
Am Donnerstag, dem 5. Juni 2025, veranstaltet die Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) einen geführten Rundgang, der sich mit der Biodiversität in urbanen Lebensräumen beschäftigt. Die Veranstaltung beginnt um 14 Uhr und dauert bis etwa 16 Uhr. Organisiert wird der Spaziergang vom Büro für Nachhaltigkeit der JLU in Zusammenarbeit mit der Professur für Landschaftsökologie und Landschaftsplanung sowie dem Projekt JLU-Campusgarten.
Der Fokus der Veranstaltung liegt auf den Lebensräumen rund um das Interdisziplinäre Forschungszentrum (iFZ) der Universität. Teilnehmer können Blühwiesen, Grünstreifen und gemeinschaftlich gepflegte Gartenflächen entdecken. Die Führung bietet wertvolle Einblicke in die komplexen ökologischen Zusammenhänge und die Auswirkungen auf die Artenvielfalt sowie die Wechselwirkungen zwischen Mensch, Klima und Umwelt. Nach der Führung sind Snacks und Getränke im Campusgarten vorgesehen, um den Austausch und die Inspiration zu fördern.
Stadt und Natur: Ein neuer Denkansatz
Die Bedeutung von Stadtnatur ist in der deutschen Stadtplanung ein relativ neues Phänomen, das seit den 1970er Jahren zunehmend in den Fokus gerückt ist. Historisch wurde die Beziehung zwischen Mensch und Natur in urbanen Räumen oft als Gegensatz betrachtet, was zu einem blinden Fleck für die Stadtnatur führte. Diese Unterscheidung zwischen menschlicher Sphäre, die die Stadt umfasst, und der natürlichen Sphäre, die als Landschaft oder Wildnis betrachtet wird, führte zur Entfernung von Natur aus den städtischen Gebieten.
Im 19. Jahrhundert sahen bürgerliche Eliten die Notwendigkeit, städtische Grünräume als Ausgleich zur Urbanisierung zu fordern. Dieser Gedanke wurde durch Literatur und Landschaftsmalerei inspiriert. Während in den USA städtische Parks als funktionale Räume für alle Bürger konzipiert wurden, dominierten in Europa feudale Parkanlagen. Mit der Entwicklung des Biotopverbundsystems in den 1970er und 1980er Jahren entstand ein Konzept, das Parks und Biotope in ein miteinander verbundenes Netzwerk integriert, um die Biodiversität zu fördern.
Die Rolle der Grünen Infrastruktur
Das Konzept der Grünen Infrastruktur beschäftigt sich mit der Schaffung und Vernetzung von Lebensräumen in städtischen Räumen. Ziel ist es, sowohl menschliche als auch ökologische Funktionen zu erfüllen. Ein Einsatz solcher Maßnahmen ist entscheidend, da die städtische Biodiversität oft höher ist als in ländlichen Gebieten. Gleichzeitig sind jedoch bauliche Nachverdichtungen und energetische Sanierungen häufig Ursachen für die Verdrängung von Arten und den Verlust wertvoller Lebensräume.
Es besteht ein dringender Bedarf an gesetzlichem Schutz für wilde Tiere und Pflanzen, da dieser meist nicht ausreicht, um Habitatverluste durch städtische Entwicklungen zu verhindern. Mit dem Leitbild der kompakten Stadt wird eine Innenentwicklung vor Außenentwicklung befürwortet, um das Flächenwachstum nach außen einzudämmen. Die stadtökologische Forschung zeigt zudem, dass die bebaute Struktur der Stadt zahlreiche Habitate bietet, die für die Biodiversität unerlässlich sind.
Anpassungen in der Stadtplanung sind notwendig, um die Biodiversität als integralen Bestandteil urbaner Räume anzuerkennen und aktiv zu fördern. Dies erfordert innovative Ansätze wie die Methode des Animal-Aided Design (AAD), die besagt, dass artenspezifische Bedürfnisse in die Planung urbaner Freiräume integriert werden sollten.
Diese Themen werden auch in der Broschüre des Bundesamtes für Naturschutz behandelt. Die Publikation diskutiert die Grundlagen und die planungsrelevanten Aspekte der urbanen grünen Infrastruktur, die für die Sicherung, Planung und Entwicklung von urbanen Lebensräumen essenziell ist. Die Broschüre stellt unterstützende Strategien zur Betrieb, Pflege und Management solcher Infrastrukturen vor und wird von verschiedenen Verbänden, darunter die Deutsche Gartenamtsleiterkonferenz, unterstützt.
Für die Teilnahme am Rundgang der JLU ist eine vorherige Anmeldung erforderlich, da die Anzahl der Teilnehmenden begrenzt ist. Interessierte können sich unter folgendem Link anmelden: Anmeldelink.