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Briefe der Mendelssohn-Familie: Ein Kulturschatz wird digitalisiert!

Am 19. Mai 2025 wurde ein bedeutender Schritt im Bereich der Bewahrung deutscher Geistesgeschichte vollzogen. Der Briefnachlass von Rebecka Dirichlet (geb. Mendelssohn Bartholdy) und ihrem Ehemann Gustav Dirichlet wurde vollständig digitalisiert.Über das Onlinerepositorium ORKA können Interessierte nun auf diesen wertvollen Schatz zugreifen. Die Sammlung umfasst über 1.000 Briefe, und mehr als zwei Drittel davon wurden von Dr. Andrea Linnebach-Wegener im Auftrag der Universitätsbibliothek Kassel transkribiert. Diese Briefe stammen aus dem Nachlass des Philosophen Leonard Nelson, des Urenkels des Ehepaars Dirichlet.

Leonard Nelson vererbte seine Bibliothek und seinen Besitz der Philosophisch-Politischen Akademie (PPA). Die Sammlung war während des Nationalsozialismus in die Landesbibliothek Kassel überführt worden. Tragischerweise verbrannten 1941 viele der Bibliotheksbestände im Fridericianum, aber den Briefnachlass hatte man glücklicherweise gerettet. Im Jahr 2019 wurde er der Universitätsbibliothek geschenkt, und nun können die Briefe online studiert werden.

Die Rückkehr eines verlorenen Bandes

Parallel dazu gibt das Bundesarchiv in Berlin die Rückkehr eines wertvollen Bandes bekannt, der ebenfalls aus der Bibliothek der PPA stammt. Es handelt sich um ein 16-seitiges Typoskript mit dem Titel „Die Walkemühle“, einschließlich einer programmatischen Rede von Hellmut Rauschenplat sowie persönlichen Erinnerungen der Lehrerin Anna Stein. Rauschenplat, der in der Emigration den Namen Fritz Eberhard annahm, war von 1949 bis 1958 Intendant des Süddeutschen Rundfunks.

Die Bibliotheksbestände der PPA wurden im Jahr 1934 teilweise an die Landesbibliothek Kassel und teilweise durch die Gestapo nach Berlin verbracht. Der nun zurückgegebene Band gehörte zu Beständen, die nach dem Krieg nach Moskau gelangten, bevor sie letztendlich im Bundesarchiv in Berlin landeten. Dr. Ralf Schaper, der in der Walkemühle aufwuchs und nun an einem Buch über das Landerziehungsheim arbeitet, stieß bei seinen Recherchen im Bundesarchiv auf diesen Band.

Die Walkemühle und ihre Geschichte

Die Walkemühle, die im frühen 20. Jahrhundert als Bildungsstätte der PPA diente, wurde 1933 von den Nationalsozialisten besetzt und umgewandelt. Die Bewohner flohen ins Exil nach Dänemark, während die PPA enteignet und aufgelöst wurde. Ein Teil der Bücher dieser Einrichtung, darunter auch Briefe und andere Dokumente, wurde 1934 durch Heinrich von Gagern und Dr. Wilhelm Hopf vor der Zerschlagung durch die NSDAP gerettet.

Trotz der Zerstörung, die 1941 bei einem Bombenangriff viele Bestände vernichtete, überstand das Briefmaterial den Krieg unversehrt und zeugt von einer intellektuellen Blütezeit des 19. Jahrhunderts. Der Briefnachlass, der nun der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird, wird als kulturell und wissenschaftlich wertvoll erachtet. Die Philosophisch-Politische Akademie in Bonn hatte zuvor beschlossen, diesen Teilnachlass zu übertragen, um seine Bedeutung zu sichern.

Rebecka Mendelssohn Bartholdy, die für ihren bemerkenswerten Salon und ihre Beziehungen zu prominenten Künstlern und Wissenschaftlern bekannt war, wurde 1811 in Hamburg geboren. Sie war die Schwester des Komponisten Felix Mendelssohn und die Tochter von Abraham Mendelssohn, einem Bankier, der später seinen Nachnamen in Mendelssohn Bartholdy änderte. Ihre Heirat mit dem Mathematiker Lejeune Dirichlet bekräftigte ihre Stellung in der intellektuellen Landschaft des 19. Jahrhunderts.

Zusammengefasst stellt die Digitalisierung des Briefnachlasses und die Rückkehr des Bandes aus der Walkemühle wichtige Fortschritte in der Bewahrung der deutschen Kulturgeschichte dar. Diese Maßnahmen unterstreichen die Relevanz und den fortdauernden Einfluss der Dirichlet-Familie sowie der institutionsübergreifenden Anstrengungen, verloren geglaubte Schätze aus der Geschichte zurückzugewinnen und zugänglich zu machen.

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uni-kassel.de
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