der Erforschung der kolonialen Verflechtungen in der Hauptstadt Deutschlands und betrachtet diese aus einer geschichtswissenschaftlichen Perspektive. Die Veranstaltung fand am 22. April 2025 im Senatssaal statt und beinhaltete ein breites Spektrum an Beiträgen und Diskussionen.
Ruben-Vowe thematisierte in ihrem Vortrag die koloniale Bildgeschichte und die damit verbundenen eurozentrischen Machtansprüche. Sie plädierte für postkoloniale und interdisziplinäre Ansätze, die nicht nur die Geschichtsschreibung, sondern auch die Archive als Orte der Wissensproduktion und -reflektion betrachten. Auch Felix Töppel kam zu Wort und präsentierte seine Forschungen zur Preußischen Seehandlung, die deutlich machten, wie eng das maritime Erbe mit kolonialen Praktiken verknüpft ist. Er forderte eine kritische Auseinandersetzung mit der kolonialen Vergangenheit und deren Wirkungen auf die heutige Gesellschaft.
Historische Forschung und moderne Perspektiven
Der Tagungsband ist wegweisend, da er nicht nur die koloniale Vergangenheit Berlins beleuchtet, sondern auch den Zeitraum vor der formalen Kolonialzeit von 1884 bis 1918 in den Fokus rückt. Prof. Dr. Klaus Weber hob hervor, dass das traditionelle Verständnis dieser Epoche das Bewusstsein für die Kontinuitäten in der kolonialen Geschichte einschränkt. Der Band versteht sich als Ausgangspunkt für zukünftige Forschungen und Diskussionen und erhebt nicht den Anspruch, eine abschließende Analyse zu präsentieren.
Im Kontext der fortschreitenden Diskussionen über Kolonialismus und sein Erbe ist das Projekt IN_CONTEXT, das an der Staatsbibliothek zu Berlin (SBB) angesiedelt ist, von großer Relevanz. Es hat das Ziel, die Digitalisierung von Beständen aus kolonialen Kontexten voranzutreiben. Die SBB, die seit dem 17. Jahrhundert eine zentrale Rolle bei der Sammlung historischer Dokumente spielt, wird durch die Förderung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) unterstützt.
Virtuelle Forschungsumgebung und öffentliche Debatte
Das IN_CONTEXT-Projekt schafft eine virtuelle Forschungsumgebung, die zugänglich gemacht wird für relevante Sammlungen aus Deutschland und von internationalen Partnern. Diese Plattform wird nicht nur zur Auffindung und Analyse von historischen Quellen dienen, sondern auch zur institutionellen Reflexion anregen. Öffentliche Debatten über den Umgang mit kolonialer Vergangenheit, einschließlich der Rückgabe von Museumsobjekten und der Umbenennung von Institutionen, gewinnen zunehmend an Bedeutung. Kulturerbeeinrichtungen überdenken daher ihre kolonialen Verflechtungen.
In der Summe stellen sowohl der Tagungsband als auch das Projekt IN_CONTEXT Maßnahmen dar, um die koloniale Geschichte nicht nur zu dokumentieren, sondern aktiv in die gesellschaftliche Diskussion einzubringen. So wird der Weg für eine umfassendere Reflexion und das Verständnis von Berlins Rolle in der kolonialen Vergangenheit geebnet.
Die Analyse kolonialer Verflechtungen und deren zeitgenössische Implikationen werden somit weiterhin von höchster Brisanz sein, sowohl in wissenschaftlichen Kreisen als auch in der breiten Öffentlichkeit. Darauf haben auch Lilja Ruben-Vowe, Klaus Weber und Felix Töppel mit ihrer Arbeit hingewiesen.
Europa-Universität berichtet über die Buchvorstellung und deren Inhalte, während IN_CONTEXT die digitale Aufarbeitung und die Rolle der SBB beleuchtet.