
Am 18. März 2025 hat sich der Wissenschaftliche Beirat für Biodiversität und Genetische Ressourcen (WBBGR) für den Zeitraum von 2025 bis 2028 neu konstituiert. In einer entscheidenden Wahl wurden 18 Mitglieder des Beirates, unter der Leitung von Professorin Maria Finckh von der Universität Kassel, zur neuen Vorsitzenden gewählt. Die Wahl steht in Reaktion auf den anhaltenden Rückgang der Biodiversität, der landwirtschaftliche Nutzflächen in Europa seit vielen Jahren belastet.
Die Herausforderungen bezüglich der Biodiversität sind zahlreich. Laut Berichten hat der Feldvogel- und Wiesenschmetterlingspopulationen seit 1990 um über 30 % zurückgegangen. Diese alarmierenden Zahlen haben die Europäische Kommission dazu veranlasst, 2011 eine Biodiversitätsstrategie zu verabschieden, um den Verlust an biologischer Vielfalt zu stoppen. Ein zentrales Anliegen des WBBGR wird die Erarbeitung von Empfehlungen in Bezug auf die zukünftige Ausgestaltung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) sein.
Neuer Beirat mit klaren Zielen
Die stellvertretenden Vorsitzenden des Beirates sind Professorin Jana Zscheischler von der Universität Vechta und Professorin Inga Schleip von der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung. Gemeinsam wird der Beirat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) beraten, insbesondere in Fragen der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung biologischer Vielfalt. Zentrale Schwerpunkte sind genetische Ressourcen für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.
Die Empfehlungen des WBBGR betreffen die Berücksichtigung von Biodiversität in der Ernährungssicherung, dem Umwelt- und Ressourcenschutz sowie der Anpassung an den Klimawandel. Es ist entscheidend, die Verbraucher zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung von Biodiversität zu aktivieren. Diese Initiativen stehen im Kontext der von der EU angestrebten modernen Agrarpolitik.
Die Rolle der Gemeinsamen Agrarpolitik
Die GAP 2023–2027 verfolgt eine modernisierte, ergebnis- und leistungsorientierte Strategie. Die Reform wurde am 2. Dezember 2021 verabschiedet und trat am 1. Januar 2023 in Kraft. Ziel der GAP ist es, eine nachhaltige Zukunft für europäische Landwirte zu schaffen, insbesondere für kleinere Betriebe, während gleichzeitig die Biodiversität gestärkt werden soll.
Die EU-Mitgliedsländer haben nationale GAP-Strategiepläne entwickelt, bei denen die Förderung von Einkommensstützung, ländlicher Entwicklung und Marktmaßnahmen im Mittelpunkt steht. Ein gemeinsamer Satz von Indikatoren wird verwendet, um die Überwachung und Evaluierung der GAP-Strategiepläne zu gewährleisten.
Kernpunkte der GAP 2023-2027 |
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Mindestens 25 % des Haushalts für Direktzahlungen müssen für Öko-Regelungen verwendet werden. |
35 % der Finanzmittel sind für Klimaschutz, Biodiversität, Umwelt und Tierwohl vorgesehen. |
10 Mrd. Euro aus dem Programm Horizont Europa sind für Forschungs- und Innovationsprojekte in der Landwirtschaft vorgesehen. |
Eine Krisenreserve von mindestens 450 Mio. Euro pro Jahr ist eingeplant. |
Die GAP ist entscheidend für die Förderung nachhaltiger landwirtschaftlicher Praktiken und den Erhalt der genetischen Vielfalt. Leider hat der Rückgang der Biodiversität nach den bisherigen Maßnahmen trotz erheblicher finanzieller Mittel nach wie vor nicht die nötige Beachtung gefunden. Der Europäische Rechnungshof hat darüber hinaus festgestellt, dass die Formulierung der Biodiversitätsstrategie und der GAP-Maßnahmen die Fortschrittsmessung erschwert.
Im Hinblick auf die vielfältigen Herausforderungen betont die EU die Notwendigkeit, die Biodiversitätsstrategie bis 2030 zu überarbeiten, um den dramatischen Verlust an biologischer Vielfalt anzugehen. Dies wird auch durch neue Maßnahmen auf nationaler Ebene unterstützt, um die Ziele der Gemeinsamen Agrarpolitik aktiver zu verfolgen und zu erreichen.
Nur durch eine enge Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Politik und Landwirtschaft kann der bedrohten Biodiversität in Europa nachhaltig begegnet werden. Mit der Neuwahl des WBBGR und der anstehenden Ausarbeitung konkreter Maßnahmen steht der Weg für eine verbesserte Biodiversitätsstrategie offen.
Für weitere Informationen besuchen Sie bitte uni-kassel.de, op.europa.eu, sowie agriculture.ec.europa.eu.